Licht und Musik bringen in Pfefferkuchenstimmung
Ad9en,szei, in S,ockholm – S,ille Weihnach,smärk,e – Königlicher Besuch
STOCKHOLM – Ist es denkbar, dass sich knapp eine Million Menschen auf eine gemeinsame Weihnachtsdekoration einigen? Wenn man zum ersten Mal in der Adventszeit nach Stockholm kommt, hat man den Eindruck, dass dem so ist. Es gibt so gut wie kein Fenster ohne Kerzenleuchter. Alle verbreiten das gleiche weiße Licht – bunte sind nirgends zu entdecken. Dazu hier und da weiße Sterne, alles ganz schlicht. Die Wirkung ist überwältigend. Stockholm ist in der Weihnachtszeit eine verzauberte Stadt.
Am Morgen geht es früh raus, das wenige Tageslicht nutzen. Der Himmel ist blank geputzt, ein gleißendes nordisches Licht leuchtet die Stadt bis in den letzten Winkel aus Ohne Dudelmusik: Weihnachtsmarkt in der Altstadt Stockholms
und spiegelt sich in den Fenstern der Giebelhäuser in der Altstadt. Wenn Schnee liegt und Eiszapfen vor den Butzenscheiben hängen, ist dies das perfekte Wintermärchen.
Immer wieder biegt eine Kindergartengruppe um die Ecke. Die Schweden sind ein Naturvolk, sie müssen raus. Bei jedem Wetter. Der Besucher kann zum Glück jederzeit ins Café abtauchen. Wenn man dort ein paar Zimtschnecken oder ein Stück warmen Apfelkuchen mit Vanillesoße vertilgt hat, ist man in Pfefferkuchenstimmung.
Danach öffnen die Stände des Weihnachtsmarkts auf dem Stortorget, einem kleinen Marktplatz in der Mitte der Altstadt. Im Vergleich zu deutschen Weihnachtsmärkten fällt ein wesentlicher Unterschied auf: Es dudelt kein „Stille Nacht“aus irgendwelchen Lautsprechern – es ist wirklich still.
An den Ständen gibt es das übliche Angebot, wobei man sich eine Sache nicht entgehen lassen darf: den schwedischen Glühwein – den Glögg. Sein niedriger Alkoholgehalt von zwei Prozent ist den schwedischen Vorschriften geschuldet. Eine Besonderheit sind die eingestreuten Mandeln und Rosinen.
Der höchste Punkt der Altstadt ist die fast 100 Meter hohe Turmspitze der Tyska kyrka, der deutschen Kirche. Bis heute ist die Barockkirche Sitz einer deutschen Gemeinde.
Chorleiter, Kantor und Organist Michael Dierks (47) könnte mit seinen blonden Haaren und blauen Augen auch als Schwede durchgehen. „Musik und Licht sind hier eNtrem wichtig“, sagt er. „Wir haben bei uns 15 Konzerte in der Adventszeit, und die sind locker ausverkauft.“Mittwochs um 15.30 Uhr lässt Dierks das Glockenspiel des Kirchturms erklingen, das älteste in ganz Skandinavien.
An Heiligabend besucht Königin Silvia den Gottesdienst in der deutschen Kirche. Sie sitzt nie in der ersten Reihe, immer in der dritten oder vierten, denn sie kommt als Privatperson. Traditionell ist in Schweden aber eher der Frühgottesdienst am ersten Weihnachtstag von Bedeutung. Michael Dierks erklärt das damit, dass die Bauern in abgelegenen Gebieten früher oft die ganze Weihnachtsnacht hindurch bis zur nächsten Kirche gewandert sind.
Ein wichtiger Feiertag ist der Lucia-Tag: Immer am 13. Dezember versammeln sich die Kinder früh morgens im Kindergarten oder in der Schule. Die Heilige Lucia singt ihre Lieder. Plötzlich wird die Dunkelheit vom Schein ihrer Lichterkrone erhellt. Lucia bringt das Licht – ein feierlicher Moment.