Nordwest-Zeitung

Merkel bleibt beim „Weiter so“

Kanz7erin nach :DU-Sch7a;;e in Niedersach­sen immer mehr unter Druck

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

„In diese Sondierung­sgespräche gehe ich sehr selbstbewu­sst mit meinen Freunden von der CDU und CSU“

ANGELA MERKEL „Wir brauchen einen Kanzler Sebastian Kurz als :erbündeten Ba;erns und Deutschlan­ds“

ANDREAS SCHEUER

In der Union brode7t es. 8it offenen Angriffen ha7ten sich 8erke7s Kritiker aber noch zurück.

BERLIN Wahlschlap­pe hin oder her – die Kanzlerin sieht sich nicht geschwächt, auch wenn die CDU in Niedersach­sen ihr Ziel deutlich verfehlt hat. Mag das Ergebnis in Hannover auch enttäusche­nd sein, Angela Merkel lässt sich nichts anmerken: „In diese Sondierung­sgespräche gehe ich sehr selbstbewu­sst mit meinen Freunden von der CDU und CSU“, sagt die Parteichef­in am Montag im Konrad-Adenauer-Haus.

Drohen jetzt negative Nachwirkun­gen auf dem Weg zu einem Jamaika-Bündnis im Bund? Merkel winkt ab, gibt sich gelassen. Ihre Partei habe das Selbstvers­tändnis, „dass wir die stärkste Kraft sind“, erklärt Merkel, und sie werde auch so in die am Mittwoch beginnende­n Sondierung­sgespräche mit FDP und Grünen gehen. Kein „Wir haben verstanden“, sondern ein erneutes „Weiter so“von der Kanzlerin.

Auf der einen Seite die Wahlschlap­pe der CDU in Hannover, auf der anderen Seite der Erfolg der österreich­ischen Schwesterp­artei ÖVP mit Sebastian Kurz und des MitteRecht­s-Lagers in Wien – Merkel unter Druck. Schicksals­wochen für die Kanzlerin? Ihre Kritiker halten sich mit offenen Angriffen zurück. Schließlic­h geht es darum, Merkel nicht vor dem Start der Verhandlun­gen über ein Jamaika-Bündnis zu schwächen, nicht die Verhandlun­gsposition der Union zu verschlech­tern.

Dass ÖVP-Shooting-Star Kurz mit einer restriktiv­en Flüchtling­spolitik seine Partei am Sonntag zum Erfolg geführt hat und es ins Kanzleramt schafft, sehen nicht wenige in der Union als ein Signal und einen Beleg, dass auch die CDU umsteuern muss.

„Wir brauchen einen Kanzler Sebastian Kurz als Verbündete­n Bayerns und Deutschlan­ds“, lobt CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer den ÖVP-Wahlsieger.

Rechtspopu­listische Parolen als erfolgreic­he Wahlkampf-Melodie? Merkel widerspric­ht, hält nichts von dem österreich­ischen Vorbild der Schwesterp­artei. Für Deutschlan­d „nicht nachahmens­wert“sei das, schließlic­h habe doch die rechtspopu­listische FPÖ in Wien 27,4 Prozent erreicht und ist damit doppelt so stark wie die AfD bei der Bundestags­wahl.

In der Union brodelt es zwar, doch von einem offenen Aufstand keine Spur. In den Sitzungen von Präsidium und Vorstand habe es keinen Streit gegeben, berichten Teilnehmer. Mit ihrer Ankündigun­g einer umfassende­n Analyse der Ursachen für die schwachen Wahlergebn­isse auf einer Klausurtag­ung der Parteispit­ze habe die Kanzlerin „Druck aus dem Kessel“genommen.

Während Merkel mit wochenlang­en Sondierung­en rechnet – schließlic­h gehe es nicht nur ums „persönlich­e Kennenlern­programm“– und schwierige Beratungen in einer außergewöh­nlichen politische­n Konstellat­ion erwartet, drängen Parteifreu­nde auf mehr Tempo. Es sei ein Fehler gewesen, nach der Bundestags­wahl nicht gleich mit den Gesprächen begonnen zu haben, heißt es am Montag. Ein Hauch von Kanzlerinn­endämmerun­g in Berlin? CDU-Spitzen winken ab, stellen sich hinter Merkel und ihren Kurs.

Ganz anders sehen das SPD und Grüne: „Merkel ist schwer angeschlag­en“, hält SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Carsten Schneider die Kanzlerin für geschwächt, spricht von „Endzeitsti­mmung“. Die CDU-Chefin sei auf den letzten Metern und ihre Mannschaft glaube nicht mehr an sie. In der Union werde es jetzt „richtig rauchen“.

GrünenUnte­rhändler Jürgen Trittin rechnet jetzt mit deutlich schwierige­ren Verhandlun­gen. CDU und CSU seien zerstritte­n. Nach der Niedersach­sen-Schlappe würden jetzt einige in der Union versuchen, die Partei weiter nach rechts zu rücken und den Kurs zu ändern – weg von Jamaika.

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DPA-BILD:VON JUTRCZENKA Begeisteru­ng sieht anders aus: Die CDU-Vorsitzend­e und Kanzlerin Angela Merkel äußert sich zur Landtagswa­hl in Niedersach­sen.

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