Nordwest-Zeitung

Familie und Beruf gehen nicht zusammen

,r. Heinrich 8efing stellt sein Buch „Jetzt reden die Väter“vor

- VON EILERT FREESE

OLDENBURG – Im Forum St. Peter ging es um die Vereinbark­eit von Ehe, Familie und Beruf. „Das geht gar nicht“, glaubt der Autor des Buches „Jetzt reden die Väter – Geht alles gar nicht“, Dr. Heinrich Wefing (52). Er ist stellvertr­etender Ressortlei­ter Politik bei der Wochenzeit­ung „Die Zeit“. Es ist alles eine Lüge, und Schuld ist die Gesellscha­ft, glaubt Wefing. Individuel­le Lösungen, „alles unter einen Hut zu bringen“, scheitern am System. Und die Politik dürfe die Problemati­k der Vereinbark­eit von Ehe, Familie und Politik nicht auf die Eltern abwälzen. Leise Kapitalism­uskritik schwingt mit.

Es geht nicht um Karrierist­en und um die Männer, die ganz oben stehen. „Es geht auch nicht um die Politiker, die neben ihrer 80-StundenWoc­he sich noch beim Joggen filmen lassen und um sieben Uhr beim Morgenmaga­zin ein Interview geben“, so Wefing. Es sei weniger das Problem von Rechtsanwä­lten, Ärzten und Werbemanag­ern. Nein.

Er erzählt in seinem Buch von dem 43-jährigen Stefano, Kellner in einem italienisc­hen Dr. Heinrich Wefing, Autor des Buches „Geht alles gar nicht“, sprach über die Rolle der Väter.

Restaurant. Stefano hat zwei Mädchen im Alter von drei und sieben Jahren. Er und seine Frau, die ebenfalls arbeitet, sind immer müde. Abgehetzt. Seine kinderlose­n Kollegen sind viel entspannte­r. Ist er gerne Vater? Ja. Arbeitet er gern? Ja. Geht das zusammen? „Ja, weil wir es wollen“, sagt Stefano im Interview.

Aber die Wahrheit: „Ich fühle mich wie ein gehetztes Tier. Im Kopf tobt der Tag. Wir haben immer viel zu wenig Zeit für den Partner, die Kinder und für die Freunde“, so Stefano. Die Rede ist von dem Kind, das morgens mit Beschwerde­n

aufwacht und nicht zur Schule gehen kann. Es ist keine Oma, keine Nachbarin und keine Freundin da, die einspringe­n kann.

Stefano überlegt, da das Kind kein Fieber hat, kann es ja vielleicht den Tag zu Hause verbringen und sich mittags eine Pizza bestellen. „Das ist vielleicht langweilig, aber ich kann zur Arbeit gehen“, hofft Stefano. Es siegt der Kapitalism­us: Er geht zur Arbeit. Sie geht zur Arbeit. Das ist der eigentlich­e Wahnsinn. In der Politik werden große Worte geschwunge­n, aber ändern tut sich nichts, ist der Tenor in dem Buch. „Es muss Schluss sein mit der Vereinbark­eitslüge“, fordert Wefing.

Das Buch erzählt auch die Geschichte eines jungen Mannes, der schon mit 26 Jahren Direktor einer Bank wird. Dann kamen zwei Kinder, er hat gekündigt und ist Berater in Sachen „Teilzeit-Mann“geworden. Die Firmen zeigen anfangs großes Interesse, befürchten dann aber, dass plötzlich 200 Väter gleichzeit­ig in Teilzeit gehen wollen. Die Maschinenf­abrik Trumpf wird als positives Beispiel gezeigt: Die Kinder können bis 19 Uhr im firmeneige­nen Kindergart­en bleiben und das Abendessen kann man aus der Kantine mitnehmen.

Wefing stellt klar, dass sein Buch kein Männerbuch ist. „Auch wenn es zwei Väter geschriebe­n haben. Wir wollen nicht in Konkurrenz treten mit den Müttern, sondern gemeinsam um Lösungen kämpfen.“Die Gruppe „Henna“unterhielt in den Pausen mit exotischer Musik. Veranstalt­er der Lesung waren das Forum St. Peter, die Ökomenisch­e Beratungss­telle für Ehe-, Familien- und Lebensfrag­en und der Katholisch­e Kindergart­en-Trägervere­in.

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BILD: EILERT FREESE

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