Nordwest-Zeitung

Iß nlr Deutschen glücklich sind

Zufriedenh­eits-Hoch in Schleswig-Holstein – Der Osten holt auf

- VON ULRIKE VON LESZCZYNSK­I

Niedersach­sen liegt auf Platz sieben. Interessan­t: Der Nordwesten schneidet mit 7,21 besser ab als der Rest des Landes (7,19).

MÜNCHEN – Keine Spur von German Angst und Jammerossi­s: Der sogenannte Glücksatla­s, der seit sieben Jahren die Lebenszufr­iedenheit in Deutschlan­d misst, zeigt ein Hoch. Nach dem Glücksspru­ng 2016 bleibt das Niveau auf einer Skala von 0 bis 10 mit einem Punktwert von 7,07 diesmal relativ konstant. Ostdeutsch­e und Westdeutsc­he näherten sich in ihrer Lebenszufr­iedenheit an, sagt der Freiburger Finanzwiss­enschaftle­r Bernd Raffelhüsc­hen, der die neue repräsenta­tive Studie im Auftrag der Deutschen Post am Dienstag in München vorstellte. Eine Differenz aber bleibe.

Das Glück, das der Atlas misst, hat nichts mit einem Lottogewin­n zu tun. Es geht um eine Langzeitbe­wertung des eigenen Lebens, um Wünsche, Ziele, Erwartunge­n und Einstellun­gen. Jahrelang lag dieser Wert in Deutschlan­d statistisc­h gesehen um 7,0. Zwischen 2015 und 2016 sprang er auf 7,11 – ein spürbarer Hüpfer. Den neuen, leicht niedrigere­n Wert von 7,07 betrachten die Forscher als statistisc­he Unsicherhe­it und sehen die positive Tendenz als ungebroche­n an. „Das ist ein vollkommen realistisc­hes Bild, das die Deutschen von sich haben“, betont Raffelhüsc­hen.

Für den Ökonomen spielt die wirtschaft­liche Entwicklun­g dabei die entscheide­nde Rolle. „Die Zufriedenh­eit in Deutschlan­d ist generell wegen des materielle­n Zuwachses gestiegen“, resümiert er. Für ihn gibt es dafür objektive Gründe: Die Arbeitslos­enquote habe sich seit 2004 fast halbiert und Erwerbstät­ige könnten sich wegen Lohnzuwäch­sen von rund zehn Prozent mehr leisten als 2007. „Seit zehn Jahren reden wir von einer Krise, stattdesse­n gab es ein Wachstum wie seit den 60er Jahren nicht mehr“, ergänzt er. „Und die Leute empfinden das auch so. Geld macht immer glücklich.“

Aber eben nicht nur. Die höchsten Zufriedenh­eitswerte über 7,5 Punkte vergeben die Bundesbürg­er im Glücksatla­s traditione­ll und sehr stabil für Wohnen und Familie. Erst danach folgen Freizeit, Arbeit, Gesundheit und Einkommen. „Unser wichtigste­r Glückfakto­r sind gelingende, liebevolle, wertschätz­ende soziale Beziehunge­n“, sagt Karlheinz Ruckriegel dazu, Ökonom und Glücksfors­cher an der Technische­n Hochschule Nürnberg.

Der Glücksatla­s belegt, dass die Bundesbürg­er Bedrohunge­n wie Terrorismu­s oder gesellscha­ftliche Entwicklun­gen wie Zuwanderun­g augenschei­nlich nicht als Bremse für ihre Lebenszufr­iedenheit begreifen. Auch nicht im Osten. Dort liegt das Glücksnive­au zwar mit 6,89 Punkten immer noch niedriger als im Westen mit 7,11 Punkten – aber es steigt leicht, während es im Westen eher stagniert oder minimal abfällt. Am glücklichs­ten sind laut Glücksatla­s 2017 bereits zum fünften Mal in Folge die Schleswig-Holsteiner (7,43). Danach folgen Hamburg (7,28), Baden (7,28), Hessen (7,27), Franken (7,26) und Südbayern (7,25). Niedersach­sen liegt auf Platz sieben. Interessan­t: Der Nordwesten schneidet mit 7,21 besser ab als der Rest des Landes (7,19).

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