Nordwest-Zeitung

So kämpft Nouri um seinen Job

Werder-Trainer steht vor Endspiel in Köln

- VON ANDREAS FRANK UND CARSTEN LAPPE

Noch immer sieglos, erst drei Tore erzielt: Nouri gehen die Argumente aus. Bei einer weiteren Pleite in Köln dürfte es eng für ihn werden.

BREMEN – Auch nach einer langen Videoanaly­se und einer kurzen Nacht wirkte Alexander Nouri nicht wie ein Trainer auf Abruf. Gleich am Morgen nach der bitteren 0:2 (0:2)-Heimnieder­lage gegen Borussia Mönchengla­dbach schaltete der Coach von Werder Bremen wieder in den Angriffsmo­dus.

„Angst ist in einer solchen Lage ein schlechter Ratgeber. Angst gibt es in anderen Lebenssitu­ationen“, sagte der 38Jährige am Montag erstaunlic­h entspannt: „Ich muss den Kopf auch gar nicht freikriege­n, sondern vor allen Dingen den klaren Blick behalten.“

Doch so langsam gehen Nouri die Argumente aus. Denn nicht nur die Ergebnisse stimmen schon seit Saisonbegi­nn nicht, mittlerwei­le sind auch die Leistungen nicht mehr erstligare­if. Die Heimpleite gegen Gladbach hätte auch höher ausfallen können.

„Man kann sich nicht nur darauf verlassen, dass wir wieder eine Top-Rückrunde spielen. Auch vor einem Jahr haben wir in einer schwierige­n

Situation die Ruhe bewahrt, aber wir müssen den Turnaround schaffen“, sagte Geschäftsf­ührer Frank Baumann in Anschluss an die branchenüb­lichen Treueschwü­re.

Pl?do@er Aon Delane@

Der Tabellenvo­rletzte ist vor dem Kellerduel­l am Sonntag (13.30 Uhr) beim Schlusslic­ht 1. FC Köln mit vier Zählern noch sieglos in der Fußball-Bundesliga. Seit 305 Minuten sind die Bremer ohne Tor, überhaupt haben sie bislang erst drei Treffer erzielt. Das ist zum aktuellen Saisonzeit­punkt negativer Clubrekord. „Das Zusammensp­iel

zwischen Mannschaft und Trainer funktionie­rt“, befand Baumann dennoch. Tatsächlic­h hielt Mittelfeld­spieler Thomas Delaney am Montag ein Plädoyer für Nouri. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte, wenn es darum geht, Gefühle und Motivation rüberzubri­ngen“, sagte er.

Trotzdem ist es fraglich, ob Nouri bei einer weiteren Niederlage in Köln im Amt bleiben würde. Baumann bekannte mit Blick auf die Partie am Sonntag: „Das wird für beide Mannschaft­en ein sehr, sehr wichtiges Spiel.“Werder will daher bereits am Freitag anreisen.

Der ohnehin von Werder

engagierte Sport-Psychologe Andreas Marlovits dürfte nun besonders gefordert werden. „Das ist hauptsächl­ich eine mentale Geschichte“, sagte Baumann und meinte die Diskrepanz zwischen geplanter und tatsächlic­her Leistung. „Es war die klare Marschrout­e, mutig zu sein“, erklärte Baumann, sah gegen Gladbach aber vor allem in der ersten Halbzeit eine seltsam passive Mannschaft.

Kruse trainiert Bieder

Es stellt sich indes auch die Frage nach taktischen Defiziten in der Ausrichtun­g. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison spielte Werder vor der Pause destruktiv und ohne Biss. Nach Wiederbegi­nn kam das Nouri-Team dann durch eine taktische Umstellung und personelle Wechsel besser ins Spiel. Ebenfalls nicht zum ersten Mal.

Die Verwunderu­ng hierüber wächst auch bei den Spielern, wie Izet Hajrovic offenbarte. „Dazu kann ich nichts sagen. Es ist eine Frage an den Trainer. Aber es ist eine gute Frage“, meinte Hajrovic vielsagend zum Aspekt, ob nicht eine offensiver­e Ausrichtun­g bereits zu Spielbegin­n erfolgvers­prechender wäre.

Immerhin: Der schmerzlic­h vermisste Top-Angreifer Max Kruse kehrte am Montag ins Training zurück. Vier Wochen nach seinem Schlüsselb­einbruch absolviert­e der 29Jährige eine individuel­le Einheit. Wann Kruse ins Mannschaft­straining einsteigen kann, ist noch unklar.

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BILD: IMAGO Wirkte selbst ein wenig erschrocke­n ob der Leistung seiner Mannschaft: Werders Trainer Alexander Nouri auf dem Weg in die Kabine nach der 0:2-Heimnieder­lage gegen Mönchengla­dbach.
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