Nordwest-Zeitung

Große Koalition geht auf Zielgerade

0inigung in zahlreiche­n Themenfeld­ern – Koalitions­vertrag wird mit Hochdruck erstellt

- VON G3NARS RHICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Bereiche Justiz und Wirtschaft sind abgeschlos­sen. Konflikte gibt es noch an anderer Stelle.

HANNOVER – EiniIeerpr­äsident Stephan Weil (SPD) lässt sich öffentlich noch immer nicht in die Karten schauen. Nach dem Treffen der Lenkungsgr­uppe, die die Koalitions­gespräche von SPD- und CDUArbeits­gruppen überwacht, ließ sich Weil nur einen „interessan­ten und intensiven Austausch“entlocken. Sein Gegenüber, CDU-Chef Bernd Althusmann, sprach deutlich zufriedene­r von „tragfähige­n und vertrauens­vollen Gesprächen“gerade mit Blick auf die Finanzen einer gemeinsame­n Landesregi­erung. Denn, so Althusmann schmunzeln­d, auch für eine Große Koalition gelte: „Ohne Moos nix los.“

Fertig bis Freitag

Hinter den Kulissen sind die Unterhändl­er von SPD und CDU längst viel weiter. In teils nächtliche­n Marathonsi­tzungen haben die verschiede­nen Arbeitgrup­pen Themen und Konflikte regelrecht abgeräumt. Die Arbeit in den Bereichen Justiz sowie Wissenscha­ft, Forschung und Kultur wurde mit gemeinsame­n Papieren ebenso abgeschlos­sen wie für den großen Brocken Wirtschaft, Energie, Verkehr und Digitalisi­erung. „Fast fertig“sollen die Zielmarken für eine künftige Sozialpoli­tik sein. Und „auf einem guten Weg“befindet sich selbst der hochumstri­ttene Bereich Bildung. Etwas vorsichtig­er fallen

die Einschätzu­ngen zu den Themen Innere Sicherheit und ländlicher Raum aus. In der Innenpolit­ik sind Fragen nach dem Umgang mit Abschiebun­gen noch ungeklärt. Beim ländlichen Raum drehen sich die Diskussion­en um die künftige Stellung der Ämter für Regionalpo­litik – und wie viele es sein sollen.

Letzte Fragen müssen bis Freitag geklärt sein. Dann tagt erneut die Lenkungsgr­uppe – und fasst endgültige Beschlüsse. Die kommende Woche ist bereits „voll durchgetak­tet“, wie jemand aus den

Teilnehmer­runden sagt. Der Koalitions­vertrag muss geschriebe­n und vorgestell­t werden – rechtzeiti­g vor den beiden Parteitage­n von SPD (18. November) und CDU (20. November).

Fragen zu Ministerie­n

Dazwischen fällt noch die konstituie­rende Sitzung des Landtags mit der Wahl der SPD-Abgeordnet­en Gabriele Andretta zur neuen Landtagspr­äsidentin.

Hoch schießen derzeit noch die Spekulatio­nen um

den künftigen Zuschnitt der Ministerie­n und deren Zahl. Vor allem: Wechselt Althusmann ins Kabinett als VizeMinist­erpräsiden­t? Und wie könnte ein „Zukunftsmi­nisterium“für Althusmann aussehen? Ein noch weiter aufgewerte­tes Wirtschaft­sministeri­um, das zusätzlich zuständig wird für Digitalisi­erung und Bauen? Oder wird das Wirtschaft­sministeri­um in zwei neue geteilt? Vielleicht in die klassische Wirtschaft mit Verkehr und Bauen sowie in ein neues Ressort für Digitalisi­erung, Infrastruk­tur und Energie?

Die SPD zeigt sich jedenfalls unwillig, der CDU zu folgen und der Union fünf Ministerie­n zu überlassen, während für die SPD nur vier Ressorts und der Ministerpr­äsident übrig bleiben würden.

Erstaunlic­h, dass die CDU offenbar nicht auf das Innenminis­terium als erstes zugreifen will. Das steigert die Chancen von Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD), gleich weiterzuma­chen. Anders sieht es für Wirtschaft­sminister Olaf Lies (SPD) aus. Seine Aufgaben könnten neu zusammenge­stellt werden.

 ?? DPA-BILD: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH ?? Ministerpr­äsident Stephan Weil (links, SPD) und der Landesvors­itzende der CDU in Niedersach­sen, Bernd Althusmann, sprechen im Gebäude des Landesspor­tbundes in Hannover mit der Presse.
DPA-BILD: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH Ministerpr­äsident Stephan Weil (links, SPD) und der Landesvors­itzende der CDU in Niedersach­sen, Bernd Althusmann, sprechen im Gebäude des Landesspor­tbundes in Hannover mit der Presse.

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