Haus der Bürger
Für Niedersachsens alten Landtag gab es eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung: Bunker. Wer den alten Plenarsaal ohne jedes Tageslicht, mit dunklen Holztafeln, bedrückender Enge und muffiger Atmosphäre jemals erlebt hat, mag nicht widersprechen. Der Umbau liefert das krasse Gegenbeispiel: hell, freundlich, transparent, offen für einen Blick von draußen auf die Arbeit der Abgeordneten. Ein Gewinn. Für die Arbeit der Parlamentarier ebenso wie für die Demokratie. Abgeordnete debattieren künftig unter den Augen der Öffentlichkeit.
Ob auch Politik damit transparenter wird? Man kann es nur hoffen. Bürger sollten jedenfalls die Einladung annehmen: Nicht nur hineinschauen, sondern auch hineingehen. So große Besuchertribünen gab es noch nie. Ruhig kontrollieren, was mit ihrem Steuergeld geschaffen wurde. Ein Landtag ist nicht nur für die Abgeordneten da, sondern ein Haus des Bürgers, in dem die von ihm gewählten Abgeordneten arbeiten.
Was nützt jedoch die modernste Architektur, wenn so manche Debatte der Vergangenheit im Landtag eher an einen Stammeskrieg unter Gebrauch grobschlächtiger Keulen erinnerte statt an Diskussions-Kultur. Viele Besucher haben sich in der Vergangenheit zu Recht mit Grausen gewendet. Die Abgeordneten bekommen mit dem neuen Bau eine zweite Chance. Sie sollten sie nutzen.
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