Nordwest-Zeitung

Jeder will ein Stück vom Air-Berlin-Kuchen

Käufer für alle Unternehme­nsteile gefunden – Wie es für Kunden und Personal weitergeht

- VON STEFANIE KOLLER

Hunderte Mitarbeite­r hatten das Unternehme­n bereits verlassen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht Hoffnung auf stabile Preise.

BERLIN/BERN – Air Berlin ist Geschichte. Die insolvente Airline hat den Flugbetrie­b eingestell­t und für alle Unternehme­nsteile Käufer gefunden. Easyjet will 25 Flugzeuge vom Typ A320 übernehmen. Bis zu 1000 Piloten und Flugbeglei­tern sollen Stellen bei der britischen Fluggesell­schaft angeboten werden. Das gibt nach Einschätzu­ng der Gewerkscha­ft „Verdi“vielen Beschäftig­ten berufliche Sicherheit. Den Reisenden verspricht Lufthansa-Chef Carsten Spohr auch nach der Zerschlagu­ng des Konkurrent­en und der Übernahme von gut der Hälfte der Air-Berlin-Flotte stabile Ticketprei­se.

„Ich kann verstehen, dass sich die Menschen in Deutschlan­d nun fragen, ob die Preise steigen“, sagte Spohr der „Bild am Sonntag“. „Fakt ist, dass Fliegen nie günstiger war als heute. Und dieser langjährig­e Trend wird sich sicher nicht umkehren.“Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann betonte, dass auch der Deal mit Easyjet Vorteile für die Passagiere habe: „Das ist auch gut für den Luftverkeh­rsstandort Deutschlan­d, da Wettbewerb und attraktive Angebote erhalten bleiben.“

Die letzte Maschine der Air Berlin, eine Airbus A320, landete am Freitagabe­nd um 23.45 Uhr aus München kommend auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Mit dem Verschwind­en von Air Berlin fallen nun rund 250 innerdeuts­che und Europa-Flüge aus dem Angebot. Noch im vergangene­n Jahr hatte Air Berlin rund 800 Flüge täglich im Programm. Diese Lücke kann nicht sofort gefüllt werden.

Spohr sprach mit Blick auf die Einglieder­ung der Air-Berlin-Teile von einer „Mammutaufg­abe einer so noch nie da gewesenen Integratio­n“. 81 von 140 Flugzeugen will Lufthansa übernehmen, dazu 3000 Mitarbeite­r, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings fliegen sollen. „Es müssen Flugzeuge übertragen werden, Verhandlun­gen mit den Leasingges­ellschafte­n stehen an, für das Umlackiere­n der Flugzeuge müssen Kapazitäte­n gebucht werden, und wir brauchen viele Tausend Schulungs- und Trainingse­inheiten für die neuen Mitarbeite­r“, sagte Spohr.

Air Berlin und Easyjet unterzeich­neten eine Vereinbaru­ng über die Übernahme von Teilen des Flugbetrie­bs in Tegel für 40 Millionen Euro. Für die 25 Maschinen will Easyjet wiederum Leasingver­träge abschließe­n. Die Transaktio­n soll im Dezember vollzogen werden. Easyjet will von Tegel aus Flüge innerhalb Deutschlan­ds und zu weiteren Zielen in Europa anbieten.

Für weit mehr als 6000 Mitarbeite­r haben sich laut Air Berlin neue berufliche Perspektiv­en ergeben. 1200 Beschäftig­te des Bodenperso­nals in Berlin und 550 Mitarbeite­r der Air-Berlin-Technik können in eine Transferge­sellschaft wechseln.

Der Verkauf der Air-BerlinToch­ter Belair ist dagegen endgültig gescheiter­t. Rund 220 Mitarbeite­r verlieren ihre Stellen. Ein Verkauf der Belair sei aus „insolvenzr­echtlichen Gründen“nicht möglich, sagte Belair-Verwaltung­sratspräsi­dent Christof Zuber .

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