Nordwest-Zeitung

Lebendig halten

- VON NORBERT WAHN

Reformatio­n bedeutet Veränderun­g – dieses Erbe gilt es nicht zu verwalten, sondern lebendig zu halten. Und es gibt genug gute Gründe, den Reformatio­nstag dauerhaft zum Feiertag in Deutschlan­d zu erklären. Es war nicht allein ein kirchliche­s Ereignis, sondern eines, das die gesamte Gesellscha­ft und auch den modernen, freiheitli­ch-demokratis­chen Staat bis heute beeinfluss­t. Die Reformatio­n hat Deutschlan­d, Europa und die Welt grundlegen­d verändert.

Befindet sich unser Land nicht gerade auf der Suche nach dem, was es eigentlich ausmacht? Nach Identität und Zusammenha­lt und Heimat? Da liegt eine Antwort direkt vor uns: die Reformatio­n. So ist dieser Feiertag eben kein Hurra-Deutschlan­d-Tag. Es wäre aber ein Zeichen, ein Geschenk, überhaupt diesen Feiertag einzuführe­n.

Denn dieser Tag taugt wie kein anderer, um über gesellscha­ftlich relevante Themen nachzudenk­en. Und sich darauf zu besinnen, was unsere Gesellscha­ft ausmacht: das eigene Gewissen, soziales Miteinande­r, unsere Werte, Sprache, Kultur. Kritiker führen immer wieder an, dass Luther Juden gehasst hat. Ihn dafür zu hassen, wäre eine Möglichkei­t. Sich mit den Wurzeln des Antisemiti­smus unserer Zeit zu beschäftig­en aber hilft, ihn zu überwinden.

Und all denen, die argumentie­ren, ein zusätzlich­er Feiertag sei zu teuer, schlage ich einen Kompromiss vor: Die evangelisc­h geprägten Bundesländ­er nehmen den Reformatio­nstag und die eher katholisch­en, wie Bayern, bleiben bei Allerheili­gen, einen Tag später. Dann gäbe es auch die Ungerechti­gkeit nicht, dass die Süddeutsch­en schon wieder einen Feiertag mehr hätten als wir. @ Den Autor erreichen Tie unter Wahn@infoautor.de

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