Nordwest-Zeitung

Tauziehen um Aussage des Kronzeugen

Mutmaßlich­er IS-Anführer Deutschlan­ds vor Gericht

- VON MICHAEL EVERS

CELLE – Im Prozess gegen den mutmaßlich­en Anführer der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Deutschlan­d, Abu Walaa, gibt es ein Tauziehen um die Aussage des Kronzeugen. Mit mehreren Anträgen hat die Verteidigu­ng des 33-jährigen Irakers und vier mitangekla­gter mutmaßlich­er Gefolgsleu­te am Oberlandes­gericht Celle versucht, die ab Dienstag geplante Aussage des Zeugen zu verhindern. Das Gericht unterbrach die Verhandlun­g zunächst um zu beraten, ob das Verfahren ausgesetzt oder unterbroch­en wird, oder die Zeugenauss­age zurückgest­ellt werden muss.

Bei dem Kronzeugen handelt es sich um einen Ex-ISSympathi­santen aus Gelsenkirc­hen, der sich nach einer Syrienreis­e von der Terrormili­z lossagte und bei den Fahndern auspackte. Zuvor soll die Gruppe um Abu Walaa die Ausreise des Deutschtür­ken (23) organisier­t haben, der sich inzwischen mit seiner Frau in einem Zeugenschu­tzprogramm an einem geheimen Ort befindet. Abu Walaas Verteidige­r hatte Zweifel an dem Kronzeugen geschürt. Dieser erzähle „fantastisc­he Geschichte­n“, die die Behörden nicht überprüft hätten. Trotz jahrelange­r Beobachtun­g habe man Abu Walaa zuvor nie etwas anlasten können.

Der Prozess begann am Dienstag wieder unter erhöhten Sicherheit­svorkehrun­gen. Der Zeuge sollte für seine Aussage unter anderem mit einer Perücke unkenntlic­h gemacht werden. Die Bundesanwa­ltschaft hält Abu Walaa für die zentrale Führungsfi­gur des IS in Deutschlan­d. Er und die Mitangekla­gten müssen sich seit Ende September wegen Unterstütz­ung und Mitgliedsc­haft in der Terrorgrup­pe IS verantwort­en. Sie sollen junge Menschen islamistis­ch radikalisi­ert und in die IS-Kampfgebie­te geschickt haben.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Der Angeklagte: Abu Walaa

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