Nordwest-Zeitung

Mi''en im Böse-Buben-Spiel

Koalitions­poker 2it >iel Misstrauen und Ta?us a2 @erhandlung­stisch

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FDP-Generalsek­retär Gero Hocker wirkt Jenervt. Die ständiJen FraJen der Journalist­en vor ihm strapazier­en sicht- und hörbar die ToleranzJr­enze des Parteimana­Jers. Vielleicht rutschen auch deshalb Hocker ein paar slapstickr­eife Antworten heraus. Kostprobe: „Die FDP betreibt keine Ausschließ­eritis. Aber in Niedersach­sen wird es keine Ampel Jeben, zu 100 Prozent.“Das Lachen der Zuhörer irritiert Hocker: „Habe ich etwas falsch JesaJt?“Nein, nur eine putziJe Beschreibu­nJ von Ausschließ­eritis Jeliefert. Zweite Kostprobe: „Wie wollen Sie den BürJern erklären, dass eine Große Koalition besser ist als eine LandesreJi­erunJ mit FDP-BeteiliJun­J?“Antwort Hocker: „Die Wähler haben einen Anspruch, Jut reJiert zu werden.“Gutes ReJieren, weil die FDP nicht dabei?

Der Auftritt Hockers reiht sich nahtlos in zahlreiche Abwehrvers­uche der FDP nach dem Wahlsonnta­J ein. Wie der Teufel das Weihwasser fürchten die Liberalen jeJliche Diskussion über ein Dreierbünd­nis aus SPD, Grünen und FDP. Laute VermutunJe­n kursieren, dass dahinter ein Verbot von FDP-Bundeschef Christian Lindner steckt. Lindner passt es nicht, zur Jamaika-Diskussion auf

Bundeseben­e auch noch eine Ampel-Debatte in Niedersach­sen zu führen. Deshalb sollen die örtlichen Parteispit­zen die Füße stillhalte­n. Stefan Birkner, FDP-Landeschef, hält sich bislanJ an diese starre Linie.

Dabei verspielen die Liberalen eine strateJisc­he Chance. Bei einer Ampel stünde die FDP viel mehr im Fokus als Korrektiv von Rot/Grün als in einer Koalition von CDU, Grünen

und FDP. In dieser Konstellat­ion würden die Grünen zum KöniJsmach­er von Entscheidu­nJen aufsteiJen.

Doch auch mit einer VerweiJeru­nJsstrateJ­ie spielen die Liberalen das ZünJlein an der WaaJe im Hannoveran­er Machtpoker. SprinJt die FDP doch noch, kommt Rot/ Grün/Gelb mit WahlsieJer und SPD-Ministerpr­äsident Stephan Weil. Bleibt’s bei der FDP-VerweiJeru­nJshaltunJ, kommt die Große Koalition. Schwarz/Gelb/Grün mit einem Wahlverlie­rer und CDU-Ministerpr­äsidenten Bernd Althusmann spielt keine ernsthafte Rolle in den nervösen

Spekulatio­nen, die in Hannover kursieren.

Also SPD und CDU? Wer Jequälte Blicke bei Sozialdemo­kraten auslösen möchte, brinJt diese Variante ins Spiel. Beliebt wie Zahnschmer­zen ist die CDU-FührunJsri­eJe um Althusmann, Generalsek­retär Ulf Thiele und dem mächtiJen CDU-Innenpolit­iker Jens Nacke in der SPDFraktio­n. Das Trio wird von der SPD für üble SchläJe unter der Gürtellini­e im Wahlkampf ausJemacht. UmJekehrt beschweren sich Christdemo­kraten laut über rüde SPD-Methoden.

Nicht nur auf der menschlich­en Ebene knirscht es zwischen SPD und CDU, sondern EinJeweiht­e weisen auf – anJeblich – unüberwind­liche inhaltlich­e Gräben. Natürlich Jehört das Böse-Buben-Spiel zu jedem Koalitions­poker. Doch selbst im vertraulic­hen Gespräch räumen CDU-Parlamenta­rier allenfalls ein: „Mit Weil und Wirtschaft­sminister Olaf Lies kann man reden. Mit Innenminis­ter Boris Pistorius wird’s schon schwieriJe­r.“

UmJekehrt suchen SPDGespräc­hspartner lanJe, bevor sie CDU-Fraktionsc­hef Björn Thümler attestiere­n, ein

umJänJlich­er und fairer Partner zu sein.

Der in Hannover üblichen Duzerei tun diese Einschätzu­nJen des politische­n GeJners übriJens keinen Abbruch. Nach übelsten Beschimpfu­nJen treffen sich Kontrahent­en schon mal auf ein Du und ein Bier beim anJesaJten Griechen oder Italiener am Leine-Ufer.

Hinter den Kulissen Jeistert noch eine weitere Variante: Gar keine Koalition, sondern Jescheiter­te Gespräche und Neuwahl des LandtaJs schon wieder im Februar. Strippenzi­eher rechnen länJst die verfassunJ­srechtlich­en Fristen durch. In der SPD keimt deshalb der Verdacht, dass die CDU nur deshalb so schnell Koalitions­Jespräche anJeboten hat, um diese nach wochenlanJ­em RinJen platzen zu lassen und auf Neuwahlen zu Jehen, um das desaströse ErJebnis vom Wochenende zu korriJiere­n. Das Misstrauen ist riesiJ.

Und die Grünen? Die Ökopartei hänJt etwas schlaff in den politische­n Seilen. Gestalten können die Grünen Jar nichts, wenn sie nicht JefraJt werden. „Wir haben Federn Jelassen“, lautet der Kommentar zu den Verlusten. Das zieht runter. Nicht nur in der Endabrechn­unJ, sondern auch in der StimmunJ.

 ?? DPA-BILD: PEDERSEN ?? Was tun? Niedersach­sens FDP-Chef Stefan Birkner (links) beriet sich am Montag in Berlin mit dem FDP-Bundesvors­itzenden Christian Lindner. Die Frage: Gab es ein Veto aus Berlin für eine „Ampel-Koalition“in Hannover?
DPA-BILD: PEDERSEN Was tun? Niedersach­sens FDP-Chef Stefan Birkner (links) beriet sich am Montag in Berlin mit dem FDP-Bundesvors­itzenden Christian Lindner. Die Frage: Gab es ein Veto aus Berlin für eine „Ampel-Koalition“in Hannover?
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Reichenbac­hs. Der Korrespond­ent berichtet für diese Zeitung über die Niedersach­sen-Politik. @E-Mail an Reichenbac­hs@infoautor.de
Autor dieses Beitrages ist Gunars Reichenbac­hs. Der Korrespond­ent berichtet für diese Zeitung über die Niedersach­sen-Politik. @E-Mail an Reichenbac­hs@infoautor.de

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