Nordwest-Zeitung

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- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Der Umfang wirkt gewaltig. Auf 138 Seiten haben SPD und CDU festgelegt, was die beiden Parteien in einer gemeinsame­n Landesregi­erung für Niedersach­sen in den nächsten fünf Jahren planen. Dahinter verbirgt sich wenig Prosa, sondern handfeste Politik. Diese Große Koalition zeigt eine klare Kante, was auf die Bürger zukommt – oder nicht.

Klare Aussagen zum Umgang mit Islamisten: Mehr als zwei Monate Prävention­shaft für Gefährder, schärfere Überwachun­g, Fußfesseln für gewaltbere­ite Glaubenskä­mpfer und mehr Geld für den Verfassung­sschutz zeigen die Entschloss­enheit der Koalitionä­re, den Kampf gegen Terrorgefa­hren aufzunehme­n.

Klares Ja zur Integratio­n von Flüchtling­en, aber auch neue Linie für Flüchtling­e ohne Bleibepers­pektive und abgelehnte Asylbewerb­er: Da ist die Rede vom Zwang zur Rückführun­g, von Anerkennun­g der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsl­änder und vom Ausweisung­sgrund der mangelnden Integratio­nsbereitsc­haft. Diese Handschrif­t kommt nicht mehr grün daher. Die Tönung geht eindeutig in Richtung Schwarz. Schon einmal machte mit Otto Schily ein „roter“Innenminis­ter als „Schwarzer Sheriff“Schlagzeil­en. Boris Pistorius könnte in seine Fußstapfen treten.

Doch zugleich wird deutlich, dass der Schwerpunk­t auf dem Ausbau der Infrastruk­tur in Niedersach­sen liegt. Die Ziele gehen weit über das Thema Digitalisi­erung hinaus. Da geht es nicht nur um den Ausbau eines Breitbandn­etzes bis zum letzten Dorf, sondern um neue und bessere Straßen, mehr Schienenwe­ge, einen Ausbau der Häfen, bessere öffentlich­e Einrichtun­gen von Schulen bis Krankenhäu­ser sowie um mehr Personal für Bildung und Innere Sicherheit, aber auch für die ärztliche Versorgung in der Fläche. Und in der Schulpolit­ik soll Ruhe einkehren mit neuer Verlässlic­hkeit für Lehrer, Schüler und Eltern.

Respekt. Die Ziele sind hoch. Rot/Schwarz wird sich daran messen lassen (müssen).

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

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