Air Berlin verhandelt weiter mit Easyjet
„Verdi“ruft zu Protestaktion auf – Arbeitsagentur öffnet Büro in Air-Berlin-Zentrale
Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft ist seit Mitte August insolvent. Am 24. Oktober soll über den Verkauf entschieden werden.
BERLIN – Die insolvente Air Berlin verhandelt mit der britischen Fluggesellschaft Easyjet weiter über einen Verkauf mehrerer Maschinen. „Wir sind in Gesprächen mit Easyjet“, sagte ein Sprecher von Air Berlin am Wochenende. Easyjet hatte am Freitagabend bestätigt, Interesse an bis zu 25 Flugzeugen in Berlin-Tegel zu haben. Air Berlin hatte in den vergangenen gut drei Wochen
exklusiv mit Lufthansa und Easyjet verhandelt. Lufthansa übernimmt große Teile der insolventen Airline. An die größte deutsche Fluggesellschaft gehen 81 von 134 Flugzeugen. Air Berlin erhält nach eigenen Angaben etwa 210 Millionen Euro als Kaufpreis.
Zudem können 3000 der rund 8000 Air-Berlin-Beschäftigten laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr zu dem Konzern wechseln. Jobs gibt es vor allem bei der Billigtochter Eurowings. Dort starteten am Wochenende die ersten Lehrgänge für Flugbegleiter, die von Air Berlin gekommen sind. An diesem Montag beginnen auch Umschulungen für Piloten, teilte Eurowings am Sonntag mit. Bei den Gesprächen über die Zukunft der
Teile von Air Berlin, die nicht von der Lufthansa übernommen werden, drängt die Zeit. Ein Kaufinteressent neben Easyjet ist der Ferienflieger Condor. Die Air-Berlin-Gläubiger wollen am 24. Oktober über den Verkauf entscheiden, anschließend prüft die europäische Wettbewerbsbehörde in Brüssel das Geschäft. Das wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Erst dann kann der Kauf formal vollzogen werden.
Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft ist seit Mitte August insolvent. Der Flugbetrieb war seitdem nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. Am Abend des 27. Oktober soll der Flugbetrieb eingestellt werden. In einem eigenen
Verfahren sucht das Management außerdem noch Käufer für die Techniksparte. Die Bieterfrist wurde bereits zwei Mal verlängert.
Die Bundesagentur für Arbeit öffnet an diesem Montag ein Büro in der Zentrale der insolventen Airline. Dort können sich die Beschäftigten der Fluggesellschaft arbeitssuchend melden, sagte die Personalchefin Martina Niemann. Für Donnerstag ist eine weitere Jobmesse bei Air Berlin geplant, dieses Mal mit dem Berliner Senat. Präsentieren sollen sich dort die allgemeine Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Bürgerämter, das Landesflüchtlingsamt, der ITDienstleister des Landes, Bildungseinrichtungen und der Justizdienst.
Die Gewerkschaft „Verdi“hat unterdessen für diesen Montag zu einer Protestaktion aufgerufen. Mit einer „aktiven Mittagspause“am Air-BerlinGelände in Berlin-Tegel solle die Forderung nach größtmöglicher Unterstützung für die Beschäftigten in der Zeit der Insolvenz unterstrichen werden. Es müssten Perspektiven für die Zukunft der Mitarbeiter geschaffen werden.
„Dazu gehört unter anderem auch die Forderung nach Gründung einer Transfergesellschaft“, teilte „Verdi“mit. „Hierfür müssen aus Sicht von ,Verdi‘ und der Air-Berlin-Beschäftigten Air Berlin, Lufthansa und weitere Investoren soziale Verantwortung übernehmen und Gelder zur Verfügung stellen.“