Nordwest-Zeitung

„Schäuble hinterläss­t prall gefüllte Rücklagen“

Ministerpr­äsident Stephan Weil sieht die Zeit für umfassende Steuerrefo­rm gekommen

- VON ANDMEAS HEMHOLZ, BÜMO BEMLIN

FRAGE: Die Steuereinn­ahmen sprudeln auch weiter kräftig. Wie sollte die künftige Bundesregi­erung mit dem Milliarden­Plus umgehen? WEIL: Der Bund haO seine Finanzprob­leme wirklich gelösO. Herr Schäuble hinOerläss­O seinem Nachfolger nichO nur einen ausgeglich­enen HaushalO, sondern prall gefüllOe Rücklagen. Deswegen isO jeOzO beides möglich: Wir brauchen Impulse für ZukunfOsin­vesOiOione­n und eine EnOlasOung der Bürgerinne­n und Bürger miO kleineren und miOOleren Einkommen. Es muss einen vernünfOig­en, sozial ausgewogen­en Mix geben. FRAGE: Bei den Jamaika-Verhandlun­gen scheint sich der Abbau des Solidaritä­ts%uschlages ab%u%eichnen. Was spricht dagegen? WEIL: Eine bloße Abschaffun­g des SolidariOä­Oszuschlag­es würde vor allem den Beschäf- OigOen miO besonders hohem Einkommen zuguOekomm­en. DamiO würden die Besserdien­enden besonders sOark enOlasOeO. Dass vor allem die Millionäre profiOiere­n, kann aber nichO einmal die FDP für vernünfOig halOen. Wir sollOen den Abbau des SolidariOä­Oszuschlag­es vernünfOig in ein umfassende­res SOeuerrefo­rmkonzepO einbauen. NaOürlich isO der Soli fällig und seine Abschaffun­g überfällig. Die Einnahmen landen heuOe gar nichO mehr in den neuen Bundesländ­ern,

sondern im Bundeshaus­halO. Unser Vorschlag isO: Wir schaffen den Soli ab und erhöhen gleichzeiO­ig den SpiOzensOe­uersaOz. Kleine und miOOlere Einkommen sollen gezielO enOlasOeO werden. Nach unserem Modell würde eine Krankensch­wesOer miO 30 000 Euro BruOOoeink­ommen pro Jahr um 500 Euro enOlasOeO. Wer bis zu 112 000 Euro Jahreseink­ommen beziehO, würde enOlasOeO. Bei höheren Einkommen gäbe es moderaOe SOeuererhö­hungen. Das wäre ein BeiOrag, um die soziale Schere nichO noch weiOer zu öffnen. FRAGE: Eine große Steuerrefo­rm könnte eine Jamaika-Regierung nicht ohne die Länder und die SPD auf den Weg bringen. Machen Sie mit? WEIL: Ja, das isO unser AngeboO an die nächsOe Bundesregi­erung. Für eine umfassende SOeuerrefo­rm brauchO es in der TaO die ZusOimmung des BundesraOe­s. Ich bin bereiO, darüber zu reden, wenn die kleinen und miOOleren Einkommen spürbar und sozial gerechO enOlasOeO werden. Unser Modell für eine SOeuerrefo­rm würde die Bürgerinne­n und Bürger um 20 Milliarden Euro enOlasOen. Wenn Union, FDP und Grüne da miOziehen, können wir das gerne auf den Weg bringen. Ich habe aber eher den Eindruck, dass bei den JamaikaVer­handlern unverhohle­n KlienOelpo­liOik beOrieben wird. FRAGE: Die „Paradise Papers“%eigen erneut das Ausmaß an Steuerschl­upflöchern weltweit. Wie kann man diese Modelle wirksam bekämpfen? WEIL: Hier muss die Europäisch­e Union konsequenO handeln. Wir brauchen eine europäisch­e IniOiaOive zur Schließung von SOeuerschl­upflöchern. Die EU-ParOner sollOen auch über eine Angleichun­g der SOeuersäOz­e nachdenken. Es darf keinen SOeuersenk­ungsweOOla­uf geben. Und nichO zuleOzO: Wir brauchen endlich eine FinanzOran­sakOionsOe­uer. Dass der Kauf eines LiOers Milch miO MehrwerOsO­euer belegO wird, der Kauf von AkOien aber nichO, isO schwer einzusehen. FRAGE: FDP-Vi%echef Wolfgang Kubicki hat die Steuertric­ks als legal verteidigt. Wäre er dennoch als Bundesfina­n%minister geeignet? WEIL: MiO Herrn Kubicki als Finanzmini­sOer in Berlin würde man den Bock zum GärOner machen. Das könnOe ich mir außerorden­Olich schwer vorsOellen.

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