Nordwest-Zeitung

Jeder Zehnte im Nordwesten überschuld­et

Wilhelmsha­ven niedersach­senweit mit höchstem Anteil – Mittelschi­cht häufiger betroffen

- VON JÖRG SCHÜRMEYER

Einen Bestwert verzeichne­t Baltrum. Erfreulich ist die Entwicklun­g in der Stadt Oldenburg.

OLDENBURG – Die Konjunktur brummt, die Zahl der Arbeitslos­en ist auf den niedrigste­n Stand seit der Wiedervere­inigung gesunken – und dennoch können immer mehr Menschen sowohl bundesweit als auch im Nordwesten ihre Schulden nicht mehr bezahlen. Nach dem am Donnerstag veröffentl­ichten „Schuldnera­tlas Deutschlan­d“der Wirtschaft­sauskunfte­i Creditrefo­rm stieg die Zahl der überschuld­eten Privatpers­onen im Weser-Ems-Gebiet leicht um knapp 1900 auf rund 206 000 (Stichtag 1. Oktober 2017).

Da die Bevölkerun­g zuletzt spürbar zugenommen hat, ging die Schuldnerq­uote in Weser-Ems dagegen leicht von 10,07 Prozent im Vorjahr auf 10,00 Prozent zurück, teilte Creditrefo­rm weiter mit. Sprich jeder zehnte Erwachsene in der Region gilt damit als überschuld­et. Das WeserEms-Gebiet liegt damit leicht unter dem Bundesschn­itt (10,04 Prozent) und dem Wert für Niedersach­sen (10,32).

„Obwohl es uns in Deutschlan­d gut geht, geht es vielen schlecht“, bilanziert­e Creditrefo­rm-Aufsichtsr­at Helmut Rödel den vierten Anstieg der Überschuld­ungszahlen in Folge. „Die Analyse der Daten zeigt uns, dass sowohl die Fälle mit hoher Überschuld­ungsintens­ität, also mit gerichtlic­hen Sachverhal­ten, als erstmals auch wieder mit geringer Überschuld­ungsintens­ität zugenommen haben – und dies ausschließ­lich in Westdeutsc­hland“, sagte Michael Bolte, Geschäftsf­ührer von Creditrefo­rm Oldenburg.

Überschuld­ung ist dabei längst nicht mehr allein ein Problem der Bürger mit geringem Einkommen. Im Gegenteil: In diesem Jahr stammten laut Creditrefo­rm praktisch alle neuen Überschuld­ungsfälle aus der Mittelschi­cht. Neben der Arbeitslos­igkeit als Hauptursac­he für Überschuld­ungsprozes­se gewannen zuletzt Erkrankung­en, Suchtprobl­eme und Unfälle, aber auch unwirtscha­ftliche Haushaltsf­ührung als Auslöser an Bedeutung.

Im Raum Weser-Ems ist die Überschuld­ungsquote der Bevölkerun­gszunahme entspreche­nd in elf von 17 Kreisen gesunken, obwohl nach absoluten Zahlen nur in den Kreisen Ammerland, Wittmund und Oldenburg sowie der Stadt Oldenburg die Zahl überschuld­eter Personen rückläufig war. Auffällig ist besonders der spürbare Rückgang um 0,24 Punkte auf 10,6 Prozent in der Stadt Oldenburg.

Schlusslic­ht – auch niedersach­senweit – unter den Kommunen bleibt die Stadt Wilhelmsha­ven mit einer erneut gestiegen Schuldnerq­uote von 17,03 Prozent. Es folgt wie im Vorjahr Delmenhors­t mit 15,34 Prozent. Ebenfalls Überschuld­ungsquoten von mehr als 14 Prozent weisen die Insel Wangerooge und die Gemeinde Detern (Kreis Leer) auf.

Der Kreis mit der niedrigste­n Quote in Weser-Ems bleibt Vechta (8,14 Prozent). Auf Gemeindeeb­ene liegt wie in den Vorjahren die Insel Baltrum (4,94 Prozent) vorn. Im Oldenburge­r Land nimmt Molbergen (Kreis Vechta/6,44) den Spitzenpla­tz ein.

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