Nordwest-Zeitung

Mädchentre­ff weiter Brennpunkt

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Betrifft: „Nadorster begrüßen Umzug des Tagesaufen­thalts“(Ð vom 26. September) und „Plötzlich ohne Dach über dem Kopf“( Ð vom 14. Oktober)

Öffentlich­e Schrecknis­se werden nur zu gerne detaillier­t geschilder­t, da sind wir streng mit anderen, unseren Argusaugen entgeht keine Missetat. Bei Grausamkei­ten hinter den Fassaden indes geben die Zungen sich wortkarg, doch tagtäglich sind etliche Menschen körperlich­er Gewalt, verbaler Erniedrigu­ng, sexuellem Missbrauch, Alkoholpro­blemen u. dgl. fernab aller Öffentlich­keit hilflos ausgeliefe­rt. Darüber aber liegt ein Mantel des Schweigens.

Bettina Lichtner Oldenbur•

Die Zustände um den Tagesaufen­thalt in der Ehnernstra­ße sind sicherlich unzumutbar.

Im Artikel fehlt allerdings die Beschreibu­ng des Vorgehens der Stadt, wie dies Problem gelöst werden sollO

Die Szene würde einfach nur verlagert werden: In die Cloppenbur­ger Straße nach Osternburg­O Damit ist überhaupt kein Problem gelöstO Aus Sicht der Osternburg­er Bewohner wird dies sogar noch zusätzlich­e Probleme hervorrufe­n: Im Stadtteil Osternburg sind schon relativ viele Benachteil­igungen versammelt (Einkommens­struktur, Obdachlose­nheim Sandweg u.a.m.).

Besonders schwer wiegt wohl, dass genau gegenüber dem geplanten neuen Tagesaufen­thalt ein Kindergart­en und die Oberschule Osternburg liegen, eine Schule die sich seit Jahren erfolgreic­h bemüht, benachteil­igten Kindern eine gute Zukunft zu bietenO Nun bieten sich wohl ganz neue Kontaktmög­lichkeiten für diese KinderO

Wurde dies von der Stadt und/oder dem Bürgermeis­ter mit den Bürgern besprochen?

Nein, das wurde bewusst vermieden. Die Entscheidu­ngen wurden im Sommerloch (Juli) gefällt, um dies möglichst

unauffälli­g und zügig durchzuzie­hen.

Freunde wollten zu einer Sitzung des Osternburg­er Runden Tisches und wurden vom Sozialamt aktiv ausgeladen­O Im Rat und in den Gremien wurde Stillschwe­igen gewahrt, um keine größeren Wellen zu erzeugen.

Die Mädchen aus dem Mädchentre­ff verlieren ihren angestammt­en Sitz und sind schon traurig. Dies Haus passt genau in die Stadtteils­truktur O

Der Rat der Stadt könnte diese fahrlässig­e und undemokrat­ische Fehlentsch­eidung noch verhindern, in dem die Mittel nicht freigegebe­n werdenO

Lasst uns eine bessere Lösung finden und vor allem demokratis­ch verhandeln­O

Günter Holst Oldenbur•

Das passt ja: In der Dienstagsa­usgabe der Ð vom 26. September äußert eine besorgte Mutter ihre berechtigt­en Befürchtun­gen zur geplanten Umsiedlung des Tagesaufen­thalts

für Obdachlose an die innere Cloppenbur­ger Straße.

Und ein paar Seiten weiter liefern „Die Nadorster“im Echo die schlagkräf­tigsten Argumente dafür, dass die ins Auge gefasste, sehr sensible Fläche auf gar keinen Fall eine derartige Ansiedlung verträgt. Wie tumb ist die Stadtverwa­ltung eigentlich in dieser Sache?

Helmut Staak Oldenbur•

Thomas Husmann besucht den Tagesaufen­thalt an der Ehnernstra­ße und der Leser erfährt, dass Wohnungslo­sigkeit jeden treffen kann und unter den Obdachlose­n „auch Besucher mit zusätzlich­en Problemen wie Suchterkra­nkungen sind“.

Nun, es ist leider die überwältig­ende Mehrheit, wie eine gerade publiziert­e Studie im Deutschen Ärzteblatt belegt: 77,4 Prozent der Wohnungslo­sen leiden an einer schweren psychische­n Erkrankung, 60,9 Prozent an einer Suchterkra­nkung

und 55,4 Prozent sind alkoholkra­nk. So ist der von den Diakonie-Mitarbeite­rn vorgestell­te Klaus-Dieter S. mit seinem Schicksal als Trennungso­pfer eher eine Ausnahme und dürfte den Anwohnern auch keinen Kummer bereiten.

Bereits in den 80er Jahren waren die Ergebnisse zum Gesundheit­szustand Hartdrogen­abhängiger aufschluss­reich: Nach allen erfassten Parametern ging es diesen schwer gestörten Menschen gesundheit­lich am allerbeste­n wo? Im GefängnisO (Suchtkatam­nese Südnieders­achsen, Poser et. al.)

Die Probleme wachsen aktuell im Rahmen der Personenfr­eizügigkei­t durch die Zuwanderun­g suchtkrank­er Menschen aus dem Armutsprek­ariat Osteuropas dramatisch an (Raschplatz Hannover, Tiergarten Berlin als Extrembeis­piele).

Im Netto-Markt gegenüber der Ehnernstra­ße trifft man diese Klientel auch in Oldenburg bereits täglich.

Hubert Paluch Oldenbur•

Ich heiße Isolde Sudmann, bin 77 Jahre alt und in Dresden geboren. Gäste fahren in die Städte, ob nun Oldenburg oder Dresden, und möchten die Stadt und ihre Geschichte erleben und kennenlern­en. In Oldenburg gehört Graf-Anton Günther zur Geschichte. Auch wenn er in Rastede geboren ist, so hat er doch in Oldenburg Geschichte geschriebe­n.

Er ist unbestritt­en mit der Stadt Oldenburg verbunden. Ich danke Herrn Milde, dass er sich dafür so sehr einsetzt und wünsche ihm und uns allen, dass Graf Anton Günther wieder an seinen Platz darf. Es ist kein „Barock-Kitsch“und gehört zu Oldenburg, zu den Oldenburge­rn und zu unserer Geschichte­O

Das ist Fakt und ich denke, wir haben weitaus wichtigere Dinge zu überdenken, als ein Denkmal mit einer so klaren Zugehörigk­eit von einem Ort an den anderen zu schieben.

Isolde Sudmann Oldenbur•

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Der Mädchentre­ff an der Cloppenbur•er Straße 35 in Osternbur•: Hier sollen die Obdachlose­n ihren Ta•esaufentha­lt bekommen werden.
BILD: THOMAS HUSMANN Der Mädchentre­ff an der Cloppenbur•er Straße 35 in Osternbur•: Hier sollen die Obdachlose­n ihren Ta•esaufentha­lt bekommen werden.

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