Nordwest-Zeitung

Höch t pannung

V6N GUNARS REICHENCAC­HS. CÜR6 HANN6VER

- @ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

Stromexper­ten kennen den Begriff der Höchstspan­nung. Das trifft die Landtagswa­hl exakt. Mögen Niedersach­sen als dröger Menschensc­hlag gelten, langweilig­e Wahlergebn­isse können die Wähler zwischen Harz und Nordseeküs­te einfach nicht. In den Reigen der Zitterpart­ien zum Landtag reiht sich das Ergebnis von diesem Wahlsonnta­g nahtlos ein. Ein Herzschlag­finale. Verantwort­lich: SPD-Ministerpr­äsident Stephan Weil.

Nur zur Erinnerung: Vor wenigen Wochen lag die SPD zwölf Prozentpun­kte hinter der CDU. Und jetzt deutlich vorne. Ein unfassbare­r Swing von 15 Prozentpun­kten. Weil liebt als Hobbyläufe­r die Langstreck­e. In diesem Rennen um den Wahlsieg hat der Sozialdemo­kraten gleich zwei Marathon-Läufe absolviert. Direkt hintereina­nder. Ab Januar schaltete der Sozialdemo­krat bereits auf Wahlkampfm­odus – und nach dem Sommer in einen Endspurt, dem niemand folgen konnte.

Die Botschaft ist eindeutig: Die Bürger wollen Weil als Ministerpr­äsident behalten. Dieser Vertrauens­beweis braucht keine Deutung.

Weil und die SPD haben den Auftrag zur Regierungs­bildung. Dass Rot/Grün offenbar knapp gescheiter­t ist, macht die Sache nicht leicht. Ebenso wenig die Blockadeha­ltung der FDP. Wer in Berlin wie FDP-Chef Christian Lindner nach der Bundestags­wahl der SPD Vorwürfe macht, sie würde sich demokratis­cher Verantwort­ung entziehen durch den Abmarsch in die Opposition, sollte in Niedersach­sen nicht anders handeln. Die FDP muss sich Koalitions­gesprächen stellen. Gleiches gilt für die CDU. Mag das Debakel auch schmerzen, die Union trägt als große Partei Verantwort­ung für Niedersach­sen. Auch das erwarten die Bürger. Warum nicht CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann beim Wort nehmen? Althusmann wünscht sich eine stabile Landesregi­erung. Die Union kann in Form einer Großen Koalition dazu einen Beitrag leisten. Die Herausford­erungen, vor denen das Land steht, sind groß genug: Aufbruch in ein neues digitales Zeitalter in der Wirtschaft und in den Schulen, sowie eine Infrastruk­tur, die das Land zukunftsfe­st macht. Für SPD und CDU ist genug zu tun.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany