330 000 Haushalten Strom gekappt
Letztes Mittel bei Zahlungsrückständen – Betroffenen drohen hohe Zusatzkosten
Kunden müssen nicht nur ihre aufgelaufenen Rechnungen begleichen. Auch für Sperrung und Wiederanschluss müssen sie zahlen.
BONN/OLDENBURG – Wegen unbezahlter Rechnungen ist im vergangenen Jahr rund 330 000 Haushalten in Deutschland der Strom abgestellt worden. Neben den Sperrungen der Anschlüsse hat es 2016 zudem etwa 6,6
Millionen Sperr-Androhungen gegen säumige Zahler gegeben. Das geht aus dem Entwurf für den Jahresmonitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt hervor, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Die Zahl der Stromabschaltungen im Auftrag der örtlichen Grundversorger ist damit im Vergleich zum Jahr zuvor nur leicht zurückgegangen. Damals gab es etwas über 331000 Fälle. Stromsperren sind als letztes Mittel der Versorger bei Zahlungsrückständen von mindestens 100 Euro, Mahnungen und einer Sperr-Androhung mit letzter Zahlungsfrist möglich.
Auch der Oldenburger Energieversorger EWE nutzt dieses Mittel „äußerst ungern“und nur, „nachdem mehrfach angemahnt worden ist und der Kontakt zum Kunden gesucht wurde“, wie Unternehmenssprecher Christian Blömer auf Nachfrage der Ð sagte. Die EWE hat nach eigenen Angaben rund eine Million Stromkunden, „die Zahl der Stromsperrungen liegt seit Jahren deutlich unter ein Prozent“, so Blömer.
Für die Betroffenen bringen Sperrungen hohe Zusatzkosten, denn die Kunden müssen nicht nur die aufgelaufenen Rechnungen, sondern auch die Sperrung und den späteren Wiederanschluss selbst bezahlen. Nach dem Bericht fielen dafür im Schnitt jeweils 35 bis 40 Euro an, wobei einzelne Versorger wesentlich höhere Beträge von jeweils bis zu 200 Euro forderten.
Nach den Beobachtungen von Verbraucherzentralen und Sozialbehörden reagieren Betroffene oft zu spät auf die drohende Zahlungsunfähigkeit. Teil des Problems sind auch die stark gestiegenen Strompreise: Seit dem Jahr 2000 haben sie sich für Haushaltskunden von 15 Cent pro Kilowattstunde auf um die 30 Cent verdoppelt. Die durchschnittlichen Realeinkommen legten im selben Zeitraum nicht annähernd so stark zu.