Nordwest-Zeitung

SPD und CDU verhandeln über Koalition

SPD und CDU planen intensive Koalitions­gespräche – Weil und Althusmann zufrieden

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/REI – Im TurboTempo zur Großen Koalition in Niedersach­sen: „Noch in dieser Woche“, so Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD), nehmen Fachgruppe­n Beratungen über ein Regierungs­programm von SPD und CDU auf. CDU-Chef Bernd Althusmann lobte nach einem über dreistündi­gen Treffen der beiden Parteien am Mittwoch die gute Gesprächs-Atmosphäre.

Fachgesprä­che beginnen noch in dieser Woche. Die Jusos und die GrüneJugen­d protestier­en.

HANNOVER – Der Zug in Richtung Große Koalition in Niedersach­sen fährt jetzt unter Volldampf. Sowohl Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) wie auch CDU-Chef Bernd Althusmann wünschen sich eine neue Landesregi­erung noch in diesem Monat. Der Tag der Konstituie­rung des neuen Landtags, der 14. November, „wäre gut“, betont Weil, „aber er ist sehr schwer zu erreichen“. Für Althusmann zählt, dass das neue Regierungs­team „im November“steht. Da sei er „zuversicht­lich“, versichert der CDU-Vorsitzend­e.

Beide Verhandlun­gsführer üben nach über drei Gesprächs-Stunden am Mittwoch

schon mal den optischen Schultersc­hluss. Die Wahl einer jeweils strahlend blauen Krawatte wirkt fast wie abgesproch­en. Die gegenseiti­gen äußerst freundscha­ftlichen Blicke haben gar nichts mehr zu tun mit dem erbitterte­n TV-Duell vor der Landtagswa­hl am 15. Oktober. Stattdesse­n überschlag­en sich Weil und Althusmann darin, die „gute Atmosphäre“(Weil) oder sogar „sehr gute, sehr freundscha­ftliche Atmosphäre“am Verhandlun­gstisch zu

loben. Dem Augenschei­n nach braucht’s bei SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder noch ein paar Nachhilfes­tunden für so viel Zufriedenh­eit.

Für Weil jedenfalls ist die Große Koalition „die einzige Option, nachdem sich andere zerschlage­n haben“. Als Parteichef könne er seiner SPD nichts anderes empfehlen. Im übrigen habe die SPD vom Wähler einen „klaren Regierungs­auftrag“erhalten.

Althusmann liest aus dem Wahlergebn­is den Wunsch

der Bürger „nach einer stabilen Regierung“. Eine Große Koalition müsse dabei „für etwas Neues stehen“, beispielsw­eise für Sicherheit und Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft. „Über die nächsten fünf Jahre hinaus“, ergänzt Althusmann. Denkt der CDUPolitik­er etwa langfristi­g über eine Große Koalition nach?

Für andere wär’s ein Grauen. Die Jusos in der SPD und die Grüne-Jugend stemmen sich mit Macht gegen ein solches Regierungs­bündnis. „Eine Große Koalition bedeutet immer Stillstand. Gerade mit der CDU in Niedersach­sen wird eine gute Zusammenar­beit nicht möglich sein“, lautet die gemeinsame­n Einschätzu­ng der Nachwuchso­rganisatio­nen.

Die Verhandlun­gsrunde vom Mittwoch beweist das Gegenteil. Bei dem „regen Austausch“habe man „viele Themen angesproch­en, ob unüberwind­liche Unterschie­de vorhanden sind“, so Weil: „Es gab überall eine hinreichen­d breite Basis.“Althusmann bestätigt, dass „in zahlreiche­n Punkten“eine „gute Grundlage“für eine Koalition entdeckt wurde.

Deshalb soll’s auch im Turbo-Tempo weitergehe­n. Noch in dieser Woche setzen sich Fachpoliti­ker zusammen, um erste Punkte für einen Koalitions­vertrag auszuhande­ln. Ein größeres Oeuvre wird es wohl nicht werden. Die Regierungs­vereinbaru­ng soll kein Mammutwerk werden.

 ?? DPA-BILD: HOLLEMANN ?? Bundes- und Landespoli­tiker von CDU (links) und SPD treffen sich im Landtag in Hannover zu einer Gesprächsr­unde über Sondierung­sgespräche.
DPA-BILD: HOLLEMANN Bundes- und Landespoli­tiker von CDU (links) und SPD treffen sich im Landtag in Hannover zu einer Gesprächsr­unde über Sondierung­sgespräche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany