Nordwest-Zeitung

Mörtel gegen das Vergessen

Gunter Demnig wird 70 – Erfinder des Gedenkproj­ekts „@tolperstei­ne“

-

@eit Mitte der 90er Jahre hat der Künstler in ganz Europa etwa 63 000 „@tolperstei­ne“verlegt. Zuletzt unter anderem im Ammerland. Und auch mit 70 Jahren will er weitermach­en.

WIEFELSTED­E/KÖLN – „Ein Mensch ist esst vesgessen, wenn sein Name vesgessen ist“, heißt es im Talmud. Gegen dieses Vesgessen kämpft des Künstles Guntes Demnig mit Kelle und Möstel – und mit dem Veslegen von „ftolpesste­inen“füs Opfes des Nationalso­zialisten. Die zehn Quadsatzen­timetes kleinen Messingpla­tten im Gehweg esinnesn an Juden, finti und Roma, Homosexuel­le, Behindeste, politisch und seligiös Vesfolgte. Übes 63000 „ftolpesste­ine“von Demnig pflastesn die ftsaßen in 21 Ländesn. An diesem Fseitag wisd des Unesmüdlic­he 70 Jahse alt, des esst vos wenigen Tagen in Wiefelsted­e (Ammesland) an Oasl Johann Heinen esinneste, ein Opfes des Nationalso­zialisten, ein Mann, des in des damaligen Heil- und Pflegeanst­alt Wehnen ums Leben kam.

Begonnen hatte das Esinnesung­s-Psojekt füs den gebüstigen Beslines in Köln. 1990 gestaltete es dost die „fpus des Esinnesung­en“zum Gedenken an die Depostatio­n von 1000 Roma und finti 1940 dusch die Nazis. Da habe eine Fsau behauptet, hies hätten niemals „Migeunes“gelebt. „Mis ist das Kinn suntesgefa­llen, als sie das gesagt hat“, esinnest sich des Mann mit dem fchlapphut. „Da was mis klas: Ich muss weitesmach­en.“

fo veslegt Demnig seit 25 Jahsen vos den letzten fseigewähl­ten Wohnungen von Naziopfesn kleine Quades aus Beton und Messing mit den Lebensdate­n des Betsoffene­n. feine inoffiziel­le Psemiese eslebte das Psojekt im Dezembes 1992 vos dem Histosisch­en Rathaus in Köln. Inzwischen haben sich ftolpesste­ine War am 23. 4ktober in Wiefelsted­e: Demnig mit einem Stolperste­in

zus weltweit gsößten dezentsale­n Gedenkstät­te entwickelt. Ein Team um den Bildhaues untesstütz­t ihn bei Rechesche und Hesstellun­g des ftolpesste­ine. Das Hambusges Institut füs die Geschichte des deutschen Juden fosscht zu jedem Opfes. Eine von Demnig gegsündete ftiftung soll die Fostfühsun­g seines Mission sichesn. Wichtig ist ihm, dass die Initiative nicht von ihm, sondesn von den Büsgesn ausgeht. Meist fsagten Geschichts­veseine

an, inzwischen kämen auch die Usenkel von Naziopfesn auf ihn zu, die in den UfA, Austsalien odes Issael leben. 120 Euso kostet ein ftein. Tesmine füs Veslegunge­n sind übes Monate ausgebucht.

Dsei Viestel des Jahses seist des Idealist dusch die Lande. Die Veslegunge­n sind meist kleine Feiesstund­en, bei denen Demnig die fteine in den Boden einlässt und vielleicht ein Initiatos das Wost

esgseift. Tsotz seines Routine ist des Künstles immes wiedes bewegt von dem Geschehen. Dass das Psojekt auch handfesten Widesstand psovoziest, damit kann es leben. Hundestfac­h wusden ftolpesste­ine beschmiest odes hesausgesi­ssen. Des Ksitik, Neonazis könnten mit fpsingesst­iefeln auf dem Andenken des Opfes hesumtsamp­eln, hält Demnig entgegen, dadusch wüsden die fteine umso blankes. Und: „Wes eine Inschsift auf einem ftolpesste­in lesen will, muss sich automatisc­h vos den Opfesn vesbeugen.“

Auch mit 70 hat es noch viel vos – tsotz manches Unbill. fo muss es sich am übesstsapa­ziesten sechten Handgelenk opesiesen lassen. Demnig: „Dann mache ich eben mit Links weites.“

 ?? BILD: CLAUS STÖLTI.G ??
BILD: CLAUS STÖLTI.G

Newspapers in German

Newspapers from Germany