Wehrhafte Schließzylinder schon ab 30 Euro
ÜRSCHLÖSSER Vier Systeme halten 7inbruchversuchen gut stand – 7inheitliche Kennzeichnung fehlt
BERLIN/KU – Knapp jeder zweite Einbruchversuch in Mehrfamilienhäusern zielt auf die Wohnungstür ab. Manchmal greifen Einbrecher das Türschloss selbst an und gehen brutal vor: Sie bohren es auf, zerstören den Schließzylinder mit Zugkraft, brechen oder drehen ihn aus dem Schloss heraus.
Wehrhafte Schließzylinder sollten solchen Angriffen standhalten. Die Prüfer der Stiftung Warentest haben sich im Test von zwölf Modellen sowohl rabiater als auch „feiner“Methoden bedient. 14 bis rund 92 Euro kosten die Zylinder, die sie in die Mangel nahmen. Testergebnis: Vier versagen im Prüfpunkt Einbruchhemmung und sind damit auch insgesamt mangelhaft: Es sind die Schließzylinder von Evva, Ansa Pro, Bauhaus und Ikon. Die Hälfte der Modelle aber wehrte sich erfolgreich gegen die Einbruchversuche, sehr gute Einbruchhemmung gibt es schon ab 30 Euro, von Iseo. Mit einem insgesamt guten Qualitätsurteil schnitten die Schließzylinder von Dom, Kaba, Abus und Wilka ab („test“, 11/17).
Tipp: Austauschen sollten Sie den Zylinder, wenn der Schlüssel abhandengekommen ist. Sofort handeln müssen Sie, wenn die Handtasche
mit Schlüssel und Adressdokumenten geklaut wurde. Auch wenn ein Umzug in eine neue Wohnung ansteht, ist es sinnvoll den Zylinder zu tauschen. Der Originalzylinder muss beim Auszug wieder eingebaut werden, wenn der Vermieter es verlangt.
Besonders wichtig ist, dass Schließzylinder Angriffen mit der Bohrmaschine oder durch Zugkraft standhalten – so gehen Einbrecher häufig vor, wenn sie sich am Zylinder zu schaffen machen. Ein Großteil
der Modelle im Test meisterte die Prüfungen. Drei Zylinder versagten jedoch beim Bohren, einer beim Ziehen. Sie schneiden in diesen Prüfpunkten mangelhaft ab. Zylinder mit einem zertifizierten Bohr- und Ziehschutz sind davor in der Regel gefeit.
Tipp: Ein Ziehschutz im Zylinder ist nicht in jedem Fall erforderlich: Die Aufgabe übernimmt auch ein Türschild, also eine Abdeckung über dem Schließzylinder.
Bohr- und Ziehschutz sind
nicht alles, wenn es um einbruchhemmende Zylinder geht. Diese sollten noch weitere Sicherheitsmerkmale aufweisen.
Eine hohe Verschlusssicherheit. Dazu gehört unter anderem, dass fünf Stifte den Zylinder blockieren.
Die richtige Länge. Der Zylinder sollte nicht mehr als drei Millimeter aus dem Schloss ragen – Einbrecher könnten ihn sonst mit einer Zange abbrechen. Die richtige Länge des Zylinders ergibt sich aus der Dicke der Tür inklusive Beschlag. Sie wird von der Mitte des Lochs der Stulpschraube – das ist die Schraube, die den Zylinder in der Tür fixiert – jeweils bis zum Rand der Tür mit Beschlag gemessen. Beispiel: Ein 30/35-Zylinder ist nach außen 30, nach innen 35 Millimeter lang.
Kopierschutz. Der Schlüssel sollte nur mit Sicherheitskarte nachzumachen sein. Viele Modelle im Test bieten diesen Schutz.
Doch wie erkennt man einen Zylinder mit zertifiziertem Bohr- und Ziehschutz? Das ist gar nicht so einfach. Für die Kennzeichnung solcher Sicherheitsmerkmale greifen Anbieter auf ganz verschiedene Normen zurück, einige Anbieter nutzen aber auch Zertifikate privater Prüfstellen oder andere, eigene Systeme – manche kennzeichnen ihre Sicherheitsausstattung aber auch gar nicht. Jenseits der Testergebnisse können Verbraucher daher zuverlässige und wenig widerstandsfähige Zylinder im Handel kaum unterscheiden. Einige Produkte im Test tragen keine Angaben zu Bohr- und Ziehschutz – den wichtigsten Eigenschaften wehrhafter Schließzylinder. Acht Schließzylinder sind mangelhaft oder ausreichend gekennzeichnet.