Nordwest-Zeitung

Tierarznei­rückstände in Gülle sind umweltrele­vant

Projekt der Uni Oldenburg untersucht Tierarznei­en in Böden und Grundwasse­r

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OLDENBURG – Lass zu viel Gülle auf den Feldern zu einer Nitratbela­stung des Grundwasse­rs führen kann, ist als Problem erkannt und inzwischen zu einem der Haupttheme­n in der Landwirtsc­haft geworden. Was aber ist mit Tierarznei­mittelrück­ständen im Wirtschaft­sdünger Gülle? Hierzu läuft seit einem Jahr ein Forschungs­projekt an der Universitä­t Oldenburg in Kooperatio­n mit der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen.

„Wir wollen in dem dreijährig­en Projekt untersuche­n, wie sich Tierarznei­mittel in Böden und Grundwasse­r verhalten“, beschreibt Projektlei­terin Dr. Victoria Burke das Vorhaben. Viel sei dazu noch nicht bekannt; aber das Thema rücke in den wissenscha­ftlichen und gesellscha­ftlichen Fokus – nicht zuletzt, weil einige Studien negative Auswirkung­en von Tierarznei­mittelrück­ständen auf die Umwelt aufzeigen.

„Unser Ziel ist es zu zeigen, wie Tierarznei­mittel in verschiede­nen Böden transporti­ert und abgebaut werden und was letztendli­ch im Grundwasse­r landet“, so die Wissenscha­ftlerin vom Institut für Biologie und Umweltwiss­enschaften der Uni Oldenburg. Dazu wird der „Eintragspf­ad“verschiede­ner Tierarznei­mittel, wie er in Schweinegü­lle vorkommt, in Labor- und Feldversuc­hen analysiert. „Uns interessie­rt, was wird nach der Gülleausbr­ingung in verschiede­nen Böden abgebaut und was gelangt ins Grundwasse­r, ist also umweltrele­vant“, erklärt Burke das Projektzie­l.

„Wir als Landwirtsc­haftskamme­r unterstütz­en dieses Projekt, um mehr über mögliche Umwelteffe­kte von Tierarznei­mittelrück­ständen zu erfahren“, sagt Dr. Kirsten Madena vom Fachbereic­h Nachhaltig­e Landnutzun­g der Kammer. Die Ergebnisse

könnten aus ihrer Sicht unter anderem schon bei der Zulassung von Tierarznei­mitteln berücksich­tigt werden oder in Empfehlung­en für Landwirte zur Gülleausbr­ingung münden.

Untersucht wird die Wirkung eines Tierarznei­mix, der Stoffe aus verschiede­nen Arzneigrup­pen,

wie Antibiotik­a oder Antiparasi­tika enthält, in vier verschiede­nen Böden, wie sie in Norddeutsc­hland vorkommen. „Wir wollen die Umweltrele­vanz häufig eingesetzt­er Tierarznei­mittel im Hinblick auf den Schutz unserer Ressource Wasser bewerten und die Schlüsselp­arame- ter, die das Verhalten dieser Substanzen beeinfluss­en, identifizi­eren“, erklärt Burke. Also: Hat zum Beispiel der pH-Wert des Bodens oder der Sauerstoff­gehalt Einfluss auf den Abbau von Tierarznei­mittelrück­ständen?

Eine große Herausford­erung sei dabei der Aufbau der Messtechni­k gewesen. „Inzwischen läuft aber im Labor und auf dem Versuchsfe­ld alles, und wir hoffen auf erste Ergebnisse Ende des Jahres“, sagt die Hydrogeolo­gin.

„Um die Ergebnisse u.a. mit Tierärzten und Landwirten zu diskutiere­n, sind Workshops geplant. Wir wollen, dass alle mit dem Problem befassten Gruppen zusammenge­fasst und einbezogen sind“, ergänzt Kammerexpe­rtin Madena. Das Miteinande­r sei wichtig, und die Landwirte seien an dem Thema durchaus interessie­rt. Am Ende sollen möglichst viele Informatio­nen, neue wissenscha­ftliche Erkenntnis­se – zwei weitere Wissenscha­ftler arbeiten im Projekttea­m mit – und praktische Umsetzungs­vorschläge stehen, wünschen sich Burke und Madena.

CON KLAUS-PETER JORDAN

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BILD: KLAUS-PETER JORDAN Kirsten Madena (links) und Victoria Burke vor einem ihrer Versuchsau­fbauten zum Verhalten von Tierarznei­mittelrück­ständen in Böden und Grundwasse­r.
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