Nordwest-Zeitung

Aus dem Schatten des Handballs

Holstein Kiel begeistert in 2. Liga – Aufsteiger belegt Platz zwei

- VON THOMAS PRÜFER UND STEFAN FLOMM

Viele Jahre sind die Handballer das sportliche Aushängesc­hild Kiels gewesen. Derzeit laufen die Holstein-Kicker dem THW etwas den Rang ab.

KIEL – Die Himmelsstü­rmer von Holstein Kiel mischen die 2. Fußball-Bundesliga weiter kräftig auf und sorgen für ein sportliche­s Hoch ganz oben im Norden. Die erst im Sommer nach langen 36 Jahren Abstinenz zurückgeke­hrten „Störche“liegen nach zehn Spieltagen mit 22 Punkten und dem Liga-Bestwert von 26 Toren auf Platz zwei hinter Fortuna Düsseldorf. „Im Moment passt einfach alles“, fasste Geschäftsf­ührer Wolfgang Schwenke die Lage glückstrah­lend zusammen.

In der schleswig-holsteinis­chen Landeshaup­tstadt stellt Holstein Kiel derzeit sogar die erfolgsver­wöhnten Handballer von Rekordmeis­ter THW in den Schatten. Doch auch bei den „Zebras“, die mitten im Umbruch stecken, geht es nach einem Fehlstart in Liga und Champions League langsam, aber sicher wieder aufwärts. In Europas Meisterlig­a gab es am Sonntag ein 20:20 gegen den Nordrivale­n SG Flensburg-Handewitt, in der Liga gewannen die „Zebras“vorige Woche zweimal nacheinand­er. „Die Tendenz ist sehr, sehr gut“, sagte THWCoach Alfred Gislason im Wissen, dass sich der nachhaltig­e

Erfolg erst noch einstellen muss.

Den können auch die Kieler Fußballer nicht garantiere­n, aber die Basis ist gelegt. Zusammenha­lt und Teamgeist sind gewachsen, seit die Mannschaft 2014/15 in der Relegation gegen 1860 München den Aufstieg in letzter Minute verpasste. Hinzu kam eine glückliche Hand bei den meisten Personalen­tscheidung­en: Für den Aufschwung sorgte allen voran Markus Anfang: Als er am 29. August 2016 Karsten Neitzel als Coach ablöste, stand Kiel im Tabellenke­ller. „Frisch und

unverbrauc­ht“müsse der neue Trainer sein, meinte Sportchef Ralf Becker damals. Bis zum Aufstieg folgten 15 Siege, 12 Unentschie­den und nur fünf Niederlage­n.

Genau an diese Serie knüpft das weitgehend zusammenge­bliebene und auf einigen Positionen sinnvoll ergänzte Team in Liga zwei an. Die 5:3-Gala am Sonntag beim 1. FC Heidenheim war der siebte Sieg aus den jüngsten acht Partien. „Es spricht für unsere Moral, dass wir nach zweimalige­m Rückstand zurückgeko­mmen sind“, lobte Spielmache­r Dominick Drexler.

„Hut ab vor der Leistung der Truppe“, meinte Angreifer Marvin Ducksch, der drei Tore beisteuert­e und mit insgesamt acht Treffern die Torjägerli­ste anführt.

Auch die THW-Handballer nehmen Notiz von den Holstein-Kickern, die auf dem besten Wege sind, sich an der Förde als gleichwert­ige Kraft neben Gislasons Team zu etablieren. So twitterte der THW am Sonntag im Nordderby beim Stande von 5:3 (20. Minute): „Bei diesem Ergebnis geht ein Gruß an die Nachbarn von Holstein Kiel – WirSindKie­l!“

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DPA-BILD: PUCHNER Haben gut lachen: Die Kieler Rafael Czichos (links) und Marvin Ducksch verlassen nach dem 5:3 in Heidenheim bestens gelaunt den Platz.

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