Traum vom Kalifat scheint ausgeträumt
IS-Miliz verliert letzte große Hochburg in ihrem einstmals riesigen Gebiet
DAMASKUS – Der Traum von einem Kalifat scheint vorerst ausgeträumt. Mit der syrischen Grenzstadt Al-Bukamal hat die Terrormiliz Islamischer Staat am Donnerstag ihre letzte große Hochburg in ihrem einstmals riesigen Gebiet im Irak und in Syrien verloren. Es war die jüngste in einer ganzen Serie von Niederlagen für die Extremisten. Erst vergangenen Freitag hatten die Streitkräfte des syrischen Präsidenten Baschar alAssad die Einnahme der Stadt Dair as-Saur im Osten Syriens bekanntgegeben. Und der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi verkündete die Rückeroberung der Stadt Kaim an der Grenze, der letzten Großstadt der Extremisten im Irak, auf der anderen Seite der Grenze von Al-Bukamal.
Die Militäroffensiven auf beiden Seiten der Grenze vertrieben viele der verbliebenen Extremisten in die Wüste östlich und westlich des Euphrat. Der IS kontrolliert nun nur noch einige kleinere Ortschaften an der Grenze sowie eine kleinere Stellung außerhalb von Damaskus.
Nach ihrer Blitzoffensive im Sommer 2014 hatte die Terrormiliz weite Teile Syriens und des Irak unter Kontrolle gehabt und dort ein Kalifat ausgerufen. Damals lösten die Extremisten die Grenzlinie demonstrativ auf und übernahmen die Kontrolle über Infrastruktur, Ressourcen, Versorgungswege und Verwaltung eines zusammenhängenden Gebiets mit einer Bevölkerung von etwa acht Millionen Menschen.
Dass das nun alles verloren ist, bedeutet nicht, dass der IS völlig geschlagen ist. Der Medienarm der Gruppe ist nach wie vor sehr aktiv und versucht, über das Internet Kämpfer zu rekrutieren und zu Anschlägen anzustiften. Und nach wie vor dürfte es Attacken in Syrien und im Irak geben. Doch die Liste der jüngsten Niederlagen des IS ist beeindruckend. Ein Überblick: Ka m: Der letzte konventionelle militärische Kampf der irakischen Truppen gegen den IS spielte sich in Kaim ab, am westlichen Rand der Provinz Anbar an der Grenze zu Syrien. Der Einsatz dort begann in der letzten Oktoberwoche. Am vergangenen Freitag gab der Irak bekannt, die Stadt und den nahegelegenen Grenzübergang zu Syrien unter seine Kontrolle gebracht zu haben. Da r as-Saur: Die syrische Regierung erklärte ebenfalls am vergangenen Freitag, sie habe die volle Kontrolle über Dair as-Saur zurückerobert. Dort waren syrische Truppen und Zehntausende Bewohner fast drei Jahre lang vom IS belagert worden. Al-Rakka: Die De-factoHauptstadt des IS wurde am 17. Oktober nach einer viermonatigen Offensive von den Demokratischen Kräften Syriens (SFD) eingenommen. Die Stadt war das operative Zentrum der Miliz. Al-Majad n: Am 14. Oktober verkündete die syrische Regierung die Einnahme der Stadt Al-Majadin am Westufer des Euphrat. In der Stadt hatten IS-Führer Zuflucht gesucht vor den Kämpfen in AlRakka und Dair as-Saur im Norden und im Irak im Osten. Mossul: Die irakischen Streitkräfte erklärten am 10. Juli den Sieg in Mossul. Obwohl die Kämpfe gegen kleinere Gruppen von IS-Kämpfern in den Tunneln unter der Altstadt noch einige Wochen andauerten, brach der Verlust von Mossul dem geplanten „Kalifat“praktisch das Rückgrat. Die zweitgrößte irakische Stadt diente der IS-Führung als Treffpunkt.