Anspruchsvoll gespielte Kinderweisen
Komponist Jasionowski im Fokus der 403. Ratsmusik – „Misterioso“kontrastiert leichte Stücke
OLDENBURG – Der Komponist Wlodzimierz Jasionowski und sein musikalisches Portrait standen im Fokus der 403. Oldenburger Ratsmusik, die ausnahmsweise im PFL stattfand. Und da der aus Polen stammende und seit 1982 in Oldenburg schaffende Jasionowski auch und vor allem Pianist ist, war für ein musikalisches Porträt ein sehr guter Flügel gefragt. Und der steht eben nicht im Rathaus, sondern im Vortragssaal des Kulturzentrums PFL.
Auf dem „Misterioso“überschriebenen Programm standen insgesamt zwölf Werke und Werkteile des an der Warschauer Musikakademie Fryderyk Chopin ausgebildeten Pianisten. Durch das eineinhalbstündige, pausenlose Programm führte burlesk und schalkhaft Olaf Nollmeyer, ohne dessen Zwischenauftritte die übergangslose Abfolge der Stücke etwas zäh geworden wäre.
Jasionowski hat ein Faible für Kinder. Die „Kompositionen für meine Enkelinnen“geben ein wenig von seiner Kompositionsweise preis, denn die Einzelstücke, etwa „Fahrradfahren – Für Hanna“oder „Mama erzählt mir ein Märchen“, sind ebenso kindwie erwachsenengerecht, kompositorisch anspruchsvoll, aber durch das Aufgreifen bekannter Melodien – Schubert! – auch eingängig und spontan liebens- und hörenswert.
Für Klavier, und hier immer vom Komponisten selbst gespielt, erklangen auch Auszüge aus den beiden Kinderballetten „Max und Moritz“und „Schneewittchen“. Die Einfälle sind schlagend, die Szenerie der Vorlage ist gut nachvollziehbar, Lehrer Lämpel spielt auch Jazz an der Orgel; die Hexe wird rhythmisch vertrackt und kakophon dargestellt: richtig böse!
Zum Schluss reiten der Prinz und Schneewittchen auf dem Schimmel gemeinsam ins Glück: bei so viel süßlichem Kitsch und Schmalz hätte Hollywood ruhig einmal anfragen können.
Die immer vorhandene Seite des Komponisten, die starke anverwandelnde Kraft, zeigte sich am deutlichsten in den fünf Klaviervariationen, die das Motiv von „Hänschen klein“ins Zwölftonale, in der Manier von Satie, von Bach, von Beethoven und von Amerika übertragen und frappierend echt aufspalten. Amerika mit krassem Jazz gefiel den Zuhörern noch am meisten und die bekannte Weise fand ein zweites Mal als Zugabe Verwendung.
Neben Werken für Flöte und Klavier, mit der großartigen Ching-Yi Ho an der Flöte, wurden auch drei Werke für ein Kammermusik-Trio vorgestellt.
Das eindringlichste Werk des Abends, das „Misterioso“für Violine (Barbara Martyna Lauerwald), Cello (Vladimir Knaus) und Klavier (wie immer der Komponist), das auch dem ganzen Nachmittagsprogramm den Namen lieh, erzählte in teils sehr bedrückender, atmosphärisch dichter Stimmung vom Warschauer Aufstand und ließ eine ganz andere Seite Jasionowskis hören, weit ab von Kindern, Enkeln, Jazz und Streichen.