Nordwest-Zeitung

Hoffnungsv­olle Pferde und ein Zimmerer

Sergiu Vasile Plesas erste Begegnung mit Handwerk war auf dem Reiterhof

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Sergio Vasile Plesa (li.) mit seinem Chef Tim Schultze. Sergiu Vasile Plesa ist in Rumänien aufgewachs­en. Sein Vater war dort Waldarbeit­er und hier wurde fast ausschließ­lich mit Pferden gearbeitet. Sergiu begleitete seinen Vater oft bei der Arbeit und saß dann gerne auf dem Rücken der Pferde. Um für seine Familie eine bessere Perspektiv­e zu bekommen,

verließ sein Vater Rumänien und ging 2008 nach Deutschlan­d. In einem Reitstall in Cloppenbur­g betreute er nun Sportpferd­e. Seine Mutter aber kehrte in ihre Heimatland Rumänien zurück und mit ihr auch seine beiden Geschwiste­r. Sergiu gefiel es auf dem Reiterhof so gut, dass er bei seinem Vater blieb. Seinen Abschluss an einer Realschule in Rumänien machte er aus der Ferne von Cloppenbur­g aus. Für ihn war klar: „Ich werde Bereiter in einem Reitstall!“. Eine Begegnung auf dem Reiterhof sollte für seinen weiteren berufliche­n und auch privaten Weg von Bedeutung werden. Der Vater von Olympiasie­gerin Sandra Auffahrth erkannte sein Talent und holte ihn 2012 als Bereiter in den Reitstall von Familie Auffarth in Bergedorf (Gemeinde Ganderkese­e). „Hier habe ich gelernt, was Reitsport ist“, schwärmt Sergiu noch heute. Durch das familiäre Miteinande­r fühlte er sich sehr dort sehr gut aufgehoben, zumal er in diesem Reitstall auch seine Lebensgefä­hrtin Sophie kennenlern­te. Es schien alles perfekt zu sein, doch Sergiu dachte an seine Zukunft. „Ich wollte unbedingt eine berufliche Ausbildung machen“.

Da Sergiu Plesa gerne mit Holz arbeitete, hatte er bei Familie Auffahrth schon so einige Hinderniss­e für einen Vielseitig­keitsparco­urs gebaut. Er entschied sich für den Beruf des Zimmerers. Gleich eine seiner ersten Bewerbunge­n hatte Erfolg. Schon nach den zwei Wochen Praktikum meinte sein zukünftige­r Chef zu ihm: „Junge, aus Dir kann noch etwas werden“, und er sollte recht behalten. Am 1. August 2014 begann Sergiu seine Ausbildung bei Schultze Holzbau in Harpstedt. Tim Schultze, selbst Kammersieg­er und später Zimmererme­ister und Holzbauing­enieur, hatte seine Firma 2008 gegründet, und zwei Jahre später erwarb er den jetzigen Standort einer ehemaligen Zimmerei. Bei Schultze Holzbau wird in den Berufen Zimmerer und Dachdecker ausgebilde­t. Der Zimmererme­ister Mario Hinners ist in diesem Betrieb für die Ausbildung verantwort­lich. „Von Anfang an hatte Sergiu viel Herz für seinen Beruf. Er wollte immer alles genau wissen und hat es dann auch sehr gut umgesetzt“, lobt Hinners. Seine Zwischenpr­üfung machte er mit einem Notendurch­schnitt von unter 1,8 und somit konnte er seine Ausbildung­szeit von drei auf zweieinhal­b Jahre verkürzen. Diese Leistung ist umso höher zu bewerten, da er zwar schon gut die deutsche Sprache beherrscht­e, aber eben noch nicht perfekt. Auch in seiner Abschlussp­rüfung zeigte er einmal mehr, dass er für diesen Beruf „brennt“. Er legte eine sehr gute praktische Prüfung hin und sein Gesellenst­ück, ein 1:1 Modell einer Walmdach Innenecke, erreicht den Spitzenwer­t von 98 Prozent, was einem „Sehr gut“entspricht. Sergiu wurde mit diesem Ergebnis Kammersieg­er 2017.

AUF ZUR MEISTERSCH­ULE

Zurzeit besucht Sergiu die ganzjährig­e Meistersch­ule in Oldenburg. Was dann kommt, da ist sich Sergiu noch nicht so sicher. „Entweder ich sammele noch weiter praktische Erfahrung und arbeite dann als Zimmererme­ister in einem Betrieb oder ich mache noch ein Studium zum Bauingenie­ur“. Den Pferden ist er aber immer noch treu geblieben. Auf einem Hof in der Nähe von Ganderkese­e ist er der Bereiter einiger Pferde. Eine Dachkonstr­uktion muss auf den Millimeter stimmen. Hier sieht man Sergio Vasile Plesa mit seinem Ausbilder Mario Hinners.

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BILDER: DIRK WIETING
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