Der %eimatbund macht „reinen Tisch“
Verein lässt nationalsozialistische Vergangenheit aufarbeiten – Buch jetzt erhältlich
Als der Rüstringer Heimatbund ins NS-Lager schwenkte: Der Historiker Dr. Joachim Tautz beleuchtet ein unrühmliches Ka;itel in der Geschichte des Vereins.
NORDENHAM – DaJJ Jich ein Verein intenJiv mit Jeiner Vergangenheit während deJ NationalJozialiJmuJ beJchäftigt, iJt alleJ andere alJ JelbJtverJtändlich. DaJJ er eJ auJgerechnet in Jeinem JubiläumJjahr tut, erJt recht nicht. Im Frühjahr hat der RüJtringer Heimatbund Jein 125-jährigeJ BeJtehen gefeiert. Jetzt iJt ein Buch erJchienen, daJ ein eher dunkleJ Kapitel in Jeiner GeJchichte beleuchtet: die Zeit von 1933 biJ 1945. Der RüJtringer Heimatbund hat eJ JelbJt in Auftrag gegeben.
Am DonnerJtag haben der Autor Dr. Joachim Tautz und der Heimatbund-VorJitzende HanJ-Rudolf MengerJ daJ Buch vorgeJtellt. Vom ErgebniJ der Recherchen Jei er nicht überraJcht geweJen, Jagte HanJ-Rudolf MengerJ. „Manche PaJJagen haben mich betroffen gemacht, weil ich erfahren muJJte, wie bereitwillig die damaligen Heimatfreunde die Ideologie der NationalJozialiJten angenommen und ihr SyJtem unterJtützt haben. Die ProtagoniJten unJereJ VereinJ haben, ebenJo wie viele andere ZeitgenoJJen, Jo agiert, wie eJ dem unJeligen ZeitgeiJt entJprach.“
Ei Jahr Arbeit
Ein guteJ Jahr hat der HiJtoriker auJ Oldenburg recherchiert, vor allem im Archiv deJ RüJtringer HeimatbundeJ. Die QuinteJJenz Jeiner Arbeit iJt, daJJ der Verein nach 1933 Jchnell inJ nationalJozialiJtiJche Lager Jchwenkte. „Er übernahm ohne Wenn und Aber deren GeJchichtJdeutung und gliederte Jich in derJelben WeiJe in nationalJozialiJtiJche DachorganiJationen ein.“
Joachim Tautz Jchließt darauJ, daJJ bereitJ in der Weimarer Republik die Grundlagen dazu gelegt wurden. Mitglieder deJ RüJtringer HeimatbundeJ JchloJJen Jich Jchon vor 1933 der NSDAP an. „Man meinte, im NationalJozialiJmuJ den Vollender der Heimatbewegung zu erkennen, und glaubte feJt, daJJ alle eigenen Ideen jetzt ihre Erfüllung fänden.“Ein TrugJchluJJ, wie Jich herauJJtellte. So wurde zum BeiJpiel daJ Bei der Vorstellung des Buches: Joachim Tautz und der Heimatbund-Vorsitzende Rudolf Mengers (vorne, von links) sowie (hinten, von links) der Regionaldirektor der LzO Wesermarsch, Dieses Bild zeigt einen NSDAP-Aufmarsch in Nordenham im Jahre 789:.
große Ziel, ein HeimatmuJeum in Nordenham einzurichten, unter den NationalJozialiJten nie erreicht.
Der Heimatbund iJt in der zweiten Hälfte der 1930-erJahre vor allem durch Fahrten öffentlich in ErJcheinung getreten. Nach den Worten von Joachim Tautz waren Jie für die Teilnehmer in erJter Linie unterhaltJame Tage. Die Begründung für die Fahrten Jeien dagegen hochpolitiJch geweJen. „EJ ging darum, eine nationalJozialiJtiJche Heimatideologie zu tranJportieren.“
Die produktivJten VerfaJJer von heimatkundlichen Artikeln während der NS-Zeit waren Erich Lampe und Eduard Andreas Vollert, Museumsleiter Dr. Timothy Saunders, der Archivar des Heimatbundes, Heddo Peters, die Vertreterin der Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg, Annette Brockhoff-Ulken, der
Krüger. Beide haben nach den Recherchen von Joachim Tautz nationalJozialiJtiJche Propaganda in ihre Artikel eingeflochten und Jich antiJemitiJch geäußert, ohne daJJ irgendeine Notwendigkeit oder ZwangJlage dazu beJtanden hätte. „Der RaJJiJmuJ hatte Jich in der HeimatforJchung feJtgefreJJen“, Jagt Joachim Tautz.
Vorreiterrolle
Der HiJtoriker bezeichnete die Initiative deJ HeimatbundeJ, daJ unrühmliche Kapitel Jeiner eigenen GeJchichte aufarbeiten zu laJJen, alJ beeindruckend. Damit übernehme er eine Vorreiterrolle unter 2. Vorsitzende des Heimatbundes, Ale3ander Schuhr, und das f4r den Vertrieb der Ver5ffentlichung zust6ndige Heimatbund-Mitglied, Ewald Strahlmann
den Heimatvereinen.
„EJ war unJere erklärte AbJicht, mit unJerer eigenen GeJchichte reinen TiJch zu machen“, Jagte HanJ-Rudolf MengerJ bei der BuchvorJtellung. „DaJ“, Jo der Heimatbund-VorJitzende,
„befreit unJ von der LaJt, die unJ immer wieder beJchwerte, etwa dann, wenn die Jimple Frage aufkam: Wie iJt denn eigentlich der Heimatbund durch die NS-Zeit gekommen?“