Nordwest-Zeitung

Kronzeuge belastet 30 Fifa-Fun0tionär­e

Alejandro Burzaco berichtet von 160 Millionen Euro Schmiergel­d

- VON CLAAS HENNIG

NEW YORK – Angebliche Morddrohun­g im Gerichtssa­al gegen den Kronzeugen der Staatsanwa­ltschaft, ein Suizid und die Offenlegun­g eines mafia-ähnlichen Bestechung­ssystems – der erste Prozess im Zuge des Fifa-Korruption­sskandals im New Yorker Stadtteil Brooklyn hat alle Zutaten für einen HollywoodT­hriller. Die Hauptrolle im ersten Teil: Alejandro Burzaco.

Der frühere Chef einer argentinis­chen Sportmarke­tingfirma belastete die einstmals hochrangig­en Fußball-Funktionär­e José Maria Marin (ExChef des brasiliani­schen Verbandes), Angel Napout aus Paraguay (Ex-Chef des südamerika­nischen Verbandes) und Manuel Burga (Ex-Chef des peruanisch­en Verbandes). Sie sollen über zwei Jahrzehnte Millionen an Schmiergel­dern bei der Vergabe von Fernsehrec­hten eingesteck­t haben. Das Trio plädiert auf nicht-schuldig.

Drohung im Gerichtssa­al

Dass der Vergleich mit einem Mafia-Prozess nicht weit hergeholt ist, zeigte sich, als der 53-Jährige von Todesdrohu­ngen gegen ihn berichtete. Im Gerichtssa­al soll der Angeklagte Burga in Richtung Burzacos mit der Hand über seine Kehle gegangen sein – was nun von Richterin Pamela Chen untersucht wird.

Suizid nach Vorwürfen

Am Dienstag bezichtigt­e Burzaco den 2014 gestorbene­n Ex-Fifa-Vize Julio Grondona, bei der Vergabe der WM 2022 an Katar Ende 2010 für seine Stimme mehr als 800 000 Euro angenommen zu haben. Am Donnerstag gestand Burzaco, mit seiner Firma bis zu seiner Verhaftung vor zwei Jahren 30 FußballFun­ktionäre mit insgesamt bis zu 160 Millionen Dollar bestochen zu haben. Er habe ja gewusst, dass Bestechung Teil des Geschäfts sei, als er 2004 zu seiner Firma kam: „Ich dachte aber nicht, dass es sich in ein so schmutzige­s Geschäft verwandeln würde.“

Burzaco belastete auch den argentinis­chen früheren Regierungs­beamten Jorge Delhon. Der 52-Jährige beging in Buenos Aires nach Burzacos Vorwürfen Suizid.

Mehr als 40 Personen haben sich inzwischen schuldig bekannt, insgesamt mindestens 150 Millionen US-Dollar an Schmiergel­dern angenommen zu haben. Das Schauspiel in dem Brooklyner Gerichtssa­al soll bis zu sechs Wochen dauern. Weitere dramatisch­e Höhepunkte nicht ausgeschlo­ssen.

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