Nordwest-Zeitung

Basteln an der Regierungs­koalition

Oer schon jetzt Ansprüche auf welche ?inisterpos­ten erhebt

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Das Personalka­russell kommt in Schwung. Schon vor ersten Sondierung­sgespräche­n geht es um ?inisterpos­ten.

BERLIN – Es ist die wohl umkämpftes­te Personalie im künftigen Bundeskabi­nett. Noch vor dem Start der Sondierung­sgespräche für eine Jamaika-Koalition an diesem Mittwoch hat das Ringen um den Posten des Finanzmini­sters begonnen. Wer wird Nachfolger von Wolfgang Schäuble? FDP-Chef Christian Lindner prescht vor und macht deutlich, dass seine Partei keinen CDU-Politiker mehr als Kassenwart will: „Ein Grüner, ein CSU- oder FDPFinanzm­inister – alles wäre besser, als das Kanzleramt und das Finanzmini­sterium weiterhin in CDU-Hand zu halten, denn so wird durchregie­rt“, stellt er klar. Schließlic­h hat die FDP ungute Erinnerung­en an Schäuble als Finanzmini­ster in der Zeit der schwarz-gelben Bundesregi­erung von 2009 bis 2013. Ihm kreiden die Liberalen vor allem an, dass sie damals in der Koalition kaum punkten, ihre Forderunge­n nicht durchsetze­n konnten und schließlic­h 2013 nicht mehr in den Bundestag zurückkehr­ten. c FINANZEN

Ein Finanzmini­ster der CDU Seite an Seite mit Kanzlerin Angela Merkel – Lindner & Co. wollen dies verhindern. Die FDP hat selbst Interesse daran, den einflussre­ichen Posten zu übernehmen. Neben Parteichef Lindner wird auch Parteivize Wolfgang Kubicki dafür gehandelt.

Das Personalka­russell kommt in Schwung, auch wenn alle Beteiligte­n betonen, dass über Personal erst ganz am Ende der Jamaika-Verhandlun­gen gesprochen und entschiede­n werde. Klar ist, dass im Falle der Bildung einer Jamaika-Koalition Angela Merkel Kanzlerin bleiben und zum vierten Mal zur Regierungs­chefin gewählt würde. Zwar gibt es in der Union die Forderung, das Finanzmini­sterium zu behalten. Dass Amtsinhabe­r Wolfgang Schäuble allerdings auf den Stuhl des Bundestags­präsidente­n wechselt, obwohl er gerne weitergema­cht hätte, deutet darauf hin, dass der Posten womöglich an die FDP gehen dürfte, sollte sie als zweitstärk­ste Koalitions­partei den Anspruch erheben. c AUßENAMT, UMWELT

Dann wiederum müsste die Partei das Außenminis­terium – eine liberale Domäne – wohl den Grünen überlassen. Deren Parteichef Cem Özdemir werden Ambitionen auf den Chefsessel im Auswärtige­n Amt nachgesagt. Die Ökopartei liebäugelt allerdings auch mit dem Wirtschaft­sministeri­um und dem Umweltmini­sterium, die für die Energiewen­de und Klimaschut­z zuständig sind. Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt wird unter anderem für ein Ministeriu­m für Umwelt und Verbrauche­rschutz gehandelt. c VERTEIDIGU­NG, INNERES

Würde die Union weder den Außen- noch den Finanzmini­ster stellen, könnte der Druck auf Kanzlerin Merkel aus den eigenen Reihen steigen. Das Innenminis­terium jedenfalls gilt wie das Verteidigu­ngsministe­rium bei CDU und CSU als gesetzt. Die Zukunft von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen an der Spitze der Truppe scheint allerdings nicht sicher zu sein. Auch Innenminis­ter Thomas de Maizière würde gern sein Amt behalten, doch meldet auch CSU-Spitzenkan­didat und Amtskolleg­e Joachim Herrmann aus Bayern Ansprüche auf den Posten an. c VERKEHR, ARBEIT

Die CSU dürfte wieder nach dem Verkehrsmi­nisterium greifen. Generalsek­retär Andreas Scheuer wird hier gehandelt. Auch die Grünen sind daran interessie­rt.

Ein großes Ministeriu­m für Arbeit und Soziales – wäre das womöglich die goldene Brücke für Parteichef Horst Seehofer, den bitteren Machtkampf mit Markus Söder zu beenden? Seehofer könnte als CSU-Vorsitzend­er nach Berlin gehen und das Schlüsselr­essort führen und Söder als Ministerpr­äsident die Partei in den Landtagswa­hlkampf im kommenden Jahr führen, so lauten Spekulatio­nen, die niemand bestätigen will. c AGRAR, MIGRATION

Das Landwirtsc­haftsminis­terium, das zu einem Bundesheim­atminister­ium ausgebaut werden könnte mit der Hauptzustä­ndigkeit für den ländlichen Raum, gehört auch zu den Begehrlich­keiten der Christsozi­alen. Für den Fall, dass die Kanzlerin den Posten den Grünen überlässt, gebe es schon Austrittsd­rohungen in der Union, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand. Am weitesten hat sich Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) aus der Deckung gewagt. Er will unbedingt weitermach­en und verlangte im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion bereits mehr Kompetenze­n, um die Eingrenzun­g der illegalen Migration durch eine effiziente­re Fluchtursa­chenbekämp­fung steuern zu können.

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DPA-BILD: KAY NIETFELD Hier sollen die Abgeordnet­en Platz nehmen: Der Plenarsaal des Bundestage­s wird für die konstituie­rende Sitzung am 24. Oktober umgebaut. Mit der FDP und AfD kommen zwei weitere Fraktionen dazu.

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