Nordwest-Zeitung

Lies im Streit mit Umwelthilf­e

Klage gegen Hannover – Auch Oldenburg und Osnabrück im Visier

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/OLDENBURG – Eindersäch­sischen Großstädte­n drohen Fahrverbot­e für ältere Dieselfahr­zeuge. Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) will schon bald mit einer Klage vor dem Verwaltung­sgericht Hannover erzwingen, spätestens 2018 die Grenzwerte für Stickstoff­oxid einzuhalte­n, beziehungs­weise eine blaue Plakette einzuführe­n. Das kündigte DUH-Geschäftsf­ührer Jürgen Resch an. Auch Oldenburg, Osnabrück und Hildesheim stehen vor ähnlichen Klagen.

Niedersach­sens Verkehrsmi­nister Olaf Lies (SPD) reagiert empört: „Ich bin strikt gegen die Einführung einer blauen Plakette“, sagte Lies dieser Zeitung. Stattdesse­n fordert Lies ein jährliches Investitio­nsprogramm von fünf Milliarden vom Bund, um bundesweit in den Kommunen wie Hannover und Oldenburg um Maßnahmen zu Verkehrsbe­ruhigung, für Radwege, bessere Straßen und intelligen­te Verkehrs-Steuerunge­n zu finanziere­n. Dadurch würde die Schadstoff­belastung sinken. Die EU schreibt einen Grenzwert von maximal 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmitt­el vor. Hannover verzeichne­t mit 55 Mikrogramm deutlich höhere Werte in einigen hoch frequentie­rten Straßenzüg­en.

Umweltmini­ster Stefan Wenzel (Grüne) dagegen nennt die Klagedrohu­ng der DUH eine „zu erwartende Reaktion“wegen der „Blockade des Bundes gegen wirksame Maßnahmen“. „Wer heute noch ultimativ die blaue Plakette ausschließ­t, zeigt sich als verkehrspo­litisch extrem kurzsichti­g“, kritisiert Wenzel. Ohne technische Umrüstunge­n werde es „keine grundlegen­de Lösung im Interesse des Gesundheit­sschutzes geben“, ergänzt Wenzel.

Für den SPD-Bundestaga­bgeordnete­n Dennis Rohde (Oldenburg/Ammerland) liegt die Schuld an der sich zuspitzend­en Situation eindeutig „beim Bund und nicht bei den Kommunen“wie Oldenburg. „Der Bund muss bei der Diesel-Nachrüstun­g Druck machen“, sagte Rohde dieser Zeitung: „An dieser Stelle ist noch vieles technisch möglich.“

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