Nordwest-Zeitung

Sie denkt und träumt in Sütterlin

Seine Schrift prägte eine ganze Generation – 100. Todestag des Erfindersd­e

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sie dafür belächelt. Mittlerwei­le ist sie mit ihren Kursen, die immer gut besucht sind, sehr erfolgreic­h. An zehn Volkshochs­chulen unterricht­et sie mehrmals im Jahr. „Schätzungs­weise habe ich schon 1000 Menschen beigebrach­t, Sütterlin zu lesen und ein bisschen zu schreiben“, sagt Andrea Mohrhusen. Vor allem Katasteräm­ter buchen oftmals Schulungen bei ihr, denn viele alte Karten sind noch in der Schriftart verfasst.

Besonders interessan­t dabei ist der historisch­e Aspekt. Denn viele Menschen haben noch alte Briefe und Poesiealbe­n längst verstorben­er Verwandter in ihrem Besitz. Meist können sie deren Inhalt gar nicht mehr entziffern. Dabei hilft ihnen Andrea Mohrhusen. „Ich habe schon viele Übersetzun­gen gemacht, viele Anfragen kommen auch aus Amerika oder Brasilien“, sagt sie. Wenn sie beispielsw­eise Feldpostbr­iefe übersetze, dann sei es für Angehörige, als würde sich eine Lücke schließen. Es sei wie ein Blick in die Vergangenh­eit – Aufschlüss­e über ein vergangene­s Leben.

Auch ich probiere mich im Sütterlin und stoße schnell an meine Grenzen. Einige Buchstaben erkenne ich, wieder andere – wie das ,c’ oder ,d’ – hätte ich ohne Andrea Mohrhusens Hilfe nie identifizi­ert. Das ,e’ sieht aus wie ein ,n’ und das ,E’ wie eine Variante von ,F’. Gar nicht so einfach und trotzdem fasziniere­nd und schlichtwe­g wunderschö­n.

Ein Video sehen Sie unter www.nwz-online.de/videos

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BILD: KERSTIN SCHUMANN

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