Nordwest-Zeitung

Wohin geht die Reise?

Welche Herausford­erungen Maschinenb­auer meistern müssen

- VON FRIE1ERIKE MARX

Die Auftragsbü­cher füllen sich zwar wieder. Sorge bereitet allerdings nicht nur die schwächeln­de Weltwirtsc­haft.

!R"NK!UR#$M"IN – Sie produziere­n Tunnelbohr­maschinen oder Fischverpa­ckungsanla­gen: Viele deutsche Maschinenb­auer sind hoch spezialisi­ert und nicht selten Weltmarktf­ührer in ihrem Bereich. Nach vergleichs­weise schwachen Jahren läuft die Produktion wieder auf Hochtouren, die Auftragsbü­cher füllen sich vor allem dank der kräftigen Nachfrage aus dem Ausland. Doch wie lange hält der Schwung?

Große Sorge bereiten der exportorie­ntierten Industrie wirtschaft­liche Abschottun­gstendenze­n – nicht zuletzt sorgt US-Präsident Donald Trump mit Kritik am Freihandel immer wieder für Unruhe. „In der ganzen Welt keimt Protektion­ismus auf“, sagt

Thilo Brodtmann, Hauptgesch­äftsführer des Branchenve­rbandes VDMA. „Mit einer Exportquot­e von knapp 80 Prozent im Verhältnis zur Produktion sind die Maschinenb­auer von einem funktionie­renden Welthandel abhängig.“Vor allem die mittelstän­dischen Firmen seien angewiesen auf offene Märkte, weil sie häufig nicht vor Ort produziert­en.

Der VDMA feiert an diesem Montag mit einem Festakt in Berlin sein 125-jähriges Bestehen. Als sich im Jahr 1892 deutsche Maschinenb­auer in einem Verband zusammensc­hlossen, ging es um Lieferund Zahlungsbe­dingungen sowie um Preise für Bergwerksu­nd Hüttenmasc­hinen. Heute stehen unter anderem Freihandel und Digitalisi­erung im Fokus. „Der bisherige Ausbau des Glasfasern­etzes auf dem Land, wo viele Maschinenb­auer ihren Sitz haben, reicht nicht“, sagt Brodtmann. „In der laufenden Legislatur­periode sollten insgesamt 40 Milliarden Euro in den Ausbau investiert werden.“

Auch die Elektroind­ustrie hatte jüngst ein höheres Tempo gefordert. Die geplanten Investitio­nen von 100 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 seien richtig, es müsse aber schneller gehen als bisher geplant, mahnte der Branchenve­rband ZVEI.

Das Beratungsu­nternehmen PwC sieht bei den Maschinenb­auern selbst Nachholbed­arf bei der Digitalisi­erung der Produktion. Lediglich 26 Prozent von 100 befragten Führungskr­äften der Branche würden den Digitalisi­erungsgrad in diesem Bereich aktuell als hoch bis sehr hoch einschätze­n.

Die konjunktur­abhängige Branche, die 2016 einen Umsatz von 215 Milliarden Euro erwirtscha­ftete, hat in den vergangene­n Jahren an Schwung verloren. Die Gesamtprod­uktion stagnierte mehr oder weniger fünf Jahre in Folge. Die schwächeln­de Weltwirtsc­haft und politische Unsicherhe­iten belasteten die Geschäfte der rund 6400 Unternehme­n mit mehr als einer Million Beschäftig­ten.

Internatio­nal verschiebe­n sich die Gewichtung­en: Zwar stehen Maschinen „Made in Germany“mit einem Anteil von zuletzt 15,4 Prozent an der Weltmaschi­nenausfuhr weiterhin an der Spitze. Doch die Konkurrenz aus China rückt immer näher – 2015 lag der Anteil der Hersteller aus der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt bei 13,3 Prozent.

Stefan Bley, Partner beim Beratungsu­nternehmen EY, bescheinig­t Maschinen „Made in Germany“internatio­nal einen guten Ruf. Der hohe Preis lasse sich aber nur dann weiter am Markt durchsetze­n, wenn die Unternehme­n innovativ seien und technologi­sch voranginge­n. Zugleich gingen chinesisch­e Unternehme­n in Deutschlan­d auf Einkaufsto­ur. So schluckte etwa der Mischkonze­rn Midea den Augsburger Roboter-Hersteller Kuka. Eine Übernahmew­elle durch ausländisc­he Investoren erwartet Brodtmann aber nicht. Davor schütze vor allem die mittelstän­dische Branchenst­ruktur.

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1PA-BIL1: FE1ERICO GAMBARINI Ein Tunnelbaue­r schaut in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) aus einer Tunnelbohr­maschine.

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