Ausfechten
Es ist ein probates Mittel, dessen sich auch Angela Merkel gern und erfolgreich bedient. Man lade die Parteibasis zu Regionalkonferenzen ein, gebe ihr die Gelegenheit, Dampf abzulassen und vermeide so einen späteren Aufstand auf einem Parteitag.
SPD-Chef Martin Schulz tingelt jetzt durchs Land, um Stimmen zu sammeln für seine politische Zukunft. Zwar hat der Parteivorsitzende als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl mit 20,5 Prozent das schlechteste Ergebnis der einst großen und stolzen Volkspartei in der Nachkriegsgeschichte erzielt – und die SPD steht am Abgrund. Doch will Schulz auch weiterhin an der Spitze bleiben und die Sozialdemokraten wieder zu alter Stärke zurückführen.
Der Parteichef schwenkt nach links, und schon regt sich Widerstand. Mag Schulz auch seiner Partei Geschlossenheit als Gebot der Stunde verordnen, ist jetzt der Kampf um den richtigen Weg und um die Macht in der Partei eröffnet. Mit seinem Strategiepapier hat SPD-Parteivize Olaf Scholz seine Ambitionen mehr als deutlich gemacht. Anders als Schulz setzt er auf einen Mitte-Kurs, auf eine pragmatische Verbindung von wirtschaftlichem Fortschritt und sozialer Gerechtigkeit. Linksruck oder Mitte-SPD – nach ihrem Gang in die Opposition sollten die Genossen jetzt offen darüber streiten und ringen, welchen Weg sie mit welchem Führungspersonal gehen. Dies mit dem Appell an Geschlossenheit weiter aufzuschieben, hat keinen Sinn.
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