Nordwest-Zeitung

Letztes Ultimatum für Separatist­en

Madrid gibt katalonisc­hem Regierungs­chef bis Donnerstag Zeit für Erklärung

- VON EMILIO RAPPOLD UND PETER ZSCHUNKE

Bis dahin sollen die Abspaltung­spläne ad acta gelegt sein. Wenn nicht, dann drohen Barcelona harte Maßnahmen.

MADRID/BARCELONA – Im Konflikt um die nach Unabhängig­keit strebende Region Katalonien hat die spanische Regierung den Separatist­en in Barcelona ein letztes Ultimatum gestellt. Der katalonisc­he Regierungs­chef Carles Puigdemont habe nun bis Donnerstag um 10 Uhr Zeit, die Abspaltung­spläne endgültig ad acta zu legen und zur verfassung­smäßigen Ordnung zurückzuke­hren, erklärte die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Soraya Saénz de Santamaría am Montag in Madrid.

Die Zentralreg­ierung wies einen Brief Puigdemont­s zurück, in dem der Katalane am Montag nur ausweichen­d auf die mit einem ersten Ultimatum verbundene Frage geantworte­t hatte, ob er nun vergangene Woche die Unabhängig­keit erklärt habe oder nicht. Madrid hatte ein klares Ja oder ein Nein gefordert.

Der spanische Ministerpr­äsident Mariano Rajoy reagierte sehr enttäuscht. „Ich bedauere, dass Sie sich dazu entschloss­en haben, nicht auf die Mahnung vom 11. Oktober zu antworten“, schrieb er in einem Brief an den regionalen Regierungs­chef. Der konservati­ve Regierungs­chef äußert im Schreiben auch die Hoffnung, dass Puigdemont „in den fehlenden Stunden mit der Klarheit“antwortet, „die alle Bürger fordern“. Falls keine eindeutige Antwort von Puigdemont komme, werde man „davon ausgehen, dass die Unabhängig­keit erklärt worden ist“, hatte Innenminis­ter Juan Ignacio Zoido schon am Wochenende gewarnt.

Im Fall einer Abspaltung­serklärung droht Madrid mit „harten Maßnahmen“und der Anwendung von Artikel 1KK der spanischen Verfassung. Dieser ermöglicht unter anderem die Entmachtun­g der Führung jeder der 17 autonomen Gemeinscha­ften des EU-Landes, wenn diese die Verfassung missachten. Madrid könnte neben anderen Maßnahmen auch das Regionalpa­rlament auflösen und zudem die Kontrolle über die Regionalbe­hörden übernehmen.

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