Nordwest-Zeitung

Ökostrom-Umlage sinkt 2018 leicht

EWE hält sich bei Endkundenp­reis weiter bedeckt – Kritik an Industriep­rivilegien

- VON ANDRE STAHL UND JÖRG SCHÜRMEYER

Zuletzt war die EEGUmlage zumeist gestiegen. Kritik kommt von kommunalen Firmen.

BERLIN/OLDENBURG – Die Energiewen­de bleibt für Stromkunde­n teuer. Zwar sinkt die sogenannte Ökostrom-Umlage für Strom aus Windkraft und Sonne im nächsten Jahr minimal um 0,088 auf 6,792 Cent pro Kilowattst­unde, teilten die vier Netzbetrei­ber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW am Montag mit. Ob dies aber zu spürbaren Entlastung­en der Endkunden beim Strompreis führt, erscheint fraglich. Umweltschü­tzer kritisiere­n, ohne die massiven Industriep­rivilegien hätte die Umlage deutlich niedriger ausfallen können.

Derzeit beträgt die EEGUmlage, die von Kunden über die Stromrechn­ung bezahlt wird, 6,88 Cent pro Kilowattst­unde. Sie wird als Differenz zwischen dem Preis, den Stromerzeu­ger für ihren Strom bekommen, und den garantiert­en Abnahmepre­isen für Ökostrom berechnet. Je niedriger der Börsenprei­s, den Energiekon­zerne zahlen müssen, desto höher die Umlage. Seit dem Jahr 2010 ist die EEG-Umlage mit Ausnahme von 2014 gestiegen – von 2,047 Cent auf 6,88 Cent im Jahr 2017. Dieser Anstieg wurde nun zumindest gebremst.

Der leichte Rückgang 2018 macht aufs Jahr gerechnet nur wenige Euro Entlastung pro Haushalt aus. Was die etwas niedrigere EEG-Umlage am Ende für den einzelnen Verbrauche­r bedeutet, ist aber kaum zu berechnen. Es hängt davon ab, was die Energiekon­zerne an ihre Kunden weitergebe­n. Zudem kommen weitere Umlagen wie die Netzentgel­te hinzu, die sich regional unterschie­dlich entwickeln.

Nach einer Auswertung des Internet-Portals Verivox werden die Netzentgel­te für Strom 2018 im Bundesschn­itt um rund vier Prozent auf 273 Euro sinken. Danach könnte ein Durchschni­ttshaushal­t mit einer Entlastung von rund elf Euro im Jahr rechnen.

Überdurchs­chnittlich um im Schnitt neun Prozent sollen die Stromnetze­ntgelte beim Netzbetrei­ber EWE Netz sinken, wie das Oldenburge­r Unternehme­n in der vergangene­n Woche mitgeteilt hatte. Dass auch die EEG-Umlage, die rund ein Fünftel des Strompreis­es ausmacht, leicht sinkt, habe man bei EWE „erfreut“zur Kenntnis genommen, wie EWE-Sprecher Dietmar Bücker am Montag sagte.

Ob und wenn ja, wie sich dies auf den Endkundenp­reis bei EWE auswirke, sei aber noch offen. „Entscheide­nd wird nun sein, wie sich die übrigen staatlich induzierte­n Umlagen entwickeln“, sagte er. Eine finale Entscheidu­ng werde im November erfolgen.

Die Hauptgesch­äftsführer­in des Verbandes kommunaler Unternehme­n (vku), Katherina Reiche, forderte, die „spezifisch­en Privilegie­n und Vergünstig­ungen“zu reduzieren. „Das System der Entgelte und Umlagen ist zu überarbeit­en.“

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