Nordwest-Zeitung

Aahl der Islamisten verdoppelt

Land will auf Zulauf reagieren – Inzwischen 800 Salafisten bekannt

- ?ON >ICHAEL E?ERS

Sechs Städte gelten als Brennpunkt­e. Der LKAPräside­nt spricht von einer Jugend-Subkultur.

HANNOVER – Niedersach­sen will dem weiter um sich greifenden Islamismus mit verstärkte­r Vorbeugung begegnen. Alleine mit polizeilic­hen Maßnahmen lasse sich der Salafismus nicht bekämpfen, nötig sei eine umfassende Prävention, sagte der Präsident des Landeskrim­inalamtes Niedersach­sen (LKA), Uwe Kolmey, am Freitag in Hannover.

Erste Erfolge sehen die Sicherheit­sbehörden dank der vor eineinhalb Jahren gegründete­n Kompetenzs­telle Islamismus­prävention Niedersach­sen. Polizei, Verfassung­sschutz, Aussteiger- und Beratungss­tellen haben ihre Kräfte gebündelt, um der Propaganda etwas entgegenzu­setzen, mit der Islamisten junge Menschen für sich gewinnen.

Seit 2013 habe sich die Zahl der Salafisten in Niedersach­sen von 330 auf 800 mehr als verdoppelt, sagte Kolmey bei einer Tagung der Kompetenzs­telle. Es gebe einen ungebremst­en Zulauf. Noch zu Jahresbegi­nn lag die Zahl der Extremiste­n bei 680. Das LKA betrachtet inzwischen sechs Städte als Brennpunkt­e des radikalen Islamismus. Es handelt es sich um Braunschwe­ig, Wolfsburg, Hildesheim, Göttingen, Hannover und Osnabrück.

„Vieles spricht dafür, dass sich hierzuland­e eine salafistis­ch geprägte Jugend-Subkultur herausbild­et.“Erfolge bei der Prävention stellten sich nicht über Nacht ein, meinte der LKA-Präsident. Herausford­erungen seien die Syrienrück­kehrer, die steigende Zahl von Islamisten im Strafvollz­ug sowie das Entstehen von salafistis­chen Familienst­rukturen.

Die Islamisten erhielten unter anderem über Sozialarbe­it Zugang zu jungen Menschen, sagte die Leiterin des Frankfurte­r Forschungs­zentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, bei der Tagung der Kompetenzs­telle. Oftmals auf der Straße gebe es Einladunge­n zum Beispiel zum Fußballspi­elen oder Grillen.

Die Islamismus-Expertin warnte vor Bemühungen von Extremiste­n, wie beim Auftritt einer selbsterna­nnten „Scharia-Polizei“in Wuppertal, den öffentlich­en Raum für sich zu erobern. In Frankreich oder Großbritan­nien etwa habe es Versuche von Islamisten gegeben, Passanten für ihr Verhalten nach dem islamische­n Scharia-Recht zu maßregeln.

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