Nordwest-Zeitung

Separatist­en vor dem Aus

Regierung in Madrid verkündet Zwangsmaßn­ahmen

- VON EMILIO RAPPOLD

Madrid fährt in Katalonien schwere Geschütze auf. Regierungs­chef Puigdemont soll abgesetzt werden.

MADRID/BARCELONA – Die Tage der separatist­ischen Regierung Katalonien­s scheinen gezählt. Der spanische Regierungs­chef Mariano Rajoy kündigte am Samstag die Absetzung des katalanisc­hen Ministerpr­äsidenten Carles Puigdemont und aller Kabinettsm­itglieder an. Mit dieser und weiteren Zwangsmaßn­ahmen will Madrid den Bestrebung­en der Region zur Loslösung von Spanien nach langem Streit ein Ende setzen.

Der Countdown läuft: Die Vorkehrung­en sollen nach der für Freitag erwarteten Billigung durch den Senat umgesetzt werden. Innerhalb von sechs Monaten sollen in Katalonien Neuwahlen abgehalten werden.

Puigdemont wies die Maßnahmen als „Putsch“sowie als „inakzeptab­len Angriff auf die

Demokratie“zurück. In einer TV-Ansprache beteuerte der Separatist, man werde „weiter kämpfen“. Das Regionalpa­rlament werde „eine Antwort“erarbeiten. Bei der Zurückweis­ung eines letzten Ultimatums aus Madrid hatte Puigdemont am Donnerstag gewarnt, die Anwendung von Zwangsmaßn­ahmen könne Katalonien zu einer Unabhängig­keitserklä­rung

bewegen.

Vor seiner Rede hatte Puigdemont an einer großen Demonstrat­ion teilgenomm­en. Nach Polizeisch­ätzung protestier­ten rund 450000 Anhänger der Sezessions­bewegung in Barcelona gegen Madrid sowie gegen die Inhaftieru­ng von zwei führenden Aktivisten. Die Demonstran­ten skandierte­n unter anderem

„Freiheit, FreiheitM“. Sie trugen Plakate mit Aufschrift­en wie „Help CataloniaM“

Puigdemont hatte am 1. Oktober ungeachtet eines Verbots durch das Verfassung­sgericht ein Unabhängig­keitsrefer­endum abgehalten. Rund 90 Prozent der Teilnehmer stimmten für eine Abspaltung von Spanien.

KOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: CARVALHO OCHOA „Wir sind alle Jordis“: Mit dieser Botschaft und Plakaten, die eine Gefängnisz­elle symbolisie­rten, wurde am Samstag in Barcelona gegen die Inhaftieru­ng von zwei führenden Aktivisten der separatist­ischen Bewegung protestier­t.

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