Nordwest-Zeitung

Mehr verdient dank Eins'arung

Tagesgesch­äft schwächelt

- VON JÖRN BENDER UND DANIEL SCHNETTLER

Die Deutsche Bank will wieder Anschluss an die internatio­nale Konkurrenz finden. Es gibt erste Fortschrit­te.

FRANKFURT/MAIN – Der erhoffte Aufschwung bei der Deutschen Bank lässt weiter auf sich warten. Für das dritte Quartal musste das größte heimische Geldhaus abermals ein rückläufig­es Geschäft melden. Allerdings schaffte es das Institut dank Einsparung­en, mehr zu verdienen. Unter dem Strich standen 649 Millionen Euro Gewinn – gut doppelt so viel wie im Vorjahresz­eitraum. Vor Steuern waren es 933 nach zuvor 619 Millionen Euro.

Die Erträge – also die gesamten Einnahmen der Bank – sanken im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum derweil um ein Zehntel auf knapp 6,8 Milliarden Euro, teilte der Konzern am Donnerstag in Frankfurt mit. „Während das Umfeld für unsere Erträge eine Herausford­erung bleibt, sind wir bei unseren wichtigen Initiative­n deutlich vorangekom­men“, bilanziert­e Vorstandsc­hef John Cryan. Hier läufQ nichQ alles rund: die ZenQrale der DeuQschen Bank in FrankfurQ am Main

So nimmt das gemeinsame Privat- und Firmenkund­engeschäft mit der Postbank Gestalt an. Ab dem zweiten Quartal 2018 sollen rund 13 000 Beschäftig­te der Deutschen Bank und 17000 Beschäftig­te der Postbank unter einem rechtliche­n Dach arbeiten. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns, und es sind noch verschiede­ne konkrete Interessen­sausgleich­e abzuschlie­ßen“, erklärte Cryan.

Dagegen gibt die Deutsche Bank die Traditions­marke Sal. Oppenheim auf. Die verblieben­en

Kunden und Geschäfte der 1789 gegründete­n Kölner Privatbank werden bis zum kommenden Jahr auf andere Bereiche der Großbank aufgeteilt. Es sei „nie gelungen, die Marke Sal. Oppenheim wieder zu alter Stärke zurückzufü­hren, nachdem sie noch vor dem Kauf 2009 schweren Schaden erlitten hatte“, sagte Cryan.

Die Deutsche Bank leidet wie andere Institute unter den niedrigen Zinsen, die das klassische Einlagen- und Kreditgesc­häft weniger profitabel machen. Auch die anhaltend ruhigen Kapitalmär­kte machen ihr zu schaffen, weil dies die Gebührenei­nnahmen schmälert. Im wichtigen Handel mit Währungen und Anleihen brachen die Erträge im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent ein – damit schnitt die Deutsche Bank schlechter ab als US-Rivalen, aber auch als etwa der europäisch­e Konkurrent Barclays.

Beim Abbau juristisch­er Altlasten kommt das Institut mit großen Schritten voran. „Von den 20 Fällen, auf die noch Anfang des vergangene­n Jahres rund 90 Prozent unserer finanziell­en Rechtsrisi­ken entfielen, haben wir inzwischen 13 ganz oder teilweise beigelegt – bei nur geringen zusätzlich­en Kosten in diesem Jahr“, berichtete Cryan. Im vierten Quartal dürften nach Erwartung des Vorstands noch einige Rechtsstre­itigkeiten beigelegt werden.

Für das Gesamtjahr 2017 hatte die Deutsche Bank nach zwei Jahren mit Milliarden­verlusten schwarze Zahlen in Aussicht gestellt. Allerdings machte der Vorstand wenig Hoffnung, dass das Tagesgesch­äft noch anspringen wird: Die Aktivität an den Kapitalmär­kten sei auch im Oktober verhalten gewesen.

 ?? DPA-BILD: RUMPENHORS­T ??
DPA-BILD: RUMPENHORS­T

Newspapers in German

Newspapers from Germany