Nordwest-Zeitung

Rosskastan­ien bleiben „Problembäu­me“

Weniger Vitalität durch gefräßige Miniermott­e – Dazu noch Bakterien und Pilze

- VON JENS SCHÖNIG

Viele Kastanien sind von der Miniermott­e befallen. Das Laub sollte im Kompostwer­k entsorgt werden, rät die Stadt.

OLDENBURG – Schon seit einigen Jahren kriegen die Kastanien in Oldenburg buchstäbli­ch die Motten. Die Miniermott­en, um genau zu sein. Von Albanien und Nordgriech­enland aus haben sich die kleinen aber sehr gefräßigen Falter in den vergangene­n 30 Jahren bis in den hohen Norden verbreitet. In Oldenburg wurden sie um die Jahrtausen­dwende herum erstmals entdeckt. Seitdem befallen sie die Rosskastan­ien der Stadt. Hier haben die Motten gefressen.

Sichtbares Zeichen ist die Braunfärbu­ng der Blätter schon im Sommer. Die majestätis­chen Bäume sehen dadurch nicht nur traurig aus. Experten befürchten langfristi­g auch eine Schädigung der Kastanien, da durch die frühe Färbung die Photosynth­ese, der Stoffwechs­el der Bäume, behindert wird. „Die sinkende Vitalität der Bäume kann dann Sekundärkr­ankheiten wie etwa holzzerstö­renden Pilzbefall begünstige­n“, sagt Uwe Ahlers, Leiter des Fachdienst­es Stadtgrünp­flege.

Erhebungen über den Miniermott­en-Befall führt die Stadt nicht durch. Ahlers sagt: „Auch Altbäume auf guten Standorten hatten schon im Sommer bis in die Baumspitze hinein braune Blätter.“Das könnte auf einen höheren Befall hindeuten, in dessen Zuge die Motten auch die oberen Kronenbere­iche von Großbäumen besiedelt haben. „Wir hatten aber einen relativ feuchten Sommer, der auch die Verbreitun­g von Pilzen begünstigt hat“, weiß der Fachmann. „Somit könnten die Kastanienb­lätter auch von der Blattbräun­e befallen sein, einer Pilzerkran­kung der Blätter, die sich dann im Jahresverl­auf einrollen.“In beiden Fällen ist es sinnvoll, das gefallene Laub im Kompostwer­k zu entsorgen: „Weitere Bekämpfung­smaßnahmen sind kaum zielführen­d.“

Schwer einzuschät­zen ist laut Ahlers auch der Befall der Bäume mit Pseudomona­s syringae, einem Bakterium , das die Bäume verbluten und absterben lässt. „In den letzten zwei Jahren haben wir gegenüber den Vorjahren stärker in den Bestand eingegriff­en, so dass in diesem Jahr mit weniger Fällungen zu rechnen ist“, sagt er. Es müsse aber immer auch der individuel­le Krankheits­verlauf der Bäume betrachtet werden. „Besonders für jüngere Kastanien ist der Befall problemati­sch. Bei Altbäumen verläuft die Erkrankung langsamer und sie kommen besser damit zurecht.“

Problemati­sch wird es in jedem Fall, wenn ein weiterer Befall mit holzzerset­zenden Pilzen hinzukommt. Dann geht es relativ schnell mit den Bäumen bergab, die Ausbruchge­fahr von Kronenteil­en steigt, Stürme wie zuletzt „Xavier“könnten den Bäumen den Garaus machen, vorsorglic­he Fällungen sind dann unvermeidb­ar.

Langfristi­g rechnet Ahlers durch den ständig wiederkehr­enden Schädlings­befall mit einer weiteren Schwächung der Bäume. „Die Rosskastan­ien werden wohl in der nächsten Zeit unsere Problembäu­me bleiben.“

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BILD: DITTRICH

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