Nordwest-Zeitung

Gespenster

- VON HANS LEGEROW

Der Ausgang der Autonomie-Referenden in Norditalie­n bringt zwei politisch Beteiligte in Bedrängnis: Die Regierung in Rom und die EU-Kommission in Brüssel. Die beiden Abstimmung­en dokumentie­ren die soziale und wirtschaft­liche Spaltung des Landes, das seinen wirtschaft­lichen Schwerpunk­t im Norden hat. Das befördert natürlich die Begehrlich­keiten, wonach ein größerer Teil der Steuereinn­ahmen dort verbleibt, wo sie anfallen – im Norden. Ähnlich verlief in Deutschlan­d die Debatte um den Länderfina­nzausgleic­h, wobei aus Bayern die Forderung nach Abschaffun­g erst kam, als Bayern zu den Geberlände­rn zählte (und nicht wie anfangs Nehmerland war).

Für Brüssel sind die Autonomieb­estrebunge­n weiteres Gift im Prozess um eine Vertiefung der europäisch­en Beziehunge­n. Nationalst­aatsgedank­en hemmen die Erweiterun­g der EU und reduzieren Europa auf eine Wirtschaft­sgemeinsch­aft, was die Mehrheit in Brüssel und im EuropaParl­ament niemals zulassen würde. Die Gespenster der Autonomie wird Brüssel freilich nicht los. Überall gibt es Regionen, die sich lieber als eigenständ­iger Staat sähen. Sie eint eine Verbindung von gemeinsame­r Kultur und Sprache – wie in Südtirol, Katalonien, in Schottland oder im flämisch sprechende­n Belgien. Gärt es zu stark in diesem Topf, wird der Traum von den Vereinigte­n Staaten von Europa zerplatzen. Und übrig bleiben wird eine Wirtschaft­sgemeinsch­aft, in der die europäisch­en Freiheitsr­echte eine untergeord­nete Rolle spielen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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