So kämpft Nouri um seinen Job
Werder-Trainer steht vor Endspiel in Köln
Noch immer sieglos, erst drei Tore erzielt: Nouri gehen die Argumente aus. Bei einer weiteren Pleite in Köln dürfte es eng für ihn werden.
BREMEN – Auch nach einer langen Videoanalyse und einer kurzen Nacht wirkte Alexander Nouri nicht wie ein Trainer auf Abruf. Gleich am Morgen nach der bitteren 0:2 (0:2)-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach schaltete der Coach von Werder Bremen wieder in den Angriffsmodus.
„Angst ist in einer solchen Lage ein schlechter Ratgeber. Angst gibt es in anderen Lebenssituationen“, sagte der 38Jährige am Montag erstaunlich entspannt: „Ich muss den Kopf auch gar nicht freikriegen, sondern vor allen Dingen den klaren Blick behalten.“
Doch so langsam gehen Nouri die Argumente aus. Denn nicht nur die Ergebnisse stimmen schon seit Saisonbeginn nicht, mittlerweile sind auch die Leistungen nicht mehr erstligareif. Die Heimpleite gegen Gladbach hätte auch höher ausfallen können.
„Man kann sich nicht nur darauf verlassen, dass wir wieder eine Top-Rückrunde spielen. Auch vor einem Jahr haben wir in einer schwierigen
Situation die Ruhe bewahrt, aber wir müssen den Turnaround schaffen“, sagte Geschäftsführer Frank Baumann in Anschluss an die branchenüblichen Treueschwüre.
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Der Tabellenvorletzte ist vor dem Kellerduell am Sonntag (13.30 Uhr) beim Schlusslicht 1. FC Köln mit vier Zählern noch sieglos in der Fußball-Bundesliga. Seit 305 Minuten sind die Bremer ohne Tor, überhaupt haben sie bislang erst drei Treffer erzielt. Das ist zum aktuellen Saisonzeitpunkt negativer Clubrekord. „Das Zusammenspiel
zwischen Mannschaft und Trainer funktioniert“, befand Baumann dennoch. Tatsächlich hielt Mittelfeldspieler Thomas Delaney am Montag ein Plädoyer für Nouri. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte, wenn es darum geht, Gefühle und Motivation rüberzubringen“, sagte er.
Trotzdem ist es fraglich, ob Nouri bei einer weiteren Niederlage in Köln im Amt bleiben würde. Baumann bekannte mit Blick auf die Partie am Sonntag: „Das wird für beide Mannschaften ein sehr, sehr wichtiges Spiel.“Werder will daher bereits am Freitag anreisen.
Der ohnehin von Werder
engagierte Sport-Psychologe Andreas Marlovits dürfte nun besonders gefordert werden. „Das ist hauptsächlich eine mentale Geschichte“, sagte Baumann und meinte die Diskrepanz zwischen geplanter und tatsächlicher Leistung. „Es war die klare Marschroute, mutig zu sein“, erklärte Baumann, sah gegen Gladbach aber vor allem in der ersten Halbzeit eine seltsam passive Mannschaft.
Kruse trainiert Bieder
Es stellt sich indes auch die Frage nach taktischen Defiziten in der Ausrichtung. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison spielte Werder vor der Pause destruktiv und ohne Biss. Nach Wiederbeginn kam das Nouri-Team dann durch eine taktische Umstellung und personelle Wechsel besser ins Spiel. Ebenfalls nicht zum ersten Mal.
Die Verwunderung hierüber wächst auch bei den Spielern, wie Izet Hajrovic offenbarte. „Dazu kann ich nichts sagen. Es ist eine Frage an den Trainer. Aber es ist eine gute Frage“, meinte Hajrovic vielsagend zum Aspekt, ob nicht eine offensivere Ausrichtung bereits zu Spielbeginn erfolgversprechender wäre.
Immerhin: Der schmerzlich vermisste Top-Angreifer Max Kruse kehrte am Montag ins Training zurück. Vier Wochen nach seinem Schlüsselbeinbruch absolvierte der 29Jährige eine individuelle Einheit. Wann Kruse ins Mannschaftstraining einsteigen kann, ist noch unklar.