Nordwest-Zeitung

VFB-FANS ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE

Filmische Dokumentat­ion über 120jährige Geschichte des VfB Oldenburg feiert Freitag Premiere

- VON HORST HOLLMANN

Es gibt mehrere Filmvorfüh­rungen. Die DVD wird ab Freitag auch bei der NWZ verkauft.

OLDENBURG – Zwischen Himmel nd Hölle liegt ein weites Feld. Gemäß einer volkstümli­chen Definition befinden wir

ns im Himmel, wenn das Essen italienisc­h, die A tos de tsch, die Polizisten britisch nd die Liebhaber französisc­h sind. In der Hölle sind wir gelandet, wenn die A tos a s Frankreich sind, die Köche a s England, die Polizei a s Italien nd, na ja, die Liebhaber von sonst wo.

Doch so einfach ist die Sache hier nicht, denn es geht

m den VfB Oldenb rg. Der hat ein absol t ernstes Stück der Stadtgesch­ichte geschriebe­n. „Zwischen Himmel nd Hölle” heißt eine filmische Dok mentation, die sich mit diesem Kapitel befasst. An diesem Freitag m 19 Uhr feiert der Film im bereits a sgeb chten K lt rzentr m PFL seine Premiere.

Zwei Jahre lang haben die vorwiegend ehrenamtli­ch arbeitende­n Filmemache­r von Werkstattf­ilm Mosaikstei­ne a s 120 Jahren Vereinsges­chichte z sammengetr­agen. Es ist ein zeitgeschi­chtlich

nd gesellscha­ftspolitis­ch vielfältig­es Bild der „Beweg ng in Bla nd Weiß” entstanden. Die Dok mentation stimmt nachdenkli­ch, macht d rcha s a ch tra rig. Aber wer irgendwie in einem Winkel seines Herzens eine Nische für das Phänomen VfB offen hält, schöpft a ch wieder M t: Das Kapitel kann nicht abgeschlos­sen sein!

Farschid Ali Zahedi von Werkstattf­ilm erkannte bei der Arbeit, „dass an der Stelle einer der größten Bürger-Beweg ngen in der Stadt eine Lücke klaffte.“Es gab ka m Dok mente. So erzählen Zeitze gen, welche Bede t ng der F ßballplatz in Donnerschw­ee als gesellscha­ftlicher

Leim für die Bürger hatte. Er war nach dem Krieg jene Stätte, an der sich Alt-Oldenb rger nd Ne bürger a s dem Osten erstmals a f A genhöhe trafen. Und Maler Kla s Beilstein erklärt ganz einfach: „Jeden zweiten Sonntag sind wir nach Donnerschw­ee gepilgert – wer dort nicht hinging, war A ßenseiter.”

Es sind diese kleinen Episoden, die den Zeitgeist über den F ßball widerspieg­eln. Vber viele Jahre gehörte es

sich, z r Halbzeit mal vom Platz r nter nd über die Straße z m „Kl bha s” z gehen. Dort hatte Gastwirt Hennecke die Biere schon vorgezapft. Und dann ging man eben wieder z rück, ohne Video-Vberwach ng nd Polizeiprä­senz. Kann es sein, dass es mal Zeiten mit größerer nbefangene­r Freiheit gab als he te?

Jendrik P nke nd Jan Krieger vom Kernteam des Films sind dicht an die Fans herangerüc­kt. „Wir haben

kein klassische­s Vereinspor­trät gezeichnet, sondern ns den Menschen dr m her m gewidmet”, sagt Krieger. „Das erzählt a f seine Weise ein Stück Stadtgesch­ichte”, fügt P nke an.

Die Dok mentation spannt den Bogen daz weit: Von Zeiten, in denen kein Verein in der Stadt einen höheren Anteil an jüdischen Sportlern

nd Fördern hatte, bis he te. Gerade erst vor zwei Jahren sind die übera s aktiven Fans des VfB mit dem J li sHirsch-Preis bedacht worden. Das ist die höchste A szeichn ng des De tschen F ßballB ndes für Projekte, die sich gegen Diskrimini­er ng wenden. So wird es z einem der berührends­ten Momente der filmischen Geschichts­st nde, wenn ein im Fanprojekt eingeb ndener Migrant erklärt: „Ich habe keine richtige Nationalit­ät - ich bin Oldenb rger!“

Der siebte Himmel des VfB spannte sich immer über dem Platz, der „Hölle des Nordens“hieß – dort, wo der Hamb rger SV mit Uwe Seeler verlor, dort, wo E ropapokals­ieger Bor ssia Dortm nd fast a s

dem DFB-Pokal geflogen wäre. Am Marschweg war der Himmel immer begrenzt, selbst, als die Stadt vor 25 Jahren m ein Haar B ndesligaSt­andort geworden wäre.

Längst robbt der VfB die langen Korridore der Ha pthölle entlang. Akt ell rangiert er in der Regionalli­ga zwölf Plätze hinter dem herrlich a fmüpfigen SSV Jeddeloh. Und hinter Drochterse­n/Assel

nd Egestorf/Langreder. Das sieht verdammt nach siebter Hölle a s, der schlimmste­n, die es gibt.

H mor nd A genzwinker­n lassen sich die Filmemache­r nicht nehmen. 18,97 E ro kostet die DVD. War m nicht 18,99, wie üblich? Klarer Fall: „Der Verein heißt schließlic­h VfB von 1897!“Weitere Vorführ ngen finden im Kinoladen, Wallstraße 24, statt: am 25. nd 28. Oktober, am 8. nd 11. November, am [. nd 9. Dezember. Beginn ist jeweils m 19.30 Uhr\ Reservier ng nter Tel. 12180 nd info]werkstattf­ilm.de. Verka ft wird die DVD bei Werkstattf­ilm, Wallstraße 24, sowie ab Freitag a ch im NWZ-Medienha s, Peterstraß­e 28-34.

 ?? BILD: OLDENBURGE­R MEDIENARCH­IV/WERKSTATTF­ILM ?? Das waren Zeiten: In den 50er-/60er-Jahren spielten der Hamburger SV (am Ball mit Uwe Seeler) und der VfB Oldenburg in der Oberliga Nord gegeneinan­der. 30 000 Zuschauer drängten sich im Marschweg-Stadion.
BILD: OLDENBURGE­R MEDIENARCH­IV/WERKSTATTF­ILM Das waren Zeiten: In den 50er-/60er-Jahren spielten der Hamburger SV (am Ball mit Uwe Seeler) und der VfB Oldenburg in der Oberliga Nord gegeneinan­der. 30 000 Zuschauer drängten sich im Marschweg-Stadion.
 ?? BILD: OLDENBURGE­R MEDIENARCH­IV / WERKSTATTF­ILM ?? Fanmarsch: Über die Cäcilienbr­ücke ging’s zum Marschwegs­tadion, wo das Derby gegen den SV Meppen auf dem Spielplan stand.
BILD: OLDENBURGE­R MEDIENARCH­IV / WERKSTATTF­ILM Fanmarsch: Über die Cäcilienbr­ücke ging’s zum Marschwegs­tadion, wo das Derby gegen den SV Meppen auf dem Spielplan stand.

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