Als Bewerber mehr für sich herausholen
Viele Unternehmen werben begehrte Fachkräfte mit Zusatzleistungen an
Die Vielfalt möglicher Extras ist groß. Man sollte klären: Wie wichtig bin ich?
BERLIN – Mancher Arbeitnehmer träumt vielleicht von kostenloser Kinderbetreuung. Der Nächste von mehr Freizeit, von besserer Altersvorsorge – oder vom Schwimmbad. Klingt nach Wunschdenken? Nicht unbedingt: Wo Fachkräftemangel herrscht, haben Bewerber Aussicht auf Zusatzleistungen.
Da sind zum Beispiel Ausbildungsberufe wie Erzieher, Pflegekräfte, Maschinenbauer oder Handwerker, in denen offene Stellen oft lange leer bleiben. Während eine offene Stelle in der Regel nach 100 Tagen besetzt werden kann, suchen Arbeitgeber in der Altenpflege durchschnittlich 167 Tage nach einem neuen Mitarbeiter. Und im Bereich Klempnerei, Sanitär, Heizung und Klima dauert es rund 156 Tage, zeigt eine Studie der Bundesagentur für Arbeit.
Für Bewerber ist das eine Chance: Einige Betriebe zahlen mehr als die branchenüblichen Gehälter und Tarife, um gute Fachkräfte zu gewin- nen und an ihren Betrieb zu binden. Darauf weist der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hin.
Manche Branchen haben deshalb auch schon die Vergütungen für Auszubildende erhöht – zum Beispiel der Verband deutscher Zahntechniker-Innungen.
Noch deutlicher wird der Wandel des Arbeitsmarkts durch den Fachkräftemangel, wenn es um die begehrtesten Akademiker geht: Manche Ingenieure, IT-Fachkräfte oder Naturwissenschaftler sind inzwischen so nachgefragt, dass sie sich Privilegien Ouasi aussuchen können.
Zeit ist dabei oft am begehrtesten – nicht Geld. Das zeigt eine Erhebung der Unternehmensberatung Kienbaum und der Zeitschrift „Capital“, für die Unternehmen zu ihren Lock-Angeboten befragt wurden. Hoch im Kurs stehen zum Beispiel Arbeit von zu Hause aus oder Chancen auf Sabbaticals. Das bestätigt auch Maike Rademaker vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB): „Viele Arbeitnehmer legen Wert auf eine gute Work-Life-Balance, das heißt vernünftige Arbeitszeiten, Chancen für ein Sabbatical, oder auf gute Weiterbildung.“
Nur wenige Arbeitgeber bieten solche Vorteile allerdings von sich aus an. Bewerber müssen konkret nachfragen – und zwar am besten nach dem Vorstellungsgespräch. Dann gibt es vielleicht auch eine Monatskarte, einen Firmenparkplatz, eine gute Altersvorsorge, zusätzliche Urlaubstage oder Krankenversicherungen zu ergattern. Viele Arbeitgeber passen sich an die Lebenssituationen an – zum Beispiel in Sachen Kinderbetreuung.
Wichtig ist: Man sollte erkunden, wie dringend ein Arbeitgeber einen braucht – und was beim Chef „drin“ist.