Was ist los mit den Pilzen?
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Was ist los mit den Pilzen? Diese Frage beschäftigte mich beim Putzen der ansehnlichen Beute. Steinpilze in großer Zahl und Pfifferlinge. Die Pfifferlinge fielen wie immer aus dem Rahmen, denn sie waren innen und außen sauber und frei von irgendwelchen Mitessern. Die Steinpilze aber genossen diesen Vorzug noch nie. Mehr oder weniger große Anteile des Sammelergebnisses waren in der Regel durch Madenbefall wertlos. Aber diesmal?
Mir fiel das Wunder dieses Ausflugs erst auf, als sich auf dem Rillenblech der Spüle etwas ereignete. Die Putzreste der Steinpilze, die ich gestern unter der Buche im Garten eines entfernten Nachbarn gesammelt hatte, standen noch neben dem Spülbecken. Das Wasser summte auf dem Herd. Da sah ich auf eben diesem Blech sich eine winzige Made, ein sehr zartes Wesen, erkennbar eigentlich nur an dem schwarzen Köpfchen vor einem dünnen weißen Leib, sich aufgeregt hin- und herwinden.
Die Pilzmücke
Es war wohl die Larve der von allen Pilzsammlern geschmähten Pilzmücke aus dem Umfeld der Familie der Botilophia, also derer, die unsere heißbegehrten Röhrlinge besiedeln, durchbohren und bis zur Ungenießbarkeit zerfressen. Sie war am Ende ihres Wachstums angelangt und wollte am Ende ihres Wachstums und ersten Lebens überwechseln in ihr nächstes Stadium, das der Puppenruhe. Irgendwann würde sie danach ihr drittes Leben beginnen, das der Mücke, in das Leben eines Fluginsektes.
In der Zeichnung sieht man das Männchen einer solchen Art derjenigen, die die Röhrlinge lieben. Vieles an diesen mit unglaublichen Sinnen ausgestatteten Schwirrwesen ist noch geheimnisvoll. Wie finden sie sich zurecht in den unglaublichen Gerüchen des Waldes oder der Pflanzengesellschaft? Wie finden sie die Fruchtkörper der Pilze, noch bevor diese die Erde durchbrechen? Wie können sie zwischen ihren Entwicklungsstufen ohne Nahrung auskommen? Wie geht es zu, dass sie genau dann zur Eiablage bereit sind, wenn die Pilze sprießen? Wie wird ihre Hochzeit synchronisiert mit alledem? Es ist staunenswert, wie die Sinne dieser Tiere genau die Zeiten bestimmen können, wenn aus dem im Erdreich verborgenen Pilzgeflecht (Mycelium) die Fruchtkörper – unsere ersehnten Leckerbissen – herauswachsen.
Wenn der Sammler sich glücklich niederbeugt zu der schönen Ernte, sind sie schon da und haben ihren Anteil schon verdaut. Normalerweise. Aber eben in diesem Jahre 2017 nicht so wie sonst.
Schwu"d der #"sekte"
All das ging mir angesichts dieses hilflosen Wesens auf dem kahlen Blech der Spüle durch den Kopf. Aber die Gedanken gingen weiter. So wenig, wie in diesem Jahr an der Windschutzscheibe des Autos bei jedem Tankhalt die Leiber der unvorsichtigen Fluginsekten entfernt werden mussten, also der Käfer, Fliegen, Mücken, Schmetterlinge und Motten, so selten waren in diesem Jahr die Fraßgänge in den von mir gefundenen Pilzen.
Die Gedanken gingen weitet zu den Imkern und ihren Klagen über die Schwindsüchte ihrer Völker, und mir fiel ein, dass die Steinfrüchte in meinem Garten nur dort Früchte brachten, wo ich die Bestäubung mit meinem Zeigefinger vorgenommen hatte.
Diese Gedankenfolge schien mir wert, das Männchen einer Pilzmückenarten, 4,5 mm groß, vollgepackt mit unvorstellbarem Nervenkostüm bei aller Kleinheit, nachzuzeichnen. Am Ende dieses Berichtes greife ich zum Buch der Bücher und lese wie so oft Moses 1, 2,15: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“