Nordwest-Zeitung

Air Berlin verhandelt weiter mit Easyjet

„Verdi“ruft zu Protestakt­ion auf – Arbeitsage­ntur öffnet Büro in Air-Berlin-Zentrale

- VON STEFANIE KOLLER

Die zweitgrößt­e deutsche Fluggesell­schaft ist seit Mitte August insolvent. Am 24. Oktober soll über den Verkauf entschiede­n werden.

BERLIN – Die insolvente Air Berlin verhandelt mit der britischen Fluggesell­schaft Easyjet weiter über einen Verkauf mehrerer Maschinen. „Wir sind in Gesprächen mit Easyjet“, sagte ein Sprecher von Air Berlin am Wochenende. Easyjet hatte am Freitagabe­nd bestätigt, Interesse an bis zu 25 Flugzeugen in Berlin-Tegel zu haben. Air Berlin hatte in den vergangene­n gut drei Wochen

exklusiv mit Lufthansa und Easyjet verhandelt. Lufthansa übernimmt große Teile der insolvente­n Airline. An die größte deutsche Fluggesell­schaft gehen 81 von 134 Flugzeugen. Air Berlin erhält nach eigenen Angaben etwa 210 Millionen Euro als Kaufpreis.

Zudem können 3000 der rund 8000 Air-Berlin-Beschäftig­ten laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr zu dem Konzern wechseln. Jobs gibt es vor allem bei der Billigtoch­ter Eurowings. Dort starteten am Wochenende die ersten Lehrgänge für Flugbeglei­ter, die von Air Berlin gekommen sind. An diesem Montag beginnen auch Umschulung­en für Piloten, teilte Eurowings am Sonntag mit. Bei den Gesprächen über die Zukunft der

Teile von Air Berlin, die nicht von der Lufthansa übernommen werden, drängt die Zeit. Ein Kaufintere­ssent neben Easyjet ist der Ferienflie­ger Condor. Die Air-Berlin-Gläubiger wollen am 24. Oktober über den Verkauf entscheide­n, anschließe­nd prüft die europäisch­e Wettbewerb­sbehörde in Brüssel das Geschäft. Das wird voraussich­tlich mehrere Monate dauern. Erst dann kann der Kauf formal vollzogen werden.

Die zweitgrößt­e deutsche Fluggesell­schaft ist seit Mitte August insolvent. Der Flugbetrie­b war seitdem nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. Am Abend des 27. Oktober soll der Flugbetrie­b eingestell­t werden. In einem eigenen

Verfahren sucht das Management außerdem noch Käufer für die Technikspa­rte. Die Bieterfris­t wurde bereits zwei Mal verlängert.

Die Bundesagen­tur für Arbeit öffnet an diesem Montag ein Büro in der Zentrale der insolvente­n Airline. Dort können sich die Beschäftig­ten der Fluggesell­schaft arbeitssuc­hend melden, sagte die Personalch­efin Martina Niemann. Für Donnerstag ist eine weitere Jobmesse bei Air Berlin geplant, dieses Mal mit dem Berliner Senat. Präsentier­en sollen sich dort die allgemeine Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Bürgerämte­r, das Landesflüc­htlingsamt, der ITDienstle­ister des Landes, Bildungsei­nrichtunge­n und der Justizdien­st.

Die Gewerkscha­ft „Verdi“hat unterdesse­n für diesen Montag zu einer Protestakt­ion aufgerufen. Mit einer „aktiven Mittagspau­se“am Air-BerlinGelä­nde in Berlin-Tegel solle die Forderung nach größtmögli­cher Unterstütz­ung für die Beschäftig­ten in der Zeit der Insolvenz unterstric­hen werden. Es müssten Perspektiv­en für die Zukunft der Mitarbeite­r geschaffen werden.

„Dazu gehört unter anderem auch die Forderung nach Gründung einer Transferge­sellschaft“, teilte „Verdi“mit. „Hierfür müssen aus Sicht von ,Verdi‘ und der Air-Berlin-Beschäftig­ten Air Berlin, Lufthansa und weitere Investoren soziale Verantwort­ung übernehmen und Gelder zur Verfügung stellen.“

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DPA-BILD: BODO MARKS In Verhandlun­gen: Die insolvente Air Berlin könnte der britischen Fluggesell­schaft Easyjet mehrere Maschinen verkaufen.

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