Rosskastanien bleiben „Problembäume“
Weniger Vitalität durch gefräßige Miniermotte – Dazu noch Bakterien und Pilze
Viele Kastanien sind von der Miniermotte befallen. Das Laub sollte im Kompostwerk entsorgt werden, rät die Stadt.
OLDENBURG – Schon seit einigen Jahren kriegen die Kastanien in Oldenburg buchstäblich die Motten. Die Miniermotten, um genau zu sein. Von Albanien und Nordgriechenland aus haben sich die kleinen aber sehr gefräßigen Falter in den vergangenen 30 Jahren bis in den hohen Norden verbreitet. In Oldenburg wurden sie um die Jahrtausendwende herum erstmals entdeckt. Seitdem befallen sie die Rosskastanien der Stadt. Hier haben die Motten gefressen.
Sichtbares Zeichen ist die Braunfärbung der Blätter schon im Sommer. Die majestätischen Bäume sehen dadurch nicht nur traurig aus. Experten befürchten langfristig auch eine Schädigung der Kastanien, da durch die frühe Färbung die Photosynthese, der Stoffwechsel der Bäume, behindert wird. „Die sinkende Vitalität der Bäume kann dann Sekundärkrankheiten wie etwa holzzerstörenden Pilzbefall begünstigen“, sagt Uwe Ahlers, Leiter des Fachdienstes Stadtgrünpflege.
Erhebungen über den Miniermotten-Befall führt die Stadt nicht durch. Ahlers sagt: „Auch Altbäume auf guten Standorten hatten schon im Sommer bis in die Baumspitze hinein braune Blätter.“Das könnte auf einen höheren Befall hindeuten, in dessen Zuge die Motten auch die oberen Kronenbereiche von Großbäumen besiedelt haben. „Wir hatten aber einen relativ feuchten Sommer, der auch die Verbreitung von Pilzen begünstigt hat“, weiß der Fachmann. „Somit könnten die Kastanienblätter auch von der Blattbräune befallen sein, einer Pilzerkrankung der Blätter, die sich dann im Jahresverlauf einrollen.“In beiden Fällen ist es sinnvoll, das gefallene Laub im Kompostwerk zu entsorgen: „Weitere Bekämpfungsmaßnahmen sind kaum zielführend.“
Schwer einzuschätzen ist laut Ahlers auch der Befall der Bäume mit Pseudomonas syringae, einem Bakterium , das die Bäume verbluten und absterben lässt. „In den letzten zwei Jahren haben wir gegenüber den Vorjahren stärker in den Bestand eingegriffen, so dass in diesem Jahr mit weniger Fällungen zu rechnen ist“, sagt er. Es müsse aber immer auch der individuelle Krankheitsverlauf der Bäume betrachtet werden. „Besonders für jüngere Kastanien ist der Befall problematisch. Bei Altbäumen verläuft die Erkrankung langsamer und sie kommen besser damit zurecht.“
Problematisch wird es in jedem Fall, wenn ein weiterer Befall mit holzzersetzenden Pilzen hinzukommt. Dann geht es relativ schnell mit den Bäumen bergab, die Ausbruchgefahr von Kronenteilen steigt, Stürme wie zuletzt „Xavier“könnten den Bäumen den Garaus machen, vorsorgliche Fällungen sind dann unvermeidbar.
Langfristig rechnet Ahlers durch den ständig wiederkehrenden Schädlingsbefall mit einer weiteren Schwächung der Bäume. „Die Rosskastanien werden wohl in der nächsten Zeit unsere Problembäume bleiben.“