Ganz Italien leidet mit Gigi
Wie Land und Medien au4 den Bu44on0Rücktritt reagieren
Das WM0Aus der Italie0 ner bedeutete das Ende von Bu44ons Karriere im Nationaltrikot. Der 390 Jährige ließ seinen Ge0 4ühlen 4reien Lau4.
MAILAND – Immer wieder reibt er sich die Augen, als könne er nicht glauben, was passiert ist. Seine Stimme ist brüchig, er meidet den Blick in die Kamera und in die Augen des Reporters. „Wir sind gescheitert“, sagt Gianluigi Buffon, die Torwartlegende, diese Größe des italienischen Fußballs, nach der ersten verpassten WM-Qualifikation Italiens seit 60 Jahren. Mit dem Absturz der Nazionale durch das 0:0 gegen Schweden ist für Buffon der Moment gekommen, um „Addio“zu sagen – zumindest im blauen Trikot.
Vor die Kameras tritt der
39-Jährige nach der Niederlage, wie ihn seine Fans lieben. Er ist der Sympath, dessen Tränen „aufrichtig und passioniert sind“, wie der „Corriere dello Sport“schreibt. Er ist der Teamplayer, dem der Sport beigebracht hat, „wie man in der Gruppe verliert und in der Gruppe siegt, wie man Freude und Schmerz teilt“, wie Buffon sagt. Er ist einer, dem es schwerfällt loszulassen, weil die Zeiten mal so schön gewesen sind.
Als „Gigi“vor fast genau 20 Jahren debütierte, waren einige seiner derzeitigen Mitspieler gerade erst geboren. 2006 markierte der Weltmeistertitel durch den Finalsieg gegen Frankreich im Elfmeterschießen von Berlin den Höhepunkt seiner Karriere.
In mehr als 1000 Pflichtspielen hat der Italiener so ziemlich alles mitgemacht – vor und nach dem Weltmeistertitel stellte „Gigi“Titel und Rekorde auf, erlebte neben
Höhen aber auch Tiefen. Durch ungeschickte Wortund Trikotnummerwahl schob sich Buffon in die Nähe rechtsextremer Sympathisanten. Ein anderer Skandal drehte sich um ein gekauftes Abizeugnis. Buffon machte eine Depression durch, verlor als Unternehmer Millionen.
Seinen Reifeprozess während der zwei Jahrzehnte langen Profi-Karriere konnte die Öffentlichkeit live mitverfolgen, sah ihn als große Ikone in der Werbung und gebührte ihm Anerkennung, als er 2006 nach dem Zwangsabstieg von Juventus Turin als stolzer Nationaltorhüter in der Serie B Bälle hielt.
Die nun verpasste Qualifikation für seine sechste WM folgte auf eine weitere schmerzhafte Pleite in diesem Jahr: Der knapp verfehlte Champions-League-Titel, als er mit Turin im Finale gegen Real Madrid unterlag. Doch mit dem Ende in der Natio-
nalmannschaft ist nicht ausgeschlossen, dass er es nicht noch einmal versuchen wird, sich mit Juventus Turin die Sehnsucht nach dem Henkelpott zu erfüllen.
Seinen Stolz und Ehrgeiz, aber auch seinen Anstand lebte Buffon den jungen Profis im Team vor – etwa als er am Montag mit lautem Klatschen pfeifende Fans während der schwedischen Nationalhymne ermahnte. „Ich hoffe, dass ich wenigstens als Vorbild etwas hinterlassen werde“, sagte Buffon danach.
Dass er bis Montag aber immer noch unumstrittener Anführer der Azzurri war, dürfte für Buffon ein kleiner Trost inmitten all der Trauer sein. Und in seinem schmerzerfüllten Gesicht dürften sich viele Italiener wiedergefunden haben. „Tuttosport“schrieb treffend: „Die Tränen des Capitano – die letzten in azurblau – sind die aller italienischen Fans.“