AUSSTELLUNGEN
SANDHATTEN – Unter dem Titel „Begegnungen“wird am 3. November, 19.30 Uhr, eine Ausstellung mit Fotografien von Ute Dutzmann im Atelier 5/Kunst zu Gast (Huntloser Straße 5) eröffnet. Sie ist bis zum 23. Dezember zu sehen. Die Fotografin und Schmuckgestalterin Ute Dutzmann lebt und arbeitet in Oldenburg. Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags 15–18 Uhr.
DANGAST – Noch bis zum 7. Januar 2018 ist die Ausstellung „Die Palette des Malers“im Franz-RadziwillHaus (Sielstraße 3) zu besichtigen. Öffnungszeiten (bis Ende Oktober): mittwochs bis freitags 15–18 Uhr, samstags/sonntags 11–18 Uhr.
HANNOVER – Das WilhelmBusch-Museum (Georgengarten 1) zeigt bis zum 4. Februar 2018 Werke des Hamburger Illustrators Torben Kuhlmann. Im Zentrum stehen seine drei Bilderbücher „Lindbergh“, „Maulwurfstadt“und „Armstrong“. Kuhlmanns Bücher wurden in insgesamt 26 Sprachen übersetzt. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 11–18 Uhr. Beklemmend: eine Szene aus „Nathan der Weise“an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven mit Johannes Simons (Nathan), Simon Ahlborn (Sultan) und Helmut Rühl (Derwisch).
Der Klassiker ist ein schwieriges Stück mit beklemmender Aktualität. Regisseur Jochen Strauch und dem Ensemble gelingt eine eindrucksvolle Inszenierung.
WILHELMSHAVEN – Es ist erschütternd, dass dieser im Geist der Kant’schen Aufklärung geschriebene Bühnenklassiker gut 250 Jahre nach Veröffentlichung aktueller ist denn je. Und es ist wichtig und richtig, ihn im Jahr 2019 in Niedersachsen zur verpflichtenden Abiturlektüre zu erklären.
Auch – aber nicht nur – deshalb steht Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“auf dem Spielplan der Landesbühne Nord in Wilhelmshaven. Die Premiere am Sonnabend wurde vom Publikum gefeiert. Und ließ angesichts von weltweitem Terror, Krieg und Hass im Namen der Religion gleichzeitig ein beklemmendes
Gefühl zurück: Die Menschheit hat in den vergangenen 250 Jahren nichts dazugelernt.
Welche Religion ist die einzig wahre und richtige? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Stücks und wird von Lessing mit der berühmten und genialen Ringparabel (wer sie nicht kennt, bitte unbedingt googeln!) ausgehebelt.
Darüber hinaus geht es um Erkenntnis, Toleranz, selbstbestimmtes Leben und Liebe über religiöse und sonstige Grenzen hinweg. „Gewisse Dinge will ich lieber schlecht nach andrer Willen machen, als allein nach meinem gut“, sagt der zwischen eigenen Werten und kirchlicher Moral hin- und hergerissene Tempelritter in einer Schlüsselszene des Stücks.
Aus Not Tugend gemacht
Aus der Not aller Regisseure, dass der von Zensur bedrohte Lessing seinen Nathan 1779 eigentlich nicht für die Bühne, sondern als „dramatisches Gedicht“geschrieben
hat, macht Jochen Strauch eine Tugend: Er versucht erst gar nicht, eine dramaturgische Handlung zu entwickeln, sondern konzentriert sich ganz auf den von ihm geschickt gestrafften Text. Die Schauspieler rezitieren mehr, als dass sie agieren.
Langweilig ist das trotzdem nicht. Der Text wirkt umso stärker. Für Dynamik sorgt die von Frank Albert kongenial gestaltete Drehbühne. Dazu kommen Videos und Musik als moderne Stilmittel, die sich eindrucksvoll und bedrückend in die Inszenierung einfügen: Aufnahmen von zerbombten und brennenden Häusern, von Gotteskriegern und Götzenbildern.
Neben diesen plakativen Symbolen beeindrucken immer wieder kleine RegieIdeen.
So schreibt Nathan am Anfang des Stücks nach seiner Rückkehr in die heute noch von Religionen umkämpfte Stadt Jerusalem aus den Buchstaben des Stadtnamens ein Anagramm mit den Begriffen EU und USA an die Wand.
„Religion ist auch Partei“, wird der Tempelritter später sagen.