Tauziehen um Aussage des Kronzeugen
Mutmaßlicher IS-Anführer Deutschlands vor Gericht
CELLE – Im Prozess gegen den mutmaßlichen Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland, Abu Walaa, gibt es ein Tauziehen um die Aussage des Kronzeugen. Mit mehreren Anträgen hat die Verteidigung des 33-jährigen Irakers und vier mitangeklagter mutmaßlicher Gefolgsleute am Oberlandesgericht Celle versucht, die ab Dienstag geplante Aussage des Zeugen zu verhindern. Das Gericht unterbrach die Verhandlung zunächst um zu beraten, ob das Verfahren ausgesetzt oder unterbrochen wird, oder die Zeugenaussage zurückgestellt werden muss.
Bei dem Kronzeugen handelt es sich um einen Ex-ISSympathisanten aus Gelsenkirchen, der sich nach einer Syrienreise von der Terrormiliz lossagte und bei den Fahndern auspackte. Zuvor soll die Gruppe um Abu Walaa die Ausreise des Deutschtürken (23) organisiert haben, der sich inzwischen mit seiner Frau in einem Zeugenschutzprogramm an einem geheimen Ort befindet. Abu Walaas Verteidiger hatte Zweifel an dem Kronzeugen geschürt. Dieser erzähle „fantastische Geschichten“, die die Behörden nicht überprüft hätten. Trotz jahrelanger Beobachtung habe man Abu Walaa zuvor nie etwas anlasten können.
Der Prozess begann am Dienstag wieder unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Der Zeuge sollte für seine Aussage unter anderem mit einer Perücke unkenntlich gemacht werden. Die Bundesanwaltschaft hält Abu Walaa für die zentrale Führungsfigur des IS in Deutschland. Er und die Mitangeklagten müssen sich seit Ende September wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in der Terrorgruppe IS verantworten. Sie sollen junge Menschen islamistisch radikalisiert und in die IS-Kampfgebiete geschickt haben.