Aahl der Islamisten verdoppelt
Land will auf Zulauf reagieren – Inzwischen 800 Salafisten bekannt
Sechs Städte gelten als Brennpunkte. Der LKAPräsident spricht von einer Jugend-Subkultur.
HANNOVER – Niedersachsen will dem weiter um sich greifenden Islamismus mit verstärkter Vorbeugung begegnen. Alleine mit polizeilichen Maßnahmen lasse sich der Salafismus nicht bekämpfen, nötig sei eine umfassende Prävention, sagte der Präsident des Landeskriminalamtes Niedersachsen (LKA), Uwe Kolmey, am Freitag in Hannover.
Erste Erfolge sehen die Sicherheitsbehörden dank der vor eineinhalb Jahren gegründeten Kompetenzstelle Islamismusprävention Niedersachsen. Polizei, Verfassungsschutz, Aussteiger- und Beratungsstellen haben ihre Kräfte gebündelt, um der Propaganda etwas entgegenzusetzen, mit der Islamisten junge Menschen für sich gewinnen.
Seit 2013 habe sich die Zahl der Salafisten in Niedersachsen von 330 auf 800 mehr als verdoppelt, sagte Kolmey bei einer Tagung der Kompetenzstelle. Es gebe einen ungebremsten Zulauf. Noch zu Jahresbeginn lag die Zahl der Extremisten bei 680. Das LKA betrachtet inzwischen sechs Städte als Brennpunkte des radikalen Islamismus. Es handelt es sich um Braunschweig, Wolfsburg, Hildesheim, Göttingen, Hannover und Osnabrück.
„Vieles spricht dafür, dass sich hierzulande eine salafistisch geprägte Jugend-Subkultur herausbildet.“Erfolge bei der Prävention stellten sich nicht über Nacht ein, meinte der LKA-Präsident. Herausforderungen seien die Syrienrückkehrer, die steigende Zahl von Islamisten im Strafvollzug sowie das Entstehen von salafistischen Familienstrukturen.
Die Islamisten erhielten unter anderem über Sozialarbeit Zugang zu jungen Menschen, sagte die Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, bei der Tagung der Kompetenzstelle. Oftmals auf der Straße gebe es Einladungen zum Beispiel zum Fußballspielen oder Grillen.
Die Islamismus-Expertin warnte vor Bemühungen von Extremisten, wie beim Auftritt einer selbsternannten „Scharia-Polizei“in Wuppertal, den öffentlichen Raum für sich zu erobern. In Frankreich oder Großbritannien etwa habe es Versuche von Islamisten gegeben, Passanten für ihr Verhalten nach dem islamischen Scharia-Recht zu maßregeln.