Geschichten von Fremden und Freunden
Kinder- und Jugendbuchpreis der 4tadt Oldenburg wurde an Julya Rabinowich verliehen
Reise, Flucht und Ankunft im Unbekannten prägten viele Geschichten. Der Preis wurde zum 34. Mal vergeben.
OLDENBURG – „Bei der letzten Preisverleihung habe ich eine Rede vorbereitet und habe nicht gewonnen“, sagte Julya Rabinowich beim Empfang des diesjährigen Kinder- und Jugendbuchpreises der Stadt Oldenburg. „Heute habe ich keine Rede vorbereitet und habe den Preis gewonnen“, ergänzte sie in ihrem Dank an die Jury und die Stadt Oldenburg. Ihr Buch „Dazwischen: ich“erzählt von dem Los der 15-jährigen Madina auf der Flucht und der Ankunft in einem sicheren Land. Fuß zu fassen ist für sie und ihre Familie nicht leicht.
„Hier schreibt eine, die weiß, wovon sie erzählt und die ihre unverwechselbare Sprache dafür gefunden hat. Eine Sprache, die zwischen kindlich und erwachsen, ängstlich und mutig, grausam und weich wechselt“, sagte Claudia Kühn (Peter-HärtlingPreisträgerin) in ihrer Laudatio. Rabinowich war in der Flüchtlingshilfe tätig.
Die unabhängige Jury nominierte aus 300 eingesandten Manuskripten und Büchern zwei Autorinnen und einen Autor. Anne Becker aus Essen mit ihrem Jugendbuchmanuskript „Klickediklack“, Ulrich Fasshauer aus Berlin Claudia Kühn, Tanya Lieske und OB Jürgen Krogmann mit den nominierten Autoren Anne Becker und Ulrich Hassauer, sowie der Preisträgerin Julya Rabinowich (von links).
mit seinem Kinderbuch „Das U-Boot auf dem Berg (TulipanVerlag) und Julya Rabinowich aus Wien mit ihrem Jugendbuch „Dazwischen: ich“(Hanser Verlag). „Durch die Figuren werden in allen drei Werken die Konflikte offenbar“, hatte Nadja Budde, Jurymitglied, festgestellt. In Anne Beckers „Klickediklack“geht es um den Außenseiter Chris, der Stress in der Schule hat und auch zu Hause läuft es nicht gut. Aber dann freundet er sich mit Abdullah an, dem komischen Neuen in seiner Klasse. Als in Chris Leben plötzlich alles durcheinander
gerät, verliert er auch das Vertrauen in Abdullahs Freundschaft. Doch Abdullah beweist sich als sein bester Freund.
Bei Ulrich Fasshauers „UBoot auf dem Berg“geht es um Mauritius und seinem „durchgeknallten“Onkel Christoph. „Psychische Krankheiten haben viele Namen, ich möchte versuchen, einen anderen Blick darauf zu werfen“, sagt Ulrich Fasshauer bei der Vorstellung seines Buches. Auch Kindern könne man zumuten, von diesen Krankheiten zu erzählen, so Fasshauer. „Es ist ein ernstes Thema, aber ein lustiges
Buch“, meint der Autor. Budde wies darauf hin, dass es keine festen Kategorien bei der Beurteilung der Bücher gibt. „Die Themen müssen ein breites Publikum ansprechen und gute Geschichten erzählen“, so Budde. Sie möchte, dass die Bücher gut platziert im Regal stehen, dort gefunden und gelesen werden.
Ganz deutlich traten in diesem Jahr wieder aktuelle Themen in den Vordergrund: Auf der Flucht sein, unterwegs sein, fremd sein, ankommen und zurechtkommen in unterschiedlichen sozialen Verhältnissen – das bildet den Rahmen der Geschichten. Die verschiedenen Protagonisten bewegen sich darin klug, offen und manchmal auch ziemlich schräg, so Budde.
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann meinte, dass der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg eine Ermutigung sei. Alle drei Werke hätten zwar gesellschaftlich hochbrisante, aber nicht unbedingt gängige Themen zum Inhalt. „Wir wollen vor allen Dingen jungen Autorinnen und Autoren helfen, zu veröffentlichen“, meinte der Verwaltungschef. Der Preis habe inzwischen durch seine lange Tradition ein gutes Renommee erreicht. Nicht zuletzt durch das große Engagement der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. „Oldenburg ist eine Hochburg der Kinder- und Jugendbuchliteratur geworden“, so Krogmann. 8000 Euro lässt sich die Stadt den Kinder- und Jugendbuchpreis jährlich kosten. Er wurde in diesem Jahr zum 34. Mal innerhalb der Kibum vergeben.
Was liegt näher, als bei einem Kinder- und Jugendbuchpreis eine junge Band namens „Nufoxas“zu engagierenN „Sir Duke“, ein Lied von Steve Wonder über den Jazzmusiker Duke Ellington, wurde zum Auftakt gespielt. Hervorragend intoniert von einem Saxofon-Quintett der Musikschule Oldenburg. „Worksongs“– Lieder, die auf den Baumwollfeldern von den Sklaven gesungen wurden – hieß das Schlusslied. Grandiose Leistung.