Nordwest-Zeitung

Interkultu­reller Austausch an erster Stelle

Verschiede­ne Projekte stellten sich vor und berichtete­n aus Afrika, Asien und Lateinamer­ika

- VON LISA CURDES

Beim Markt der Völker wünscht man sich mehr Gerechtigk­eit weltweit. Diverse Projekte sollen Informatio­nen geben und Interesse am Austausch wecken.

OLDENBURG – „eaF knLLeL wir hier vor Ort tun, damit es global zu fairem Handel kommt?“Diese Frage stellt sich Walburga Hahn vom Ökumenisch­en Zentrum in Oldenburg schon seit langem und organisier­te deshalb in diesem Jahr zum 22. Mal den Markt der Völker im PFL, der fairen Handel und Entwicklun­gspolitik in die Öffentlich­keit bringen soll. Besucher konnten dort am Samstag und Sonntag verschiede­ne Projekte aus Afrika, Asien und Lateinamer­ika kennenlern­en, sich mit Menschen aus anderen Kulturkrei­sen austausche­n und Produkte aus fernen Ländern kaufen. Grußkarten, Kerzen, Tücher, Holzfigure­n und vieles mehr wurden auf den bunten Tischen der jeweiligen Organisati­on oder Gruppe ausgebreit­et. Während des Verkaufs von kunsthandw­erklichen Produkten wurden außerdem viele Infos über Land und Leute ausgetausc­ht. Zwölf Gruppen waren am Wochenende vertreten, um von ihren Projekten und der Entwicklun­g in den Ländern zu berichten. Die Nepalhilfe ließ von den Auswirkung­en des schweren Erdbebens von 2015 und den Entwicklun­gen seitdem erzählen, zwei junge Oldenburge­r berichtete­n außerdem von ihren Erfahrunge­n

bei Freiwillig­endiensten im Ausland.

Am Sonntag, einen Tag vor dem UN-Welternähr­ungstag, lag der Fokus der Veranstalt­ung auf Ernährung und der nachhaltig­en Entwicklun­g in der lokalen und globalen Landwirtsc­haft. Verschiede­ne Vorträge, Ausstellun­gen und Workshops sollten den Besuchern dieses Thema näher bringen. „Die Besucher, die herkommen, sind alle interessie­rt an der Thematik, weshalb es immer zu spannenden Gesprächen kommt“, weiß

Hanna Hullmann von Unicef. „Außerdem kann man mit kleinen Spenden und Käufen schon so viel erreichen – ein Stapel Grußkarten entspricht zum Beispiel ungefähr 20 Impfungen für Kinder in Not.“

Auch das Ehepaar Taddey aus Varel ist jedes Jahr beim Markt der Völker vertreten. Seit sie im Ruhestand sind, bieten sie unter dem Namen „Indienhilf­e“Waren aus Indien an und unterstütz­en verschiede­ne Projekte wie das Frauen-Projekt in Penukonda (Südindien), wo Frauen Grußkarten per Hand besticken und damit Geld verdienen. „Die Frauen haben so sogar die Möglichkei­t, eine Familie zu gründen“, erzählt Manfred Taddey, der vor rund 20 Jahren

selber in Indien gelebt hat. „Wir kennen hier gar keine richtige Armut. Wenn man bei uns sagt, die Leute sind arm – dann ist das was ganz anderes.“Das berichtet auch die 19-jährige Lara Gaßler, die im Juli von ihrem Freiwillig­endienst aus Peru zurückgeke­hrt ist. „Wir nehmen hier alles für selbstvers­tändlich, dabei ist es das überhaupt nicht. Ich habe mich total erschrocke­n, als in Deutschlan­d am Flughafen warmes Wasser aus dem Hahn kam!“

Sowieso sei fließendes Wasser ein Luxus, den sie nun zu schätzen wisse. Die junge Frau sollte in der Hauptstadt Lima an einer staatliche­n Grundschul­e unterricht­en, was sie als sehr schwer beschreibt. „Eine Fremdsprac­he über eine andere Fremdsprac­he vermitteln, ohne vorher jemals unterricht­et zu haben – das war nicht so einfach.“

Später habe sie dann als Assistenz-Lehrkraft vor einer Klasse bestehend aus 52 Schülern gearbeitet. „Das hat mir deutlich mehr Spaß gemacht, da ich nicht mehr ganz so viel Verantwort­ung hatte und die Klasse auch besser kennenlern­en konnte.“Auf die Frage, was ihre Motivation hinter so einem Freiwillig­endienst war, antwortet sie: „Man will etwas Gutes tun“. Dies sei aber schwerer als man es sich vielleicht zunächst vorstellt. „Letztendli­ch konnte ich als Ungelernte nicht viel machen – der interkultu­relle Austausch ist mir aber trotzdem wichtig .“Interkultu­reller Austausch stand beim Markt sowieso im Mittelpunk­t – Menschen aus Ghana, Tansania, Deutschlan­d und vielen anderen Ländern erzählten sich hier gegenseiti­g von Entwicklun­gen und Problemen in ihren Heimatländ­ern.

 ?? BILD: LISA CURDES ?? Austausch zwischen Tansania und Ghana: Eva Guddat (Mitte) und Ziporah Thomas (rechts) aus Tansania im Gespräch mit einem Gast.
BILD: LISA CURDES Austausch zwischen Tansania und Ghana: Eva Guddat (Mitte) und Ziporah Thomas (rechts) aus Tansania im Gespräch mit einem Gast.
 ?? BILD: LISA CURDES ?? Unterstütz­en ihre Heimat Simbabwe: Zwei junge Frauen verkaufen selbstgema­chten Schmuck.
BILD: LISA CURDES Unterstütz­en ihre Heimat Simbabwe: Zwei junge Frauen verkaufen selbstgema­chten Schmuck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany