Nordwest-Zeitung

Lange Wunschzett­el

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Iamaika im Glück! Gute Nachrichte­n von den Steuerschä­tzern für die möglichen Regierungs­partner von morgen. Und auch Länder und Kommunen können sich freuen. Die Einnahmen sollen in Zukunft noch mehr steigen als gedacht.

Mag Interims-Finanzmini­ster Peter Altmaier auch warnen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. So kann sich die künftige Bundesregi­erung doch über ein stattliche­s Milliarden­polster freuen. Das Ziel der „Schwarzen Null“, der Verzicht auf neue Schulden, sollte so auch in den kommenden Jahren erreicht werden. Zumindest darüber scheinen sich Union, FDP und Grüne bei ihren zähen Sondierung­en einig zu sein.

Doch angesichts der langen Wunschzett­el der Jamaikaner reicht selbst der üppige Geldsegen nicht annähernd aus. Die geschätzte­n 19,5 Milliarden Euro extra für den Bund bis zum Jahr 2021 würden allein für den Abbau des Solidaritä­tszuschlag­es gebraucht. Union, FDP und Grüne müssen jetzt bei ihren Wahlverspr­echen Abstriche machen und Farbe bekennen.

Es ist höchste Zeit für spürbare Entlastung­en. Wann, wenn nicht jetzt, sollte die Schraube, vor allem auch für Familien, wieder zurückgedr­eht werden? Wem wenig Netto vom Brutto bleibt, dem fällt es schwer, Vorsorge fürs Alter zu treffen, den Appellen der Politik nachzukomm­en und privat mehr für die finanziell­e Sicherheit im Ruhestand zu tun. Wenn die künftige Regierung wirtschaft­liche Anreize setzen und das Wachstum verstetige­n will, muss sie hier für Entlastung sorgen.

Der schrittwei­se Abbau des Soli wäre ein Anfang und ein wichtiges Signal. Einst als vorübergeh­ende Abgabe zur Finanzieru­ng der deutschen Einheit eingeführt, ist er bis heute geblieben. Ihn für alle Zeit unter anderem Etikett weiterlauf­en zu lassen, wäre eine weitere Steuerlüge.

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