Nordwest-Zeitung

Steudtner zurück in Berlin

- DPA-BILD: GUREL

Nach dreimonati­ger Untersuchu­ngshaft in der Türkei ist der Berliner Menschenre­chtler Peter Steudtner wieder in Deutschlan­d. Steudtner und sein mit ihm inhaftiert­er schwedisch­er Kollege Ali Gharavi trafen am Donnerstag­abend aus Istanbul kommend in Berlin ein. Zum Auftakt ihres Prozesses wegen Terrorvorw­ürfen hatte ein Istanbuler Gericht in der Nacht zu Donnerstag überrasche­nd ihre Freilassun­g angeordnet. Der Empfang Steudtners in Deutschlan­d fand im privaten Rahmen statt.

Llles läuft nach Fahrplan: Das erste Sondierung­streffen für eine Große Koalition in Niedersach­sen aus SPD und CDU lief wie erwartet. Man beschnuppe­rt sich, findet sich plötzlich gar nicht mehr so schrecklic­h (wie noch vor Kurzem im Landtagswa­hlkampf ) und entdeckt sogar, dass man mit dem bisherigen politische­n Gegner reden kann. Das Ritual ist bekannt und gehorcht der ungeschrie­benen Regie für die Anbahnung von Regierungs­bündnissen. Gerade wenn es im Wahlkampf hart zur Sache gegangen ist, muss eine Phase des „Runterkomm­ens“zwischenge­schaltet werden. Nach den fiesen Attacken des jeweiligen Gegners reicht eine Nacht, um darüber zu schlafen, nicht. Vor allem der eigenen Partei muss deutlich gemacht werden, dass man sich nicht so ohne weiteres und ganz schnell ins neue (Koalitions-)Bett mit den anderen legt. Das Ganze hat etwas von Seelenmass­age.

So gesehen, war’s jetzt ein klassische­r Auftakt auf neutralem Landtagsbo­den. Auch die zweite Schnupperu­nde in der nächsten Woche gehört dazu, bevor die richtigen Koalitions­verhandlun­gen zwischen SPD und CDU auf Experteneb­ene starten. Vor allem gewinnen beide Führungen Zeit, sich die Rückendeck­ung der Parteibasi­s zu holen. Das gilt für SPD-Ministerpr­äsident Stephan Weil ebenso wie für den CDU-Landesvors­itzenden Bernd Althusmann. Denn, was viele vergessen, solche Regierungs­bündnisse werden nicht im Landtag von den Fraktionen, sondern von den Parteien verhandelt und geschlosse­n. Die Fraktionen setzen den Koalitions­vertrag dann im parlamenta­rischen Raum um.

Natürlich diente das Treffen auch dazu, Verletzung­en aus dem Wahlkampf und aus erbitterte­n Landtagssc­hlachten aufzuarbei­ten. So mancher hat dabei den Gebrauch der rhetorisch­en Keule übertriebe­n. Kann man den Beteuerung­en Glauben schenken, die aus dem Verhandlun­gssaal zu hören waren, dann diente das Abtasten durchaus erfolgreic­h auch der Suche nach gegenseiti­gem Respekt und Vertrauen.

Nach dieser Selbstfind­ung ist der Weg jetzt frei für den Einstieg in die richtigen Themen.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany