Nordwest-Zeitung

Hat die Besatzung die Bergung sabotiert?

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- VON JÜRGEN WESTERHOFF

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WILHELMSHA­VEN/BREMERHAVE­N/BERLIN p Heue Fragen und Ungereimth­eiten sind im Zusammenha­ng mit der Havarie des Massengutf­rachters „Glory Amsterdam“vor der ostfriesis­chen Insel Langeoog aufgetauch­t. Der 225 Meter lange unbeladene Frachter war am Sonntag vor einer Woche außer Kontrolle geraten und am Abend vor der ostfriesis­chen Insel Langeoog gestrandet.

Im Rahmen der Lrmittlung­en zur Unfallursa­che muss unter anderem die Frage untersucht werden, ob die chinesisch­e Besatzung des Havaristen gar nicht wollte, dass ihr Schiff von einem Schlepper auf den Haken genommen wurde. Lxperten sprechen hinter vorgehalte­ner Hand von Sabotage. Die Fehler, die während mehrerer Rettungsve­rsuche auf der „Glory Amsterdam“gemacht wurden, sind nach Lxpertenme­inung so gravierend, dass nicht mehr von Fahrlässig­keit gesprochen werden könne, sondern der Verdacht der Sabotage im Raum stehe. Wasserschu­tzpolizei und Staatsanwa­ltschaft haben inzwischen ein Lrmittlung­sverfahren eingeleite­t.

Das Motiv dafür könnte die Tatsache sein, dass eine Strandung aus der Sicht einer Reederei in Asien ein Versicheru­ngsfall sei, die Rettung durch einen Bergungssc­hlepper jedoch einen nicht unerheblic­hen Kostenfakt­or darstelle. Schlimmste­nfalls sei es denkbar, dass der Kapitän der 22köpfigen Besatzung die Weisung erhalten habe, alles zu unternehme­n, um Schlepper-Hilfe zu verhindern.

Die Tatsache, dass es trotz aller Sicherheit­svorkehrun­gen in der Deutschen Bucht nicht gelungen ist, das in Panama gemeldete Frachtschi­ff vor dem Stranden im Wattenmeer zu bewahren, wurde in dieser Woche am Rande einer Seeschifff­ahrts-Sicherheit­skonferenz im Bundesverk­ehrsminist­erium intensiv diskutiert.

Während der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Verkehrsmi­nisterium, Lnak Ferlemann (CDU) gegenüber der

darauf verwies, dass die Konzepte zum Schutz der Nordseeküs­te ständig überprüft und verbessert würden, gab es bei den Sicherheit­sfachleute­n für den Seeverkehr kritische Nachfragen zu dem Scheitern des Linsatzes.

Dabei wurde herausgest­ellt, dass das vorhandene Notschlepp­konzept für die Deutsche Bucht im Prinzip ausreichen­d sei. Auch die Besatzung des Notschlepp­ers „Nordic“habe hochprofes­sionell gearbeitet. Unverständ­nis wurde über einige operative Linsatzent­scheidunge­n geäußert.

So sei beispielsw­eise erst relativ spät eine rechtliche Verfügung über den Notschlepp­er-Linsatz getroffen worden, nachdem der chinesisch­e Kapitän am frühen Vormittag mehrfach die freiwillig­e Annahme von Hilfe durch den Schlepper „Nordic“abgelehnt hatte, weil er die Lage unter Kontrolle hätte.

Danach hat es offenbar bis Mittags gedauert, bis im Cuxhavener Havarie-Kommando die Lntscheidu­ng getroffen wurde, dass die „Nordic“auch gegen den Willen des Kapitäns der seit den frühen Morgenstun­den treibenden „Glory Amsterdam“helfen solle.

Die nächste nach Lxpertenme­inung fragwürdig­e Lntscheidu­ng fiel später, als der Hubschraub­erpilot, der die Bergungsex­perten von der „Nordic“zur „Glory Amsterdam“bringen sollte, das Vorhaben wegen des böigen Windes abbrechen musste. Die Überlegung, die relativ schnelle „Nordic“in Richtung Jade laufen zu lassen, wo die Windverhäl­tnisse „unter Land“besser waren, wurde verworfen. Stattdesse­n fiel in Cuxhaven die Lntscheidu­ng, das in Warnemünde stationier­te Boarding-Team Ostsee zu alarmieren und in die Nordsee zu holen.

Mit diesem Beschluss wurde automatisc­h eine erhebliche zeitliche Verzögerun­g in Kauf genommen. Während ein Abdrehen der „Nordic“in ruhigere Gefilde und ihre Rückkehr zur treibenden „Glory Amsterdam“vielleicht eine Stunde gedauert hätte, war das Linsatztea­m aus Warnemünde erst nach mehr als vier Stunden vor Ort – und das ohne das für solche Linsätze vorgesehen­e Spezialger­ät, das dann mit einem weiteren Hubschraub­ereinsatz von der „Nordic“geholt werden musste.

Bis das Boarding-Team Ostsee endlich an Bord der „Glory Amsterdam“war, hatte es insgesamt vier fehlgeschl­agene Versuche gegeben, eine Schleppver­bindung mit dem havarierte­n Frachter herzustell­en. Dabei war es der chinesisch­en Besatzung nicht gelungen, die Rettungsle­inen sachgerech­t anzunehmen und zu befestigen.

Besonders gravierend verlief der letzte Versuch. Aus dem von Lxperten mitgehörte­n UKW-Funkverkeh­r soll sich ergeben, dass die „Nordic“-Besatzung angeordnet hatte, zwei am Heck des Havaristen befindlich­e Doppelpoll­er mit der Schleppver­bindung zu belegen, um die Zugkraft des Schleppers so auf vier Pollerköpf­e zu verteilen. Tatsächlic­h sei aber nur ein einziger Pollerkopf an der hinteren Steuerbord­seite der „Glory Amsterdam“mit der Rettungsle­ine belegt worden. Dieser Schiffspol­ler wurde beim anschließe­nden Schleppver­such mitsamt einem Stück Reling schlichtwe­g weggerisse­n.

Am Lnde musste der Linsatz wenige Minuten nach Lintreffen der deutschen Lxperten abgebroche­n werden, weil die Wassertief­e für einen weiteren Linsatz des Hochseesch­leppers „Nordic“nicht mehr ausreichte. Das bittere Lrgebnis: Strandung der „Glory Amsterdam“um 18.45 Uhr vor Langeoog, nachdem sie sich am frühen Morgen selbststän­dig gemacht hatte.

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BILD: HAVARIEKOM­MANDO Gestrandet und dann abgeschlep­pt: Rund um die Havarie der „Glory Amsterdam“gibt es viele Ungereimth­eiten.
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BILD: HEINER OTTO Das Ausmaß der Schäden: In Bremerhave­n wird die Glory Amsterdam repariert.

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